Mitarbeiterbindung: Die internen Talente tatsächlich fördern

In der Theorie klingt es einfach: Unternehmen möchten ihre Talente binden, indem sie Perspektiven bieten und offene Stellen intern besetzen. Jedoch scheitern Unternehmen laut einer Studie an der Umsetzung dieses Plans. Die Studienautoren suchten nach den Gründen – und wurden fündig.

Ganze 79 Prozent der befragten Unternehmen aus Deutschland sehen in der internen Rekrutierung ein wichtiges Instrument, um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Damit liegen die deutschen Unternehmen unter den europäischen Spitzenreitern – in Großbritannien geben dies beispielsweise nur 55 Prozent an. Zudem befürchten auch 59 Prozent der Befragten aus Deutschland, dass sie ihre Talente verlieren könnten, wenn sie nicht für Perspektiven, also für die interne Stellenbesetzung, sorgen. Jedoch werden am Ende in der Praxis nur ein Drittel der ausgeschriebenen Stellen in den Unternehmen tatsächlich mit internen Mitarbeitern besetzt.

Das sind Ergebnisse einer Studie von Cornerstone in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Personalmanager. 104 Unternehmen haben daran teilgenommen; die meisten haben ihren Hauptsitz in Europa.

Vier Gründe für den Praxis-Gap in den Plänen zur Mitarbeiterbindung

Woher kommt dieser Gap zwischen theoretischem Interesse an der Mitarbeiterbindung und dem praktischen Umsetzungsmangel in der internen Stellenbesetzung? Die Studienautoren haben dafür vier Gründe aus den Ergebnissen abgeleitet.

Der erste Grund besteht danach in fehlendem Know-how bei der internen Rekrutierung: 89 Prozent setzen hier nur auf klassische Stellenausschreibungen, um Mitarbeiter auf die offenen Positionen aufmerksam zu machen. Und das obwohl die Unternehmen selbst erkennen, dass dies noch nicht ausreicht. Denn ganze 84 Prozent halten die internen Ausschreibungen für kein gutes Instrument, um intern eine Karriere voranzutreiben. An Maßnahmen der Personalentwicklung wie die Laufbahn- und Nachfolgeplanung oder eine Karriereseite mangelt es jedoch laut den Studienautoren.

Ein zweiter Grund, warum Unternehmen selten intern rekrutieren, liegt nach den Studienautoren in ihren Zweifeln an der eigenen Unternehmenskultur: Offenbar haben sie Angst vor internen Konkurrenzkämpfen und Streitigkeiten unter den Mitarbeitern, die das Unternehmensklima beeinträchtigen könnten.

Fehlende Zahlen und Software für interne Rekrutierung

Daneben könnte aber auch ein einfacher Messfehler Grund für die schlechten internen Rekrutierungszahlen sein. Die Unternehmen scheinen schlichtweg nicht zu wissen, wie erfolgreich sie dabei tatsächlich sind – das schließen die Autoren aus den folgenden Zahlen: 43 Prozent der befragten Unternehmen haben keine Leistungskriterien, anhand derer sie den Erfolg der internen Rekrutierung messen können. Nur 39 Prozent messen den Erfolg mithilfe einfacher Kennzahlen wie der Anzahl der intern besetzen Stellen. Darum gehen die Studienautoren davon aus, dass die Zahl der tatsächlich besetzten Stellen höher liegen könnte als von den Unternehmen angegeben beziehungsweise vermutet.

Die fehlende Transparenz über Kennzahlen und Arbeitsprozesse lässt sich wohl auch darauf zurückführen, dass der Einsatz von HR-Software im Umfeld der Leistungsbemessung und Karriereverfolgung eher selten ist. Dies geben die Studienautoren als vierten Grund für die fehlende Umsetzung der internen Rekrutierung an.

Fachkräftemangel könnte hausgemacht sein

Als Resümee führen die Studienautoren an: "Es mangelt nicht an qualifizierten Mitarbeitern, sondern – innerhalb der Unternehmen – an Rekrutierungsstrategien". Der viel diskutierte Fachkräftemangel wird damit doch wieder auf das Argument zurückgeführt, dass es genug Fachkräfte gibt – man müsse sie nur finden.

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