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Seriöse Coaching-Angebote erkennen und finden


Seriöse Coaching-Angebote erkennen und finden

Verträge von Online-Kursen können ungültig sein, wenn der Anbieter keine behördliche Zulassung hat. Das hat jüngst der Bundesgerichtshof entschieden. Coaching-Angebote sind davon größtenteils ausgenommen - entsprechend unübersichtlich ist der Markt. Gewisse Anhaltspunkte können helfen, seriöse von unseriösen Coaches zu unterscheiden.

Anbieter von Online-Kursen, die keine erforderliche behördliche Zulassung haben, riskieren Rückzahlungen und Bußgelder. Das zeigte ein Fall, der kürzlich vor dem Bundesgerichtshof (BGH) gelandet ist:  Ein Teilnehmer eines Online-Mentoring-Programms forderte das bereits gezahlte Geld zurück, nachdem er den Kurs abgebrochen hatte, was der Anbieter zunächst ablehnte. Das BGH gab dem Teilnehmer Recht, weil der Anbieter keine behördliche Zulassung hatte, aber sein Programm laut Fernunterrichtsschutzgesetz die drei Kriterien für zulassungspflichtigen Fernunterricht erfüllte: Wissensvermittlung gegen Entgelt, räumliche Trennung und Lernerfolgskontrolle.

Nicht unter das Fernunterrichtsschutzgesetz fällt Coaching, wo es nicht um Wissensvermittlung geht. Hierbei steht individuelle Begleitung im Vordergrund und es finden keine Lernkontrollen wie Tests, Fragerunden oder Hausaufgaben statt. Zudem ist der Begriff "Coach" in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung; es gibt keine Regelung, die Personen ohne zertifizierte Ausbildung davon abhält, sich auf der eigenen Website oder Visitenkarte so zu nennen. Deshalb tummeln sich viele unseriöse Anbieter auf dem Markt: Immer wieder geraten Ratsuchende an Anbieter, die mehr versprechen, als sie halten.

Verstehen, was Coaching ist

Coaching ist keine Therapie, keine klassische Beratung und auch kein Training. Es geht nicht darum, Ratschläge zu erteilen oder Fachwissen einzutrichtern. Coaches sollen ihre Coachees lediglich bei individuellen Entwicklungsprozessen begleiten. "Wer einen Coach sucht, will sich verändern", schreibt der Journalist Martin Pichler, der seit über 20 Jahren die Coaching-Szene beobachtet, in seinem Buch "So finden Sie den passenden Coach". Coaching soll laut Pichler in erster Linie dabei helfen, bestimmte Ziele zu erreichen, vor allem wenn Hindernisse wie starke Emotionen, Glaubenssätze oder Unsicherheiten im Weg stehen. Diese Ziele können sich auf den Beruf oder das Privatleben beziehen. Häufig stellen auch Organisationen ihren Mitarbeitenden oder Führungskräften persönliche Coaches zur Seite, zum Beispiel, um an bestimmten Fähigkeiten wie Sprechen vor Publikum zu arbeiten. Viele Coaches haben dabei einen klar definierten thematischen Schwerpunkt.

Ein professionelles Coaching ist ein partnerschaftlicher Dialog auf Augenhöhe, in dem Ziele gemeinsam reflektiert und Strategien zur Umsetzung entwickelt werden. Dabei handelt es sich um individuelle Prozessbegleitung; professionelle Coaches erarbeiten die Lösungen zusammen mit ihren Coachees. Reine Trainings- oder Vortragsformate fallen dagegen nicht unter Coaching. Besonders gefährlich wird es, wenn Coaches ihr Angebot als Therapieersatz für psychische Erkrankungen anpreisen. Dafür sind selbst zertifizierte Coaches in der Regel nicht ausgebildet und dürfen das demnach auch nicht.

Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Coaches

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Coaching-Interessierte bei der Wahl einige Kriterien beachten. Weil die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, sollten sie im ersten Schritt die Qualifikationen und Zertifizierungen prüfen. Seriöse Coaches weisen meist bereits auf der eigenen Website eine fundierte Ausbildung nach, idealerweise zertifiziert durch etablierte Coaching-Verbände.

Zudem legen professionelle Coaches Wert auf Transparenz und ethische Standards: Sie kommunizieren offen, wie sie arbeiten, welche Methoden sie nutzen, wie lange ein Prozess dauert und welche Kosten entstehen. Viele orientieren sich dabei an den Ethikrichtlinien ihrer Verbände. Sie arbeiten dabei mit realistischen Zielsetzungen statt leeren Versprechungen. Coaching ist ein Prozess, der Entwicklung ermöglicht, aber keine Erfolgsgarantie geben kann.

Noch wichtiger als die angewandten Methoden ist, dass Coach und Coachee zueinander passen: Die Chemie muss stimmen. Ein Vorgespräch oder eine Probe-Session ist dafür unverzichtbar und sollte im Idealfall kostenfrei oder vergünstigt angeboten werden. Martin Pichler empfiehlt, im Kennenlerngespräch darauf zu achten, ob die Person wirklich zuhört und die eigenen Ziele ernst nimmt. Zudem sollten Coaching-Interessierte immer das Kosten-Nutzen-Verhältnis prüfen. Preise sollten nachvollziehbar sein und zum Markt passen. Interessierte können Erfahrungsberichte und Empfehlungen nutzen. Diese ersetzen allerdings nicht das persönliche Kennenlerngespräch.

