Warum ein Mitarbeiter des Monats motivierter ist

Gerade hat die Nobel-Stiftung Menschen für ihre herausragende Leistungen für die Gesellschaft geehrt. Auch Unternehmen vergeben Preise wie den "Mitarbeiter des Monats". Inwiefern die Arbeitnehmer dies wertschätzen und ob dies zu ihrer Motivation beiträgt, erklärt Frank Hauser.

Haufe Online Redaktion: Inwiefern motiviert ein Preis als "Mitarbeiter des Monats" die Arbeitnehmer tatsächlich?

Frank Hauser: Wenn Unternehmen Anlässe nutzen, Mitarbeitern Anerkennung zukommen zulassen, ist das sehr positiv, denn das passiert im Arbeitsalltag insgesamt noch deutlich zu wenig. Das klassische Format "Mitarbeiter des Monats" enthält aber ein paar Fallstricke, die die gute Absicht konterkarieren können. Zum einen bleibt die Nachvollziehbarkeit der Auswahl auf Dauer häufiger auf der Strecke. Zum anderen gibt es das Phänomen, dass der Preis in einer bestimmten Gruppe von Mitarbeitern herumwandert. Beides wirkt sich dann negativ auf die Motivation in der Breite der Mitarbeiterschaft aus.

Haufe Online Redaktion: Motiviert daran mehr das öffentliche Lob oder eine damit einhergehende Prämie?

Hauser: Der Wirkungsgrad von öffentlichem Lob ist persönlichkeitsabhängig. Bei einem Mindestmaß an Extraversion - und die kann man bei den meisten Menschen annehmen - kann davon durchaus eine positive Wirkung ausgehen. Wichtig ist, dass der Preis oder die Auszeichnung anerkannt ist und das hat mit den dahinterstehenden Kriterien und dem Auswahlprozess zu tun. Mit den Prämien wird praktisch ein zweiter Motivationskanal angesprochen. Ist der ideelle Wert des Preises hoch, kann die finanzielle oder materielle Prämie geringer ausfallen; sie ist dann für den Motivationseffekt nicht so wichtig. Man kennt das beispielsweise von Olympiamedaillen.

Haufe Online Redaktion: Ist der Mitarbeiter des Jahres nicht eher eine amerikanische Tradition, die sich schlecht auf die deutsche Unternehmenskultur übertragen lässt?

Hauser: Besonderer Leistung eine Bühne zu geben, ist in der amerikanische Tradition in der Tat unmittelbarer zuhause. Fremd ist es in Deutschland aber auch nicht. Ich weise noch einmal auf die Beispiele aus dem Sport hin. Hier gibt es mittlerweile auch relativ verbreitet den besten Spieler des Spiels oder eines Tuniers. Grundsätzlich steckt in der öffentlichen Anerkennung ein Potenzial gute Leistung zu verstärken, wichtigen Themen – den Preisthemen – immer wieder Aufmerksamkeit zu verschaffen und allen eine Inspiration zu liefern.

Haufe Online Redaktion: Was sollten Unternehmen beachten, wenn sie einen solchen Preis für ihre Mitarbeiter einführen wollen?

Hauser: Das Unternehmen sollte auf verschiedene Weise seine Anerkennung für gute Leistung und Einsatz zum Ausdruck bringen. Das Format "Mitarbeiter des Monats" empfehle ich, um damit allgemeiner und grundlegender Anerkennung zum Ausdruck zu bringen: Stellt das Unternehmen jeden Monat einen oder mehrere Mitarbeiter mit seinen Aufgaben und Hintergrund vor, schafft es eine gute Basis für eine Atmosphäre von Zugehörigkeit, Aufmerksamkeit und Anerkennung. Besondere Leistungen sollten dann unabhängiger von dem Monatsformat anerkannt werden und sich nicht notwendigerweise auf einen Mitarbeiter beschränken. Dabei hilft es, wenn Budgets für eine Ad-hoc-Anerkennung verfügbar sind. Ein Preisformat im engeren Sinne eignet sich dann für eine Vergabe in etwas größeren Abständen zu Themen und Leistungen, die klar definiert sind und bei der die Auswahl für alle nachvollziehbar ist.

Frank Hauser ist Leiter des Great Place to Work Instituts Deutschland, das den gleichnamigen Arbeitgeberwettbewerb durchführt.

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