Die 3 Affen im Arbeitsschutz

Wegsehen, Weghören, Schweigen: alles andere als die richtige Handlungsweise im Arbeitsschutz


Die 3 Affen im Arbeitsschutz

Das sind Kikazaru (hält sich die Ohren zu - hört nichts), Mizaru (bedeckt seine Augen - sieht nichts) und Iwazaru (bedeckt seinen Mund - spricht nichts). Sie stehen ursprünglich für eine Lebensweisheit: „Nichts Schlechtes hören, sehen oder sagen.“ Dies steht traditionell auch für den Umgang mit Unangenehmem.

In betrieblichen Kontexten zeigt sich dieses Verhalten jedoch nicht als Weisheit, sondern als gefährliche Vermeidungshaltung. Wenn Führungskräfte und Mitarbeitende diese Haltungen einnehmen, kann das schwerwiegende Folgen für Organisation, Teamdynamik, Unternehmenskultur und den Arbeitsschutz haben. In modernen betrieblichen Kontexten, insbesondere im Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz, wird dieses Prinzip schnell zum Problem bzw. zur Gefahr. Werden Risiken ignoriert, Hinweise überhört oder Probleme verschwiegen, kann es schnell kritisch werden. Bezieht man das Bild der drei Affen auf den Arbeit- und Gesundheitsschutz, lassen sich aber auch viele grundsätzliche Aspekte, Lösungen und Erkenntnisse daraus ableiten.

Grundsätzliches zum Mizaru Verhalten 

Personen ignorieren offensichtliche Probleme wie schwelende Konflikte in Teams, persönliche oder die Überlastung von Mitarbeitenden, rationalisierende, ethisch fragwürdige Geschäftspraktiken zur Profitsteigerung. Warnzeichen sind sichtbar und es wird bewusst weggesehen. Bequemlichkeit, Gehorsam, Angst vor Konfrontation oder dem Wunsch, eine heile Welt aufrechtzuerhalten - die Gründe sind verschieden.

Wegsehen bei Sicherheits- und Gesundheitsrisiken 

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Führungskräften:

  • Begehungen werden nicht oder nur oberflächlich durchgeführt.
  • Gefährdungsbeurteilungen sind veraltet. Zwar formal erfüllt, jedoch nicht anwendbar oder praxisbezogen.
  • Warnhinweise von Mitarbeitenden werden übersehen.

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Mitarbeitenden:

  • Eine Kollegin, ein Kollege arbeitet sichtbar übermüdet oder unter Alkoholeinfluss, aber man tut so, als hätte man es nicht bemerkt.
  • Löschmittel sind versperrt oder fehlen. Der Mitarbeitende registriert es, unternimmt aber nichts.

Weitere betriebliche Beispiele für Wegsehen bei Sicherheits- und Gesundheitsrisiken:

  • Ein defektes Arbeitsmittel wird täglich genutzt, obwohl das Risiko bekannt ist.
  • Stolperstellen oder mangelhafte Beleuchtungen werden ignoriert.
  • Persönliche Schutzausrüstungen werden nicht getragen und niemand sagt etwas.

Grundsätzliches zum Kikazaru Verhalten

Kritik wird ignoriert oder gar unterdrückt. Feedbackkultur existiert nur auf dem Papier, in der Realität prallt Kritik ab. Beschwerden werden als Störung empfunden, statt als Chance zur Verbesserung.

Nicht hinhören/zuhören bei Sicherheits- und Gesundheitsrisiken

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Führungskräften:

  • Mitarbeitende melden Risiken, Hinweise und Beschwerden. Diese werden ignoriert.
  • Bekannte Meldungen über Beinaheunfälle bleiben aus bzw. unbearbeitet.
  • Die Meinungen und Hinweise der Sifa wird übergangen.

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Mitarbeitenden:

  • Bei einer Sicherheitsunterweisung wird nicht zugehört, sondern mit dem Handy gespielt oder nebenbei geredet.
  • Ein Kollege weist aktuell auf eine neue Gefährdung hin, aber wird nicht gehört oder abgewunken.
  • Alarmtöne oder Warnsignale werden ignoriert oder deaktiviert, weil sie als lästig empfunden werden.

