Fukushima: Dramatischer Anstieg an Krebserkrankungen

Neue Berechnungen der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) gehen von deutlich mehr künftigen Krebserkrankungen aus als bisher angenommen. "Neuesten Erkenntnissen zufolge wird es allein durch die äußere Strahlenbelastung 40 000 bis 80 000 zusätzliche Krebsfälle geben", so Henrik Paulitz.

Die Wissenschaftler erwarten außerdem noch gut 37 000 zusätzliche Krebserkrankungen durch strahlenbelastete Nahrungsmittel. Darüber hinaus seien die Auswirkungen auf Ungeborene, Babys und Kleinkinder dramatisch unterschätzt worden, kritisierten die Ärzte.

"Wir gehen davon aus, dass viele Embryonen strahlenbedingt gestorben sind"

"Neun Monate nach der Fukushima-Katastrophe gab es einen signifikanten Einbruch der Geburtenzahlen in Japan", berichtete der Kinderarzt Winfrid Eisenberg, so dass 4362 Babys weniger auf die Welt kamen als statistisch zu erwarten war.

Nach dem Strahlenunfall gab es keinerlei Jod-Prophylaxe für Erwachsene oder Kinder

Ausreichende Jod-Zufuhr verhindert aber, dass sich radioaktives Jod 131 in der Schilddrüse anlagern kann. 2012 wurden nun bei mehr als 55 000 von 133 000 untersuchten Kindern Zysten und Knoten in der Schilddrüse entdeckt.

Scharfe Kritik an "Verharmlosungstendenz" der WHO

In der jüngst von der WHO vorgelegten Prognose war das Krebsrisiko in den verstrahlten Gebieten als nur "leicht erhöht" beurteilt worden. Grund für diese "Verharmlosungstendenz", so die Ärzte, sei eine Vereinbarung, die die WHO mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (engl: IAEA) getroffen hat. Danach darf die Weltgesundheitsorganisation zu Strahlenfolgen nichts ohne Zustimmung der Atomenergie-freundlichen IAEA veröffentlichen. Außerdem gebe es in dem WHO-Report wissenschaftliche Ungenauigkeiten sowie Interessenkonflikte bei den Autoren, kritisierte IPPNW-Experte Alex Rosen.

dpa