Beim Sozio-Controlling haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf. Nach einer Stakeholder-Analyse lassen sich konkrete soziale Kennzahlen definieren.

Ziele und Aufgaben des Sozio-Controllings

Im Vergleich zu den relativ viel beachteten finanziellen und ökologischen Perspektiven des Nachhaltigkeitscontrollings hat das Sozio-Controlling bislang weniger Aufmerksamkeit erfahren. Auch die Entwicklung konzeptioneller Ansätze und Instrumente ist in der unternehmerischen Praxis noch nicht so weit vorangeschritten. Ein erfolgreiches Sozio-Controlling muss in der Lage sein

  • die für das Unternehmen relevanten soziale Themen zu identifizieren,
  • Chancen und Risiken aus diesen Themenfeldern abzuleiten und
  • Handlungsoptionen aufzuzeigen, um mit möglichen Chancen und Risiken umzugehen.

Stakeholder-Management zentrale Aufgabe

Im Rahmen des Sozio-Controllings kommt ein Unternehmen in der Regel mit vielen Interessensgruppen in Kontakt. Diese können einen maßgeblichen Einfluss auf die Reputation, das Handeln und den Erfolg eines Unternehmens haben. Wichtig ist es, zwischen internen Stakeholdern (z. B. Mitarbeiter, Betriebsrat) und externen Stakeholdern (z.B. Vereine, Anwohner) zu unterscheiden. Auf Basis dieser Analyse können die Interessensgruppen mit den relevanten sozialen Themen in Verbindung gebracht werden (siehe Abbildung 1).

Nachdem die relative Bedeutung der sozialen Themen für jede Interessensgruppe analysiert wurde, kann mit Hilfe einer Portfolio-Darstellung eine vertiefte Untersuchung erfolgen. Dabei werden Macht und Einfluss bestimmter Gruppen verglichen (siehe Abbildung 2). Die Größe der Kreise stellt dabei die Wichtigkeit der jeweiligen Interessensgruppe dar. Auf dieser Basis kann das Top-Management einen klaren Fokus auf die wichtigsten Gruppen lenken.

Kennzahlen nutzen für ein erfolgreiches Sozio-Controlling

Kennzahlen sollen die soziale Leistungsfähigkeit eines Unternehmens messbar und vergleichbar machen. Grundsätzlich können diese Indikatoren qualitativer oder quantitativer Natur sein. Gerade bei eher „weichen“ sozialen Themen liegen viele gehaltvolle Informationen verbal vor. In der Praxis hat sich daher eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Daten bewährt.

Ein nützlicher Ansatz zum Einsatz und Reporting sozialer Indikatoren ist die „Global Reporting Initiative“ (GRI). Die GRI ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für nachhaltige Unternehmensführung einsetzt und über viele Jahre die weltweite Verbreitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorantreibt. In seinem Referenzwerk nennt die GRI die Grundsätze einer nachhaltigen Berichterstattung und schlägt eine Reihe konkreter Kennzahlen vor. Zu der sozialen Dimension gehören die vier Felder Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesellschaft und Produktverantwortung. Im Folgenden werden einige Kennzahlen exemplarisch vorgestellt: 

Beziehung der Sozialpartner

  1. Prozent der Mitarbeiter, die Teil eines Tarifvertrages sind
  2. Minimale Ankündigungsfrist für Veränderungen der Arbeitsbedingungen

Arbeitsgesundheit und Sicherheit

  1. Unfallstatistiken und Krankheitstage
  2. Trainingsaufwand zur Unfallprävention

Anti-Diskriminierung

  1. Anzahl der Fälle an Diskriminierung

Kinderarbeit

  1. Anzahl der Fälle an Kinderarbeit bzw. Berichte über potenziell gefährdete Lieferanten

Korruption

  1. Anzahl der auf Korruption untersuchte Einheiten
  2. Prozent der Mitarbeiter, die eine Anti-Korruptions-Schulung erhalten haben

Wichtig ist es, zunächst Unternehmensstrategie und Stakeholder-Analyse intensiv zu bearbeiten, bevor ein System sozialer Kennzahlen aufgestellt wird.

Grundlagen

Dieser Beitrag beruht auf zwei Publikationen aus dem Haufe Controlling Office:

Ferner finden Sie hier die Kennzahlen der „Global Reporting Initiative“.

Hier geht's zur Bilderserie "Status Quo und Anwendungstipps zum Sozio-Controlling"