Eine Verhaltensbeeinflussung bzw. -veränderung kann bewirkt werden, indem die Vor- und Nachteile von arbeitssicherem und sicherheitswidrigem Verhalten herausgestellt und erlebbar gemacht werden oder – anders gesagt – indem erwünschtes Verhalten gezielt "belohnt" und unerwünschtes Verhalten gezielt "behindert" wird. 2 Strategien machen arbeitssicheres Verhalten wahrscheinlicher.[1]

Strategie 1

Vorteile von sicherem Arbeitsverhalten herausstellen und erfahrbar machen:

  • Sicheres Arbeitsverhalten kann durch materielle und immaterielle Anreize attraktiv gemacht werden. Materielle Anreize sind Sicherheitswettbewerbe oder Prämiensysteme. Beides ist allerdings ambivalent zu sehen, da ungewiss, ob das erwünschte Verhalten beibehalten wird, wenn der Gewinn wegfällt und ob man nicht dadurch Unfrieden im Betrieb schafft. Immaterielle Anreize sind die positive Rückmeldung des Vorgesetzten bei sicherem Arbeitsverhalten oder ein Vermerk in der Personalakte über vorbildliches, sicheres Arbeitsverhalten.
  • Sicherheitsgerechte Arbeitsweisen in die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung von Mitarbeitern einbeziehen. Sicheres Arbeitsverhalten kann mit monetären Boni, attraktiven und anspruchsvollen Aufgaben und ggf. Aufstiegschancen verbunden werden.
  • Für tragefreundliche und passgenaue Schutzkleidung sorgen. Wenn möglich individuelle Vorlieben berücksichtigen und auf Tragefreundlichkeit und Passgenauigkeit achten. Bedarfsgerechte Schutzkleidung im "Trageversuch" auswählen lassen.
  • Bereitstellung von ergonomischen Arbeitsmitteln.
  • Arbeitssicheres Verhalten vereinfachen: mit "Verhaltensmerkern" kann Verhalten automatisiert werden. Zeichen, Hinweisschilder, Piktogramme weisen auf das erwünschte Verhalten hin. Die "Persönliche Schutzausrüstung" (Gehörschutz, Brille, Helm) kann in leicht erreichbarer Nähe zum Arbeitsplatz platziert werden, sodass der Mitarbeiter ohne lange Wege und ohne großen Aufwand darauf zurückgreifen kann.
  • Einen "Kümmerer" benennen: Prädestiniert ist der Sicherheitsbeauftragte, der sich entsprechend seiner Benennung um arbeitssicherheitsrelevante Fragen kümmert. Er sollte vom Führungsverantwortlichen explizit in seiner Funktion unterstützt werden. Regelmäßige Gespräche zwischen Führungsverantwortlichen und Sicherheitsbeauftragten unterstreichen die Bedeutung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes.
  • Ziele für Arbeitssicherheit mit den Mitarbeitern vereinbaren, Zielerreichung belohnen und überprüfen.
  • Mitarbeitergespräche zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz führen: Vier-Augen-Gespräche bei wiederholtem sicherheitswidrigem Verhalten, Mitarbeiterbesprechungen im Team.

Strategie 2

Aufzeigen der Nachteile von sicherheitswidrigem Verhalten:

  • Sicherheitswidriges Verhalten muss angesprochen und angemessene Kritik geübt werden.
  • Unsichere Arbeitshandlungen sind zu unterbinden: Dulden heißt erlauben und es besteht die Gefahr von Nachahmung.
  • Verwarnungen bei sicherheitskritischem Verhalten aussprechen: Als Ultima Ratio kann eine mündliche Verwarnung oder eine schriftliche Abmahnung erfolgen. Dabei ist es ratsam, auf die Verhältnismäßigkeit zu achten.
 
Praxis-Tipp

Konsequenzen von Verhalten verdeutlichen

Experimentelle Wissensvermittlung durch neue Angebote von Unfallversicherungsträgern:

  • Das Durchlaufen eines Parcours mit einer "Rauschbrille" macht deutlich, wie Alkohol die Wahrnehmung der Umgebung verändert und sicheres Gehen beeinträchtigt.
  • Mittels einer "Sprungwaage" wird demonstriert, wie Gelenke, Muskeln und Bänder selbst bei Sprüngen aus niedriger Höhe belastet werden.
  • Mit dem "Stress-Tester" kann erfahren werden, wie Entspannung unmittelbar Stress reduziert.
  • "Augen-Simulationsbrillen" machen Seheinschränkungen durch verschiedene Augenkrankheiten erlebbar.
  • Experimentelle Demonstrationen verdeutlichen die Gefahren im Straßenverkehr: "Reaktionstests" demonstrieren die Reaktionsschnelligkeit in Bezug auf bestimmte Verkehrssituationen. Ein "Multitasking-Modul" zeigt die Auswirkungen von Multitasking am Fahrsimulator.
[1] Burkardt: Lernprozesse zur Arbeitssicherheit, 1992.

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