Risiko kann unterschiedlich definiert werden, je nachdem, aus welchem Blickwinkel es betrachtet wird:

  • die kalkulierte Vorhersage eines möglichen Schadens (negative Sicht, Gefahr) oder eines möglichen Gewinns (positiver Fall, Chance),
  • die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses,
  • die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses multipliziert mit dem finanziellen Ausmaß,
  • Risiko ist alles, was ein Unternehmen an der Erreichung seiner Ziele hindern kann (betriebswirtschaftlich).

Darüber hinaus liefert die Alltagssprache viele Beispiele, bei denen der Risikobegriff durchaus positiv besetzt ist, z. B. in "no risk no fun". Dies gilt auch für viele Sprichwörter:

  • "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!"
  • "Aufrichtige, ehrliche Menschen sind schwache, fantasielose Tölpel, die kein Risiko im Leben eingehen wollen." (Ephraim Kishon: Kishon für alle Fälle)
  • "Risiko ist die Bugwelle des Erfolges." (Carl Amery)
  • "Leute, die jedes Risiko scheuen, gehen das größte Risiko ein." (George Frost Kennan)

1.1 Gefahr – Risiko im Arbeitsschutz

Im Arbeitsschutz versteht man unter Gefahr eine Situation, die dann entsteht, wenn ein Mensch räumlich und zeitlich in Kontakt mit einem verletzungsbewirkenden Faktor kommen kann. Dabei ist zu beachten, dass mehrere Gefahr bringende Bedingungen zusammenwirken können.

Gefährdungen und damit das Wirksamwerden von Gefahren sollen verhindert werden durch

  • technische,
  • organisatorische und
  • persönliche Maßnahmen.

Gefahren, die nicht durch technische Maßnahmen ausgeschlossen werden können, werden als Restrisiko bezeichnet.

1.2 Restrisiko

  • bleibt trotz technischer Vorsorge,
  • bleibt trotz Anwendung aller Sicherheitsvorkehrungen (z. B. Stand der Wissenschaft und Technik),
  • tritt ein bei unvorhersehbaren Störfällen,
  • ist eine Kombination von unglücklichen Umständen,
  • entsteht durch menschliches Fehlverhalten.

1.3 Grenzrisiko – Sicherheit

Unter Sicherheit wird im Arbeitsschutz eine Sachlage verstanden, bei der das Risiko nicht größer als das Grenzrisiko ist. Dabei ist das Grenzrisiko das größte noch vertretbare Risiko eines bestimmten (technischen) Vorgangs oder Zustands. Diese Definition zeigt, dass es dabei von besonderer Bedeutung ist festzulegen, was unter dem "noch vertretbaren Risiko" zu verstehen ist.

In Unternehmen sind die Unternehmensleitung und die Führungskräfte dafür zuständig, dieses Grenzrisiko festzulegen und zu verantworten. Auch wir sind alle täglich von der Festlegung von Grenzrisiken betroffen oder bestimmen sie sogar selbst. Grenzwerte für Immissionen und am Arbeitsplatz werden vom Gesetzgeber festgelegt. Gleiches gilt z. B. auch für Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr, die die Anzahl und Auswirkungen von Unfällen auf ein "allgemein akzeptiertes" oder "vertretbares" Ausmaß begrenzen. Damit werden durch Festlegung der Grenzrisiken gesellschaftlich-politisch bestimmte Gefahren akzeptiert. Das Grenzrisiko bezeichnet also den Bereich von noch allgemein akzeptierten Gefahren, die zu einer bestimmten Tätigkeit untrennbar dazugehören (Abb. 1).

Abb. 1: Zusammenhang zwischen Grenzrisiko und Sicherheit

 
Achtung

Grenzrisiko

Das Grenzrisiko ist flexibel und wird immer festgelegt. Es legt fest, welche Gefahren und deren mögliche Folgen noch akzeptiert werden.

Verantwortlich im Unternehmen ist dafür die Geschäftsleitung.

1.4 Weitere Definitionen

Beispiele für Definitionen von Begriffen im Zusammenhang mit Risiko aus verschiedenen Normen:

Risiko

Kombination der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Schadens und des Schweregrades dieses Schadens (DIN 820-12 Leitfaden für die Aufnahme von Sicherheitsaspekten in Normen, ISO/IEC Guide 51:2014).

Ausgedrückt als R = W × A (R = Risiko, W = Eintrittswahrscheinlichkeit, A = Schadensausmaß).

Auswirkung von Ungewissheit, wobei eine Auswirkung als eine Abweichung vom Erwarteten – in positiver oder negativer Hinsicht – und Ungewissheit als der Zustand des, auch teilweisen, Fehlens von Informationen im Hinblick auf das Verständnis eines Ereignisses oder Wissen über ein Ereignis, seine Folgen oder seine Wahrscheinlichkeit betrachtet wird (Kap. 3.20 DIN ISO 45001:2023).

Gefahr

  • Quelle einer möglichen Verletzung oder Gesundheitsschädigung (DIN EN ISO 12100:2011 Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung),
  • potenzielle Schadensquelle (DIN EN 61508, ISO 26262),
  • eine Situation, bei der das Risiko größer als das Grenzrisiko ist (DIN 31000/VDE 1000/Allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte Gestalten von Produkten und DIN 820-12).

Grenzrisiko

Das größte noch vertretbare Risiko eines bestimmten technischen Vorganges oder Zustandes. Im Allgemeinen lässt sich das Grenzrisiko nicht quantitativ erfassen (DIN 31000/VDE 1000 und DIN 820-12).

Gefährdung

  • Quelle einer möglichen Verletzung oder Gesundheitsschädigung (DIN EN ISO 12100:2011),
  • potenzielle Schadensquelle (DIN EN 61508).

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