Das Arbeitssystem (s. Abb. 6) kann für die Durchführung der Situationsanalyse ein geeignetes Modell darstellen, um systematisch die Belastungsfaktoren des Arbeitsplatzes zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Analyse geben Hinweise für Gestaltungsmöglichkeiten und damit für die Anpassung der Anforderungsprofile an die Fähigkeiten des Betroffenen.

Zum besseren Verständnis der Gestaltungsmöglichkeiten, die sich durch die Nutzung der Arbeitssystembetrachtung ergeben, wird es im Folgenden in seinen Grundzügen beschrieben:

Das Arbeitssystem beschreibt das Zusammenwirken eines einzelnen oder mehrerer Benutzer mit seinen Systemelementen, um Arbeitsaufgaben innerhalb des Arbeitsraums und der Arbeitsumgebung unter den vorgegebenen Bedingungen zu erfüllen.[1]

Das Arbeitssystem stellt somit ein wichtiges Modell dar, um systematisch Gefährdungen und Belastungen der Beschäftigten zu erheben und zielgerichtet Maßnahmen abzuleiten. Gleichzeitig lassen sich mit dieser Betrachtungsweise Störungen und Hindernisse im Arbeitsprozess erkennen, die sich in ihrer Wechselwirkung sowohl negativ auf die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten als auch auf die Effizienz der Arbeit auswirken können. Da jedes der Elemente des Arbeitssystems gestaltbar ist, ergeben sich somit vielfältige Möglichkeiten, um das Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes so zu gestalten, dass es im Einklang steht mit den Fähigkeiten der BEM-Betroffenen. Die dauerhafte Beschäftigungssicherung als Ziel des BEM kann damit erreicht werden.

Die Arbeitssystembetrachtung ist auf alle Arbeitsplätze anwendbar, unabhängig davon, ob es sich um Produktions-, Verwaltungs- oder Dienstleistungsaufgaben handelt.

Das kleinste Arbeitssystem bildet der Arbeitsplatz. Die Systemgrenzen können jedoch beliebig erweitert werden, z. B. auf:

  • den Arbeitsbereich,
  • die Arbeitsgruppe,
  • einen bestimmten Fertigungsabschnitt oder Verwaltungsbereich,
  • eine Abteilung.

Abb. 6: Das Arbeitssystem als Gestaltungsfeld im BEM

Das Arbeitssystem wird aus folgenden Elementen gebildet:

Der Mensch steht im Mittelpunkt des Arbeitssystems. Er nutzt die weiteren Systemelemente, um das Produkt (Lebensmittel, Verpackungseinheit, Zylinder etc.) oder die Dienstleistung (Lohnabrechnung, Kundenbetreuung, Patientenpflege, IT-Administration etc.) zu erstellen. Seine Fähigkeiten und Fertigkeiten bilden die Basis für die effiziente Nutzung des Systems. In Abhängigkeit vom jeweils im BEM zu betrachtenden Menschen können veränderte Leistungsfähigkeiten, sein derzeitiger Gesundheitszustand, seine Qualifikationen und Berufserfahrungen, seine Bewältigungsstrategien im Umgang mit Problemen oder Erkrankungen eine Ursache der Belastung bzw. hemmend oder förderlich für die Wiedereingliederung sein (Fähigkeitsprofil), aber auch Hinweise auf geeignete Wiedereingliederungsmaßnahmen geben.

Mithilfe von Arbeitsmitteln wird das Produkt oder die Dienstleistung erstellt. Zu ihnen gehören Werkzeuge, Maschinen, Anlagen, Tastatur, PCs, Software, Drucker/Kopierer usw. Sind diese ergonomisch schlecht gestaltet, nicht benutzerfreundlich oder sogar ungeeignet, können sie die Wiedereingliederung erschweren oder sogar eine Ursache des Problems (z. B. Erkrankung durch arbeitsbedingten Verschleiß) darstellen.

Arbeitsgegenstände können Werkstücke (z. B. der Rohling, das Blech, das Gewebe, die Zutaten usw.) oder Informationen und Dokumente (z. B. die Lohnabrechnung) sein. Auch diese können Belastungsfaktoren darstellen, die eine Wiedereingliederung behindern.

Die physikalische Arbeitsumgebung ist gekennzeichnet u. a. durch Lärm, Temperatur, Zugluft, Luftfeuchtigkeit, Beleuchtung, Vibration, Strahlung oder Stäube.

Die Arbeitsorganisation definiert z. B. die arbeitsteilige Gliederung von Arbeitsaufgaben und ihre Bestimmung als planende, ausführende, steuernde oder vor- und nachbereitende Tätigkeiten. Gleichzeitig bestimmt die Arbeitsorganisation das räumliche und zeitliche Ineinandergreifen von Arbeitsaufgaben, ihre Verknüpfung mit Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen sowie die Zuordnung der Organisationsmitglieder (Menschen des Arbeitssystems) und die Formen der Zusammenarbeit (z. B. Einzelarbeit, Gruppenarbeit).

Darüber hinaus regelt die Arbeitsorganisation auch das Arbeitszeitregime (Normalschicht oder mehrschichtig). Schichtarbeit ist dabei grundsätzlich belastend, weil der Mensch während der Spät- und Nachtschicht gegen seine biologische Uhr arbeiten muss. Insbesondere bei der Schichtplangestaltung sind deshalb arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen, um die gesundheitlichen Auswirkungen der Schichtarbeit zu minimieren.

Mit der Arbeitsorganisation sind auch Art und Umfang der zu erledigenden Aufgaben und damit der Arbeitsinhalt sowie die abgeforderte Arbeitsleistung definiert. Qualifikationsanforderungen und Lernmöglichkeiten, Kommunikations- und Einflussmöglichkeiten sowie körperliche, geistige und psychische Belastungen hängen damit ganz wesentlich von den arbeitsorganisatorischen Rahmenbedingungen ab (Anforderungsprofil).

Die sozialen Beziehungen...

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