Die erfolgreichsten Managementinstrumente weltweit
Welches sind die beliebtesten Management-Methoden weltweit und wie haben sich die Management-Instrumente und deren Verbreitung seit 1993 verändert? Die aktuelle Ausgabe der Studie „Management Tools & Trends 2015“ von Bain & Company zeigt: Weltweit ist mehr als die Hälfte der befragten Top-Manager auf der Suche nach neuen Werkzeugen, um drängende Herausforderungen wie wachsende Komplexität, Internetkriminalität und sinkende Kundenloyalität in den Griff zu bekommen. Zufrieden zeigen sich die Führungskräfte vor allem mit dem Einsatz von Managementtools mit großem Wirkungskreis, zum Beispiel umfassende Transformationsprojekte. Von Methoden mit geringerer Schlagkraft sind sie deutlich weniger überzeugt. Insgesamt jedoch variiert der Einsatz von Managementtechniken je nach Region, Unternehmensgröße und konkreter Geschäftslage.
Weniger Management-Instrumente im Einsatz
In Europa, wo Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien befragt wurden, hat die Zahl der eingesetzten Managementinstrumente leicht abgenommen – von 6,8 im Jahr 2012 auf heute 6,6. Die wenigsten Tools nutzen dabei die Franzosen mit 5,1. Mit 6 liegen die Deutschen nur knapp dahinter. Generell wenden größere Unternehmen mehr Techniken an als kleinere, allerdings nimmt die Zahl der genutzten Managementwerkzeuge in mittelgroßen Unternehmen zu.
Zufriedenheit mit Management-Instrumenten: Innovationslabore top, Outsourcing flop
Instrumente wie disruptive Innovationslabore, Kundensegmentierung, strategische Planung und Mitarbeiterbefragung erzielen bei europäischen Managern die höchsten Zufriedenheitswerte. Ernüchterung hingegen hat sich in Bezug auf Outsourcing eingestellt. „Die wichtigsten Ziele beim Outsourcing sind traditionell Effizienzsteigerung, Komplexitätsreduktion durch die Konzentration auf das Kerngeschäft und Verbesserung der Servicequalität“, erläutert Walter Sinn, Deutschlandchef von Bain & Company. „Unternehmen starten mit viel Optimismus in solche Projekte und sind mit der Zeit enttäuscht. Denn es ist nicht einfach, die richtigen Service-Level-Vereinbarungen zu definieren und die sich im Zeitverlauf verändernden Anforderungen anzupassen.“
Die Top-10 Management-Instrumente in Deutschland 2015
| Top 10 nach Nutzung (in %) | Top 10 nach Zufriedenheit (von 1-5) |
| Kundenmanagement (49 %) | Disruptive Innovationslabore (4,20) |
| Outsourcing (49 %) | Strategische Planung (4,09) |
| Benchmarking (48 %) | Big-Data-Analyse (4,07) |
| Mitarbeiterbefragung (40 %) | Szenarioplanung (4,00) |
| Kundensegmentierung (40 %) | Zero-Base-Budgetierung (4,00) |
| Balanced Scorecard (39 %) | Loyalitätsmanagement (3,94) |
| Change-Management-Programme (37 %) | Benchmarking (3,92) |
| Leitbildentwicklung (36 %) | Leitbildentwicklung (3,89) |
| Lieferkettenmanagement (30 %) | Kundensegmentierung (3,88) |
| Qualitätsmanagement (27 %) | Lieferketttenmanagement (3,87) |
Die meistgenutzten Management-Instrumente in Europa
Die meistgenutzten Management-Instrumente in Europa sind Kundenmanagement, Benchmarking, Outsourcing und Balanced Scorecard. Dagegen werden innovative Werkzeuge wie Zero-Base-Budgetierung und disruptive Innovationslabore am seltensten eingesetzt.
In Deutschland wiederum werden Kundenmanagement, Outsourcing und Benchmarking am häufigsten angewendet. Im internationalen Vergleich unterrepräsentiert sind hierzulande die Klassiker strategische Planung, die Verbesserung interner Prozesse (Business Process Reengineering) und Szenarioplanung. Gleiches gilt für moderne Techniken wie Big-Data-Analyse und digitale Transformation. „Der Aufholbedarf der deutschen Unternehmen hinsichtlich Analyse- und Digitalisierungswerkzeugen lässt sich hier klar ablesen“, so Bain-Chef Sinn. „Das Thema Digitalisierung hat allerdings in vielen Unternehmen inzwischen Top-Priorität“.
Insgesamt sind die Führungskräfte in Europa mit den von ihnen eingesetzten Werkzeugen zufriedener als ihre Kollegen in Nordamerika. Geringer aber ist ihre Zufriedenheit im Vergleich zu Top-Managern in Asien. Ursächlich dafür könnte sein, dass die Unternehmen in den etablierten europäischen Volkswirtschaften weniger auf aggressives Wachstum aus sind als ihre Wettbewerber in den sich entwickelnden Märkten Asiens.
