Führungskräfte und Controller erkennen in den vergangenen Jahren eine zunehmende Volatilität und eine Beschleunigung des Wandels im Unternehmensumfeld. Für das Controlling stellt sich dabei die Frage, wie man den steigenden Anforderungen zukünftig gerecht werden kann.

Indikator: die Börsenausschläge nehmen zu

Im Rahmen des diesjährigen Congresses der Controller des Internationalen Controller Vereins (ICV) skizzierte Prof. Dr. Heimo Losbichler, Studiengangsleiter Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement an der FH Oberösterreich in Steyr sowie stellvertretender Vorsitzender des ICV, die zunehmende Volatilität des Unternehmensumfeldes sowie die Beschleunigung des Wandels. Dabei stellte er im Detail folgende anschauliche Beispiele dar:

  • Börsenkursentwicklung: Betrachtet man die Summe der Börsentage mit mehr als zwei bzw. drei Prozent Gewinn/Verlust im DAX in Zehn-Jahres-Intervallen seit Beginn der sechziger Jahre, so ist bis heute ein sprunghafter Anstieg entsprechender Kursausschläge festzustellen.
  • Rohstoffpreise: Betrachtet man die Preisvolatilität wichtiger Rohstoffe in den Kategorien Industriemetalle, Edelmetalle, Landwirtschaftsprodukte und Energie im Jahr 2011, so sind auf den einzelnen Rohstoffmärkten innerhalb des Jahreszeitraumes Preisschwankungen zwischen 10% bis über 40 % festzustellen.

Automobilindustrie: Betrachtet man am Beispiel des VW Golf die Länge des Produktlebenszyklus sowie das Absatzvolumen je Fahrzeugvariante, so ist neben einer deutlichen Verkürzung des Produktlebenszyklus auch eine erhebliche Reduzierung der Verkaufszahlen im Zeitablauf festzustellen (vgl. Abb. 1).

Globale Entwicklungen

Die zunehmende Volatilität im Unternehmensumfeld wird begleitet durch einen tiefgreifenden globalen Transformationsprozess, der ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Unternehmenssteuerung von morgen entfalten wird. Auch hier präsentierte Prof. Losbichler die aus seiner Sicht wichtigsten zukünftigen Trends:

  • Die „Mittelschicht“ (Personen mit Einkommen zwischen 6.000 und 30.000 US$) wird sich in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) bis 2020 verdoppeln und damit zahlenmäßig die G7-Staaten überholen. Die BRIC-Staaten verdoppeln dadurch nahezu ihren Anteil am globalen Wachstum.
  • Mega-Cities: Die globalen Ballungszentren mit mehr als 5 Mio. Einwohnern werden zukünftig deutlich zunehmen. Dies wird zu neuen Anforderungen im Bereich der Mobilität und zu veränderten Kundenbedürfnissen führen.
  • Demographische Entwicklung: Die zunehmende Alterung der Bevölkerung sowie das Heraufsetzen des Renteneintrittsalters werden zukünftig Auswirkungen auf die Mitarbeiterstruktur sowie den Einsatz von Mitarbeitern haben.

Triple-„A“ der Unternehmenssteuerung

 Unternehmen müssen zukünftig die immer rascheren Umfeld- und Marktveränderungen erkennen und strategisch für sich nutzen. Die Unternehmenssteuerung von morgen wird in Anlehnung an Prof. Hau L. Lee, Direktor des Global Supply Chain Management Forums an der Stanford University, auf den drei Schlüsselfähigkeiten Agility, Adaptability und Alignment (Triple-„A“) beruhen:

  • „Agility“: die Fähigkeit, auf kurzfristige Marktveränderungen rasch zu reagieren,

  • „Adaptability“: die strategische Reaktionsfähigkeit, sich rechtzeitig an strukturelle Marktveränderungen anzupassen,

  • „Alignment“: die Fähigkeit, globale dezentrale Strukturen zielgerichtet zu koordinieren (vgl. Abb. 2).

Controlling wird wichtiger denn je

Trotz der steigenden Unsicherheit in der Unternehmenssteuerung wird Controlling zukünftig nicht obsolet oder unmöglich, sondern wichtiger denn je. Es wird dabei nicht entscheidend sein, die Zukunft vorauszusehen, sondern auf sie vorbereitet zu sein. Prof. Losbichler weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man ein komplexes System nur mit Hilfe eines ebenso komplexen Systems unter Kontrolle bringen kann. Die Anforderungen an die Controller werden damit weiter steigen. Der Verzicht auf spezifische Detailbestimmungen und die Stärkung von Selbstorganisation werden zukünftig wesentliche Instrumente sein, um die Fähigkeiten von Mitarbeitern im Controlling bestmöglich auf die neuen Herausforderungen in der Unternehmenssteuerung auszurichten.

Grundlagen

Der Beitrag beruht auf der Präsentation „Unternehmenssteuerung von morgen“ von Prof. (FH) Dr. Heimo Losbichler, Studiengangsleiter Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement an der FH-Oberösterreich in Steyr, im Rahmen des 37. Congresses der Controller des Internationalen Controller Vereins (ICV) am 07. Mai 2012 in München.

Der Autor:

Dipl.-Kfm. Mike Schulze ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) an der EBS Business School in Oestrich-Winkel.


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