Finanzabteilung: Frauen in Führungsposten unterrepräsentiert

In der früheren Männerdomäne "Finanzabteilung" dominieren zahlenmäßig inzwischen die Frauen. Doch auf dem Weg zur Gleichberechtigung gibt es noch Handlungsbedarf, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Der Beruf eines Finanzexperten galt lange als Männerdomäne. Ob Buchhalter, Controller, Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater – Finanzfragen wurden in der Vergangenheit meistens männlichen Fachkräften anvertraut. Die Zeiten haben sich geändert und heute findet man viele Frauen in Finanzberufen. In der Buchhaltung waren 2019 laut der Bundesagentur für Arbeit 78 % der Beschäftigten Frauen. Doch heißt das automatisch, dass Frauen und Männer auf ihrem Karriereweg im Finanzbereich gleichberechtigt sind?

Zugang zu Finanzberufen

Für die globale Studie "Diversifying Global Accounting Talent" des Institute of Management Accountants (IMA) wurden knapp 9.000 Teilnehmer befragt. 12,37 % der Teilnehmer kamen aus Deutschland. Die Studienergebnisse für Deutschland zeigen, dass sich bereits viel bewegt hat: 53 % der Umfrageteilnehmer mit Erfahrung im Bereich der Buchhaltung glauben, dass der Beruf im Accounting mittlerweile gleichberechtigt zugänglich sei.

Zu wenige Frauen in Führungspositionen

Allerdings zeigen die Umfrageergebnisse auch, dass Frauen in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert sind und sie zudem wesentlich weniger verdienen. Woran liegt es, dass Frauen noch immer schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten haben?

  • 53 % der weiblichen Umfrageteilnehmer weisen darauf hin, dass sie nicht den gleichen Zugang zu Unterstützern und Mentoren im Unternehmen haben.
  • 49 % berichten, dass Führungskräfte ihnen gegenüber mit unfairen Vorurteilen aufgetreten sind oder gegenüber Frauen generell voreingenommen sind. Das hatte negative Auswirkungen auf eine Beförderung.
  • 48 % bekommen kein objektives Feedback zu ihrer Leistung.

Dies bestätigen auch die Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit, wonach der Frauenanteil bei der "Leitung Finanzen" 2019 nur bei 37 % lag – also weniger als die Hälfte des Beschäftigtenanteils insgesamt.

Im Unternehmensalltag scheint es also immer noch vorzukommen, dass Frauen mit Vorurteilen konfrontiert werden. Abwertende Kommentare oder Witze mussten sich diesbezüglich schon die Mehrheit der weiblichen Umfrageteilnehmer anhören (72 %). Und fast ein Drittel hat den Eindruck, härter als ihre männlichen Kollegen arbeiten zu müssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen.

Mehr Feingefühl zahlt sich aus

Die Umfrage zeigt, dass sich bereits viel getan hat: Frauen können in Finanzabteilungen Karriere machen. Doch die Analyse legt auch offen, dass es immer wieder zu Ungleichbehandlungen kommt. Dies kann für das Unternehmen erhebliche Folgen haben. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen mehr als je zuvor daran interessiert, gut ausgebildete und eingearbeitete Fachkräfte an sich zu binden. Doch 48 % der Umfrageteilnehmer haben in der Vergangenheit bereits einmal ein Unternehmen aufgrund von Ungleichbehandlung verlassen. Das gilt es zu verhindern.

Unternehmen sollten deshalb kritisch hinterfragen: Werden für alle Mitarbeiter faire Arbeitsbedingungen geboten? Bereits kleine Veränderungen können große Wirkung erzielen.

  • Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen und Männer bei gleicher Leistung auch die gleiche Vergütung erhalten.
  • Führungskräfte sollten geschult und sensibilisiert werden: Anzügliche Witze oder Kommentare sollten sofort aktiv unterbunden werden.
  • Konstruktives Feedback zur Arbeitsleistung sollte regelmäßig gegeben werden. Wenn gute Leistung auch gesehen und anerkannt wird, kann dies enorm motivieren und zur Mitarbeiterbindung im Unternehmen beitragen.

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Schlagworte zum Thema:  Gleichstellung, Frauenquote