Feedback: Jeder Fünfte versteht seinen Chef nicht

Eine Studie zum Thema "Feedbackkultur" offenbart Missverständnisse zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten: Jeder Fünfte versteht demnach oft nicht, was sein Chef ihm mit seiner Kritik sagen möchte. Daneben zeigt sich: Viele Mitarbeiter möchten häufiger gelobt werden – vor allem die jungen.

In vielen Unternehmen stehen bald wieder zum Beginn des neuen Geschäftsjahrs die Mitarbeitergespräche an. Pünktlich dazu haben der Personalberater von Rundstedt und der Marktforscher Innofact 615 Berufstätige zur Feedbackkultur in ihrem Unternehmen befragt.


Die Studie offenbart, dass es bei formellen und informellen Feedbackgesprächen nach wie vor Nachholbedarf in deutschen Unternehmen gibt. So sind nur 37 Prozent der befragten Arbeitnehmer der Meinung, ausreichend Feedback von ihren Vorgesetzten zu erhalten. Dabei sind die meisten Mitarbeiter der Meinung, dass es gar nicht genug Feedback geben kann; nur rund ein Fünftel fürchtet, dass das Betriebsklima unter zu häufiger Kritik leidet.

Ältere können auf Lob vom Chef verzichten

Doch nicht nur an der Frequenz des Feedbacks, auch an dessen Qualität scheint es mancherorts zu mangeln. So gibt etwa jeder Fünfte an, dass er oft nicht wüsste, was sein Vorgesetzter ihm mit seinem Feedback sagen möchte. Immerhin gut vierzig Prozent der Befragten erleben die Rückmeldungen ihres Chefs meist als konstruktiv.


Vier von zehn Berufstätigen wünschen sich darüber öfter mal ein Schulterklopfen vom Chef  vor allem die jüngeren Mitarbeiter: Fast jeder Zweite der 18- bis 34-Jährigen spricht sich für mehr Lob im Arbeitsalltag aus, während es bei den 50- bis 69-Jährigen gerade einmal jeder Dritte ist.

Rund jeder Fünfte berichtet von einem Vorgesetzten mit sehr selektivem Feedback, der immer dieselben Mitarbeiter lobt oder kritisiert.

Feedback per Einbahnstraßenprinzip

Die Studie offenbart neben verbesserungsfähiger Frequenz und Qualität einen weiteren Schwachpunkt des Vorgesetzten-Feedbacks: Es gestaltet sich demnach meist einseitig. So können nur 23 Prozent der Befragten davon berichten, dass sich ihr Vorgesetzter auch andersrum bei ihnen Feedback zu seinen Leistungen und seinem Führungsstil abholt. Demnach wenden sich Führungskräfte mit Feedbackbedarf deutlich häufiger an männliche Mitarbeiter (28 Prozent) als an weibliche (18 Prozent).


Vielleicht müssten die Mitarbeiter hier offensiver vorgehen – zumindest wenn sie es mit den oberen Führungsebenen zu tun haben: Denn eine Umfrage von Metaberatung unter 3.895 Führungskräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat kürzlich gezeigt, dass sich erfahrene Top-Executives in Deutschland Management-Feedback gegenüber aufgeschlossen zeigen; demnach sind sie durchaus bereit, ihre Fehler zuzugeben und daraus zu lernen.


Etwas schwieriger könnte sich das Bottom-up-Feedback dagegen bei Vorgesetzten aus dem mittleren Management gestalten: Diese tendieren nämlich der gleichen Befragung zufolge eher dazu, sich beratungsresistent zu zeigen und Fehler unter den Tisch zu kehren.

Feedbackgespräche in der Kritik

Gerade formale Feedbackgespräche stehen aufgrund der oben genannten Schwachstellen immer wieder in der Kritik: Sie seien zu selten, zu steif, zu einseitig. Mancher Manager und Personaler forderte daher schon, Mitarbeitergespräche komplett abzuschaffen - so auch Zhengrong Liu, damals Personalleiter bei Lanxess, in einem Interview mit der "wirtschaft + weiterbildung".


In der Praxis lassen sich Unternehmen bereits Alternativen einfallen: etwa monatliche oder gar wöchentliche Reviews statt jährlicher Gespräche oder Peer Reviews anstelle von einseitigen Chefkritiken.


Mehr dazu lesen Sie im Serienteil "Zeitgemäße Mitarbeitergespräche führen" aus unserer Kolumne Personalentwicklung, in der Kolumnist Oliver Maassen Alternativen zum jährlichen Mitarbeitergespräch vorstellt.

Doch ob wöchentlich oder jährlich, formell oder informell: Feedback sollte bestimmten Regeln folge. Eine Checkliste mit Feedbackregeln beim Mitarbeitergespräch finden Sie hier im Haufe Personal Office.