Unseriöse Coaching-Anbieter vermeiden: Warnsignale

Neben diesen positiven Auswahlkriterien gibt es auch klare Warnsignale. Dazu gehören:

  • Wunderversprechen: Garantierte Erfolge, Heilungsversprechen oder Versprechungen in wenigen Stunden alle Herausforderungen zu lösen wie etwa "In drei Sitzungen zur Beförderung" oder "Nie wieder nervös vor Publikum" sind unseriös.
  • Intransparente Kosten: Unklare Abrechnungen, versteckte Gebühren oder Vorkasse für lange Zeiträume, wie etwa Pauschalzahlungen über Monate im Voraus ohne Kündigungsrecht, sollten stutzig machen.
  • Druck und Manipulation: Wenn Coaching-Interessierte zum schnellen Vertragsabschluss gedrängt werden, nach dem Motto "Dieses Angebot gilt nur heute", ist Vorsicht geboten.
  • Fehlende Referenzen oder Verträge: Seriöse Coaches arbeiten mit schriftlichen Vereinbarungen, die Rahmen, Ziele und Kosten klären. Wer nichts schriftlich fixieren will, hat meist etwas zu verbergen.

Martin Pichler warnt zudem vor zu viel Eigenlob und Selbstdarstellung ohne Substanz. Skepsis sei angebracht, wenn Online-Bewertungen durchweg überschwänglich oder auffällig gleichlautend sind. Auch Angebote, bei denen es keine klare Abgrenzung zu Therapie oder Training gibt, sind problematisch.

Wo seriöse Coaches zu finden sind

Wer sich auf die Suche nach einem Coaching-Angebot macht, sollte nicht beim erstbesten Google-Ergebnis stehen bleiben. Persönliche Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk sind ihr oft der beste Startpunkt. Ergänzend lohnt sich ein Blick in unabhängige Datenbanken und Verbandslisten, in denen Mitglieder bestimmte Qualitätsstandards erfüllen müssen.

Coaching: Rechtliche Absicherung durch klare Verträge

Um beiden Seiten Sicherheit zu geben und Missverständnisse zu vermeiden, sollte ein professionelles Coaching nicht mit einem Handschlag, sondern mit einem klaren Vertrag beginnen. Darin regeln Coach und Coachee die Ziele, Dauer, Häufigkeit der Sitzungen, Kosten und Vertraulichkeit. Dabei sollte es auch kein Problem sein, das Coaching abzubrechen, wenn es für den oder die Coachee doch nicht passen sollte. Schließlich geht es um persönliche Entwicklung und diese sollte nie mit Druck oder Verpflichtung verknüpft sein. Coachees sollten hier auf eindeutige Formulierungen bestehen.

Häufig beauftragt und bezahlt nicht die gecoachte Person selbst, sondern ihr Arbeitgeber das Coaching – etwa für eine Nachwuchsführungskraft oder eine Person, die befördert werden soll. In solchen Fällen entsteht ein Dreiecksvertrag zwischen Unternehmen, Coach und Coachee. Wichtig ist hier, die Rollen und Erwartungen sauber zu trennen: Das Unternehmen definiert meist den Anlass, zum Beispiel Führungskräfteentwicklung, die Coachees legen aber mit ihren jeweiligen Coaches die individuellen Ziele fest. Damit kein Loyalitätskonflikt entsteht, braucht es eine klare Vereinbarung über Vertraulichkeit: Inhalte aus den Sitzungen dürfen nicht ohne Zustimmung der gecoachten Person an die Personalabteilung oder Vorgesetzte weitergegeben werden. Seriöse Coaches klären die Spielregeln schon vor Beginn der Zusammenarbeit.

Passende Coaching-Ansätze wählen

Systemisch, lösungsorientiert, personenzentriert oder auf Basis der Positiven Psychologie – Coaching kennt unterschiedliche Ansätze. Dabei gibt es nicht die eine richtige Methode. Entscheidend ist, dass der Ansatz zum Anliegen und zur Persönlichkeit der Coachees passt. Wer zum Beispiel an Führungsfragen arbeiten möchte, braucht ein anderes Setting als eine Person, die ihre Resilienz stärken will. Seriöse Coaches drängen nicht auf eine einzige "Wundermethode" und scheuen auch nicht davor zurück, Ratsuchende an eine Kollegin oder einen Kollegen weiterzuempfehlen, wenn der eigene Ansatz oder Schwerpunkt nicht zum Thema passt.

Der Coaching-Markt ist zwar unübersichtlich, doch wer die wichtigsten Kriterien kennt, kann die Spreu vom Weizen trennen. Es gibt viele qualifizierte Anbieter, die ihre Arbeit professionell und verantwortungsvoll ausüben. Wer sich Zeit für die Auswahl nimmt, im Erstgespräch genau hinhört und sich nicht von großen Versprechen blenden lässt, findet mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Coaching-Angebot, das die eigene Entwicklung optimal unterstützt.


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