In keinem anderen europäischen Land ist der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern so ausgeprägt wie in Deutschland. Dies geht aus einer neuen Datenbank der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

Demnach verdient eine vollbeschäftigte Frau in Deutschland knapp 22 Prozent weniger als ein Mann – der OECD-Schnitt liegt bei einem Minus von 16 Prozent. Die Datenbank erfasst den mittleren Verdienst aller erwerbstätigen Frauen und Männer. Das Gefälle zwischen den Geschlechtern ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Frauen in der Regel in schlechter bezahlten Branchen arbeiten.

 

Frauenanteil in Führungspositionen weit unterdurchschnittlich

Auch was die Anzahl der Frauen in Führungspositionen angeht, ist Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen: Auf kaum vier von hundert Vorstandsposten findet sich hierzulande eine Frau. Dagegen mutet der OECD-Durchschnitt beinahe fortschrittlich an, hier liegt die Frauenquote in den Aufsichtsräten bei immerhin zehn Prozent.

 

Norwegen ist Spitzenreiter in Sachen Frauenförderung

Den höchsten Anteil an Führungspositionen haben Frauen in Norwegen inne, das im Jahr 2006 eine Frauenquote von 40 Prozent eingeführt hat. Auch in Schweden, Frankreich, Finnland und der Slowakei ist der Anteil von Frauen im Top-Management mit 15 bis 20 Prozent vergleichsweise hoch. Die Schlusslichter Europas bilden neben Deutschland die Tschechische Republik und die Niederlande.

 

Frauenquote in Europa vielerorts bereits Realität

Eine Reihe von Ländern versucht inzwischen, mithilfe von Gesetzen eine größere Geschlechterbalance in den Vorstandsetagen zu erzielen: In Spanien, Island, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Italien gelten mittlerweile verschiedene Formen der Frauenquote. Auch die Europäische Kommission will Maßnahmen in diese Richtung ankündigen.

 

Über die Datenbank

Der "OECD-Geschlechternavigator" arbeitet mit Daten aus dem Jahr 2009, dem jüngsten Jahr, das einen umfassenden Vergleich zulässt. Der Navigator enthält auch andere Indikatoren, die das Verhältnis der Geschlechter beleuchten. Dazu zählen etwa Bildungsabschlüsse, Daten zur Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und Männern, zur Lebenserwartung oder zum Anteil von Kindern in öffentlichen Betreuungseinrichtungen. Die Datenbank ermöglicht es, verschiedene OECD- und Schwellenländer zu vergleichen und Entwicklungen für das vergangene Jahrzehnt herauszuarbeiten.