Zoom Fatigue: Was tun gegen die Videokonferenz-Müdigkeit?
Videokonferenzen bringen in der Pandemie viele Vorteile. Die Ansteckungsgefährdung liegt bei null und gleichzeitig kann man sich (fast) genauso intensiv persönlich austauschen wie in Präsenzkonferenzen. Doch die Nachteile dieser Kommunikationsform für die physische und psychische Gesundheit der an ihnen teilnehmenden Beschäftigten treten ebenfalls immer stärker zutage.
Konferenzmarathon endet mit Zoom-Fatigue
Konzentrationsstörungen, Ungeduld und erhöhte Reizbarkeit sind die psychischen Folgen, muskuläre Probleme aufgrund des Bewegungsmangels in den oft stundenlangen Konferenzen die körperlichen. Viele Menschen sitzen zudem auch nach Dienstschluss noch in privaten Zoom-Meetings und chatten mit Freunden und Verwandten. So enden für manche die Videokonferenzen nie, die Belastungen nehmen dementsprechend zu.
Mittlerweile hat sich für dieses Phänomen der Begriff „Zoom Fatigue“ durchgesetzt, wobei „Zoom“ sich auf die Videokonferenz-Software gleichen Namens bezieht, Fatigue das französische Wort für Müdigkeit oder Erschöpfung ist.
Zoom-Fatigue: Weitere Belastungsfaktoren
Während sich die oben genannten Stressfaktoren auch für den Laien gut erklären lassen, sind andere für den Nicht-Experten weniger offensichtlich. Vielen Menschen ist es zum Beispiel unangenehm,
- ständig beobachtet zu werden,
- im Hintergrund des Bildschirms Details der eigenen Privatwohnung anderen Personen zu offenbaren,
- sich selbst ständig auf einem Bildschirm zu sehen.
Dies erhöht den psychischen Druck für diese Teilnehmer. Zudem fehlt in Videokonferenzen, die zeitlich zumeist stark durchgetaktet sind, oft der Smalltalk, der in Präsenzveranstaltungen selbst bei ernsten Themen für eine atmosphärische Auflockerung sorgt.
Schließlich belastet die Videokonferenz-Teilnehmer folgender Umstand: Obwohl sich alle Teilnehmer in den Kamerabildern permanent sehen können, gewinnen sie nicht in der Form den Eindruck eines persönlichen Gesprächs wie bei Präsenzkonferenzen. Denn die Teilnehmer sehen sich während der Kommunikation nie wirklich in die Augen. Der Grund: Damit das Gegenüber das Gefühl hat, angesehen zu werden, muss ein sprechender Teilnehmer der Konferenz direkt in die Kamera schauen. Dabei gerät der Gesprächspartner unglücklicherweise aber aus dem Blickwinkel. Die Teilnehmer müssen sich daher angesprochen fühlen und auf das Gesagte konzentrieren, obwohl sie nicht direkt angesehen werden – was dem menschlichen Gehirn zusätzliche Arbeit abverlangt.
Entlastungs-Tipps gegen Zoom-Fatigue
Was können die Betroffenen gegen die oben genannten Belastungen tun? Folgende Tipps gegen Zoom-Fatigue werden von Gesundheitsexperten am meisten genannt:
- Kurze Pausen einlegen und diese für Bewegungsübungen nutzen.
- Zusätzlich zum Bürostuhl einen Stehtisch bzw. Stehpult anschaffen und abwechselnd sitzen und stehen. Das Stehen entlastet die Muskulatur, man kann sich besser konzentrieren und auch das Sprechen fällt leichter, weil die Stimmbänder entspannen können.
- Multitasking während der Konferenz unbedingt vermeiden, stattdessen nur auf die Inhalte der Videokonferenz konzentrieren.
- Kurzes Ausklinken aus dem Zoom-Meeting, um wichtige Dinge zu erledigen, z. B. auf die Toilette gehen oder sich kurz um die Kinder kümmern.
- Genügend Essen und Trinken für stundenlange Konferenzen bereithalten, um sich bei Bedarf stärken zu können.
- Das Fenster Video-Calls verkleinern, um die anderen Teilnehmer mit größerem Abstand ansehen zu können.
- Soweit möglich Meetings auch ohne Kamerabild durchführen. Mehr als vier Stunden Konferenz mit eigenem Live-Kamerabild pro Tag stellt für viele Menschen eine zu große Belastung dar.
- Auch auf die anderen Teilnehmez Rücksicht nehmen, z. B. bei der Wahl des eigenen Kamerabildhintergrundes. Der Hintergrund sollte so gewählt sein, dass er nicht ablenkt. Dazu die Umgebung dunkel halten und sich selbst durch kaltes und indirektes Licht besser ausleuchten.
So können Führungskräfte Zoom-Fatigue verhindern
Was können die Leiter und Moderatoren der Videokonferenz wiederum machen, um die physischen und psychischen Belastungen für ihre Beschäftigten in Grenzen zu halten? Dazu folgende Tipps:
- Bereits im Vorfeld prüfen, ob eine Teilnahme bestimmter Personen an einem Online-Meeting wirklich notwendig ist. Die Teilnehmerzahl von Konferenzen sollte auch dadurch so niedrig wie möglich gehalten werden.
- Den Teilnehmern freistellen, ob ihr Kamerabild eingeschaltet werden soll oder nicht. So wird der Druck von den Beschäftigten genommen, die bei permanenter Liveschaltung das Gefühl haben, ständig unter Beobachtung zu stehen.
- Um die Länge der Konferenzen zu verringern, sollten bestimmte Inhalte schon im Vorfeld den Teilnehmern zugänglich gemacht werden, sodass diese nicht noch zusätzlich im Rahmen der eigentlichen Konferenz besprochen werden müssen.
- Mindestens einmal pro Stunde eine kleine Pause (ca. 5 Minuten) einplanen, damit sich die Teilnehmer erholen können.
- Den Teilnehmern gestatten, sich zusätzlich zu den allgemeinen Pausen für dringende Zwecke aus der Konferenz kurz abzumelden (siehe oben).
- Der Videokonferenz sollte ein „dynamischer“ Ablauf gegeben werden, um Monotonie und Langweile erst gar nicht aufkommen zu lassen. Insbesondere durch verstärkte Interaktivität und Auflockerungen (z. B. durch Videos und praktische Demonstrationen) kann die Aufmerksamkeit der Teilnehmer über die gesamte Dauer des Zoom-Meetings hochgehalten werden.
- Auch eine möglichst humorvolle und Rücksicht nehmende Moderation durch die Führungskraft kann dazu beitragen, dass die Konferenz von den Beschäftigten als angenehm empfunden wird.
Technische Probleme im Vorfeld lösen
Die besten organisatorischen und personenbezogenen Lösungen nützen aber nichts, wenn die Technik streikt und dies die Teilnehmer zusätzlich nervt. Bereits vor dem Beginn der Konferenz sollte daher sichergestellt werden, dass Hard- und Software problemlos funktionieren. Unternehmen sollten die Technologien auswählen, die am besten zu den betriebsinternen Anforderungen und Zielen passen: Angefangen bei Webcam und Headset bis hin zu den Mikrofonen.
Aber auch die Wahl der Konferenzsoftware sollte unternehmensbezogen individuell entschieden werden - schließlich sind auch Alternativen zur namensgebenden „Zoom Meetings“-Software denkbar. Bei der Beschaffung und Einführung aller technischen Lösungen sollten Unternehmen unbedingt Experten zu Rate ziehen, die notfalls auch extern beauftragt werden sollten.
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