Weitere betriebliche Beispiele für Wegsehen bei Sicherheits- und Gesundheitsrisiken

  • Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitssicherheit verhallen ungehört.
  • Geräusche von Maschinen, die auf Wartungsbedarf hinweisen, werden ignoriert.
  • Kritik von Sicherheitsbeauftragten wird als unangebracht und lästig empfunden

Grundsätzliches zum Iwazaru Verhalten

Menschen äußern sich nicht klar, weder zu Zielen noch zu Erwartungen oder Kritikpunkten. Entscheidungen werden nicht erklärt, unangenehme Themen vermieden, Fehler nicht angesprochen

Nicht kommunizieren/schweigen bei Sicherheits- und Gesundheitsrisiken

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Führungskräften:

  • Es herrscht keine klare Kommunikation von Sicherheitsregeln.
  • Unterweisungen werden mangelhaft durchgeführt.
  • Regelverstößen aus Zeitdruck oder Effizienzdenken werden toleriert.

Beispielhaftes Arbeitsschutzverhalten von Mitarbeitenden:

  • Kolleginnen und Kollegen sprechen gefährliches Verhalten nicht an.
  • Sicherheitsverstöße werden beobachtet, aber nicht gemeldet.
  • Mitarbeitende sagen nichts, weil sie Sanktionen oder Spott fürchten.

Summe an Folgen

Allgemein:

  • Probleme eskalieren unbeobachtet
  • Mitarbeitende verlieren das Vertrauen in die Führung
  • Frühzeitige Korrekturmöglichkeiten werden verpasst
  • Innovationspotenzial bleibt ungenutzt
  • Demotivation und Frustration breiten sich aus
  • Mitarbeitende ziehen sich zurück
  • Unsicherheit bei Mitarbeitenden verbreitet sich
  • Gerüchte und Missverständnisse treten auf
  • Keine persönliche Weiterentwicklung im Team

Im Arbeitsschutz:

  • Unfälle mit vermeidbaren Ursachen
  • Rechtliche Konsequenzen für die Unternehmensleitung
  • Schwächung der Sicherheitskultur
  • Vertrauensverlust bei Mitarbeitenden
  • Erhöhte Dunkelziffer nicht gemeldeter Gefahren
  • Verschleppen oder verschärfen von Sicherheitsprobleme
  • Sicherheitsverstöße werden „normal“
  • Eine Kultur des Wegschauens etabliert sich
  • Die Hemmschwelle, Missstände zu benennen, wächst

Lösungen

Hinsehen, auch wenn es unangenehm ist. Führungskräfte erkennen Probleme frühzeitig, analysieren sie und handeln. Transparenz, Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein sind hier entscheidend. Zuhören, aktiv, empathisch und ohne sich zu rechtfertigen. Wer zuhört, signalisiert Wertschätzung, fördert Mitgestaltung und stärkt die Bindung zum Team. Eine gelebte Feedbackkultur ist ein Schlüssel zum Erfolg. Führung heißt auch, Stellung zu beziehen, ob bei Fehlern, Zielabweichungen oder heiklen Themen. Schweigen kann genauso destruktiv sein wie ein harscher Ton. Kommunikation muss konstruktiv, nachvollziehbar und ehrlich sein.

Richtiger Arbeit- und Gesundheitsschutz bedeutet:

  • Aktives Hinschauen
  • Frühzeitige Gefährdungserkennung
  • Konsequente Umsetzung von Schutzmaßnahmen
  • Aktives Zuhören
  • Rückmeldungen Ernst nehmen, auch wenn sie zeitlich oder inhaltlich unbequem ist
  • Etablierung offener Kommunikationswege (inkl. anonymes Meldewesen)
  • Mut zur Ansprache von Arbeitsschutz auf allen Ebenen
  • Vorleben einer offenen Fehler- und Sicherheitskultur

Schlagworte zum Thema:  Arbeitsschutz
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