Veränderungen der Management-Instrumente im Zeitverlauf
Die Beliebtheit und der Einsatz einzelner Management-Instrumente verändern sich im Zeitverlauf. Während die Nutzung von Kundenmanagement und Benchmarking in Europa konstant bleibt, wird Qualitätsmanagement heute weit weniger angewendet als noch vor 20 Jahren. Insgesamt unterliegen viele Managementwerkzeuge einem Lebenszyklus, der an den von Konsumartikeln erinnert.
Rund 45 Prozent der befragten europäischen Führungskräfte wollen in den kommenden drei Jahren stärker auf Umsatzwachstum setzen als auf Kostensenkungsprogramme. Daher werden Methoden wie Big-Data-Analyse, mit deren Hilfe Unternehmen Kundensegmente besser verstehen, an Bedeutung gewinnen. In Deutschland werden Szenario- und strategische Planung sowie Zero-Base-Budgetierung eine größere Rolle spielen. „Das Instrument der strategischen Planung verkommt in der Unternehmenspraxis allzu oft zu einer operativen Diskussion um Budgets und Allokationen“, so Bain-Deutschlandchef Sinn. „Zu oft funktionieren die Übersetzungsmechanismen in den Unternehmensalltag nicht. Das muss sich ändern.“
Management-Instrumente: Die weltweiten Top 10 im Zeitverlauf
| 1993 | 2000 | 2015 |
| Leitbildentwicklung | Strategische Planung | Kundenmanagement |
| Kundenzufriedenheit | Leitbildentwicklung | Benchmarking |
| Qualitätsmanagement | Benchmarking | Mitarbeiterbefragung |
| Wettbewerbsanalyse | Outsourcing | Strategische Planung |
| Benchmarking | Kundenzufriedenheit | Outsourcing |
| Leistungsabhängige Vergütung | Wachstumsstrategien | Balanced Scorecard |
| Reengineering | Strategische Allianzen | Leitbildentwicklung |
| Strategische Allianzen | Leistungsabhängige Vergütung | Lieferkettenmanagement |
| Zykluszeitreduktion | Kundensegmentierung | Change-Management-Programme |
| Autonome Teams | Kernkompetenzen | Kundensegmentierung |
Neue Herausforderungen erforden neue Management-Instrumente
Komplexitätsmanagement ist nach wie vor kein hinreichend genutztes Tool. Dabei identifizieren europäische Führungskräfte die wachsende Komplexität als eines ihrer drängendsten Probleme. Doch Unternehmen in Europa greifen eher auf traditionelle Methoden wie Benchmarking und Mitarbeiterbefragungen zurück. Dagegen sind Firmen in Schwellenländern häufig Pioniere in der Anwendung neuer Techniken wie Big-Data-Analyse, digitale Transformation und disruptive Innovationslabore.
Insgesamt sehen die Befragten die folgenden Entwicklungen als große Herausforderungen für das Management:
- Wachsende Komplexität: Fast 70 Prozent der europäischen Führungskräfte erwarten, dass steigende Komplexität höhere Kosten verursacht und das Wachstum ihres Unternehmens bremst.
- Cyber-Attacken: Die Bedrohung durch Internetkriminalität steht auf der Agenda der Führungskräfte in Europa ganz weit oben. Fast 50 Prozent fürchten, dass sensible Kundendaten in die Hände von Hackern fallen könnten. In Asien sind sogar knapp zwei Drittel der Befragten beunruhigt, in Nordamerika sechs von zehn.
- Steigende IT-Kosten: 56 Prozent der europäischen Führungskräfte glauben, dass die Kosten für Informationstechnologie in den kommenden drei Jahren steigen müssen, damit ihre Organisation wettbewerbsfähig bleibt. 40 Prozent sind der Ansicht, dass ihre vorhandene, oftmals veraltete IT-Infrastruktur das Wachstum ihrer Unternehmen bremst. In Deutschland sind nur 29 Prozent dieser Auffassung.
- Schwindende Kundenloyalität: Rund um den Globus sorgen sich Top-Manager um die Markentreue ihrer Kunden. Sechs von zehn geben an, dass diese abnimmt. In Deutschland glauben 50 Prozent, dass die Kundenloyalität sinkt.
- Erkauftes Wachstum: In Europa erwarten zwei Drittel der Befragten, dass Fusionen und Übernahmen eine wesentliche Wachstumsstrategie in ihrer Branche sein werden, in Asien gehen davon sogar 74 Prozent aus. Darüber hinaus vertreten Europäer und Asiaten eher als Amerikaner den Standpunkt, dass Innovationen für den langfristigen Unternehmenserfolg wichtiger sind als Kostensenkungsrunden. In Deutschland glauben 57 Prozent, dass die eigene Firmenleitung mehr Wert auf Maßnahmen legt, die den langfristigen Unternehmenserfolg sichern, als auf kurzfristige Manöver.
Über die Studie "Management Tools & Trends"
2015 veröffentlicht Bain & Company die weltweit umfangreichste Analyse der international dominierenden Managementinstrumente zum 14. Mal. Seit Erscheinen der ersten Studie „Management Tools & Trends“ im Jahr 1993 hat Bain mehr als 13.000 Führungskräfte befragt. Allein für die diesjährige Ausgabe standen über 1.000 Top-Manager aus Unternehmen aller Größen in Europa, Nordamerika, Lateinamerika und Asien Rede und Antwort.
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