Unternehmen müssen sich auf eine neue Risikolandkarte einstellen

Strafzölle, Protektionismus und das Aufkündigen multilateraler Mitgliedschaften und Verträge: Die politischen Entwicklungen sorgen momentan für viele Unsicherheiten und neue Risiken. Wie können Controlling und Risikomanagement damit umgehen?

Weltweiter Umbruch 

Die aktuelle US-Administration kämpft um "America first". Präsident Donald Trump lässt keinen Versuch ungenutzt, die wirtschaftliche und geopolitische Landkarte radikal zu verändern. Die westlichen Staaten sind aufgeschreckt, China kontert mit Zöllen und Russlands Wladimir Putin ist plötzlich der so ziemlich beste Freund des US-Präsidenten. Darauf und auf weitere Risiken müssen sich das Controlling und Risikomanagement im Verbund in Zeiten des weltweiten Umbruchs einstellen.

Nicht von ungefähr kommt der aktuelle " Global Risks Report 2018" zu dem Schluss: "Die Welt befindet sich in einer neuen und beunruhigenden geopolitischen Phase. Multilaterale regelbasierte Ansätze greifen nicht mehr." Und weiter heißt es: "Für viele Länder ist die Wiederherstellung des Staates als Mittelpunkt von Macht und Legitimität eine immer attraktivere Strategie (…). Derzeit scheint es keine Normen und Institutionen zu geben, die die Großmächte einen könnten." 

Vom amerikanischen Traum zur Realpolitik

Manche Experten sagen, Trump verfolge keine klare Strategie. Andere wiederum sehen dahinter wirtschaftliches und politisches Kalkül. Wie es nun auch sei, eines steht fest: Das globale Klima im transatlantischen Verhältnis hat sich verändert und merklich abgekühlt. Darauf müssen sich Politik und Wirtschaft hierzulande einstellen. Für Unternehmen heißt das, einen vorausschauenden Blick auf die neue Risikolandkarte von heute und morgen zu richten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang ein modernes Risikomanagement, um frühzeitig die Weichen in einer Welt voller Risiken zu stellen und die sich bietenden Chancen zu nutzen.

Neue wirtschaftliche und geopolitische Rahmenbedingungen 

"Nirgends kann man den amerikanischen Traum besser leben als in Deutschland." Dieses Zitat wird dem ehemaligen Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Philipp Rösler zugeschrieben. Mit Blick auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage wünschen sich das wohl eher die wenigsten. Denn der amerikanische Traum ist aktuell nicht mehr verbunden mit vorhersehbaren und stabilen Verhältnissen sowie klar verteilten Märkten und Chancen. Für Entscheider bedeutet das, dass die Zeiten des freien Handels und der großen Wirtschaftsräume vorerst vorbei zu sein scheinen. Stattdessen geht es um eine klare Realpolitik, abseits möglicher Handels- und Wirtschaftsträumereien. Ein Thema, das Controlling-Experten zwingend in ihre Überlegungen einbeziehen sollten. Umso wichtiger erscheinen die neuen wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen mit Blick auf die Controlling-Verantwortlichen, weil diese in vielen Fällen erst dann in den Gesamtprozess eingreifen, wenn sich Planabweichungen ankündigen. Im Zuge der sich rasant verändernden Welt kann solch ein rein reaktives Verhalten fatale Folgen für das (Projekt-)Geschäft von Unternehmen haben.

Strategische Weichenstellung und neue Wege in der Unternehmenssteuerung

Die Wirtschaftsberatung KPMG stellt in ihrem " Future Readiness Index" die zentrale Frage: "Wie sicher ist die deutsche Wirtschaft aufgestellt, wenn es um die Themen von morgen geht?" Die Antwort fällt teilweise ernüchternd aus. KPMG zeigt mit der Studie, dass nur eines von fünf Unternehmen hierzulande wirtschaftspolitische Entwicklungen "als wichtigstes Thema in den kommenden fünf Jahren" ansieht. Das kann durchaus zu einer gefährlichen Fehleinschätzung für die eigene Organisation führen. Das Topmanagement muss sich zwingend mit strategischen Weichenstellungen intensiv auseinandersetzen. Neben Aspekten möglicher Lieferantenausfälle durch Handelsbarrieren sowie Strafzöllen, gehören hierzu auch Cyber- und Finanzrisiken. 

Unterschätzte Risiken 

Nach Meinung der Experten von KPMG werden folgende Themen unterschätzt: 

  • Automatisierung, 
  • Cyberrisiken und 
  • geopolitische Gefahren.

Dies ist eine gefährliche Entwicklung, gerade vor dem Hintergrund eines zunehmenden Diktats des Stärkeren mit militärischen Drohungen, neuen Handelsschranken und Hackerangriffen. Dementsprechend sind neue Methoden und Wege der Unternehmenssteuerung in Zeiten des Wandels mit verstärkt internationalen Krisen und Herausforderungen gefragt. Das sollte das Topmanagement überzeugen, ist es doch für das Gesamtrisikomanagement des Unternehmens verantwortlich (Stichwort: Überwachungs- und Steuerungspflicht). Hierbei können Normen und Standards, mit Blick auf ERM COSO, ISO 31000, sowie neue Methoden (unter anderem Bandbreiten und Rollenmodelle) einen wichtigen Wertbeitrag für Organisationen liefern. Zu bedenken ist, die theoretischen Rahmen und Modelle mit der Praxis der realen Welt zu verknüpfen. Davon profitiert auch das Controlling. 

Veranstaltungshinweis: 13. Risk Management Congress

Die Risk Management Association e. V. (RMA), die unabhängige Interessenvertretung für das Thema Risikomanagement im deutschsprachigen Raum, veranstaltet am 15. und 16. Oktober 2018 ihren kommenden Risk Management Congress in Köln. Die 13. Auflage der Jahreskonferenz zu den Themen Risikomanagement, Compliance und Governance steht ganz im Zeichen der umfassenden Wissensvermittlung von Experten für Experten und Entscheider – in Theorie und Praxis. Themen der Digitalisierung, Normen, Standards sowie Methoden zum Risikomanagement stehen im Mittelpunkt.

Schlagworte zum Thema:  Risikomanagement, Controlling, Politik