Beim manuellen Handhaben von Lasten müssen diese mit menschlicher Muskelkraft bewegt werden.

Sind Aufnahme- und Ablageort der Last auf unterschiedlicher Höhe, spricht man vom Heben einer Last, etwa vom Boden auf einen Tisch. Umsetzen beschreibt dagegen einen Vorgang auf gleicher Höhe, etwa von einem Tisch auf einen anderen. Diese Vorgänge dauern in der Regel nur wenige Sekunden, bei längerer Dauer (> 5 s) spricht man vom Halten bzw. beim Transport der Last am Körper über eine gewisse (> 5 m) Wegstrecke vom Tragen.

Sind die Lasten zu schwer zum Halten oder Tragen, werden sie in aller Regel mit Transporthilfen bewegt. Die Last wird dann meist gezogen oder geschoben. Aber es ist zu beachten: eine vermutete Verringerung der körperlichen Belastung durch anderes Handhaben kann bei unbedachten Lösungen schnell zu neuen Belastungen führen.

Heben, Halten, Tragen und Umsetzen von Lasten

Beim Heben, Halten, Tragen und Umsetzen von Lasten entsprechen Oberkörper und Arme einem Hebelarm, an dem eine Last hängt. Beim aufrechten Oberkörper und anliegenden Armen ist der Hebelarm kurz, bei vorgebeugtem Oberkörper oder vom Körper weggestreckten Armen wird dieser länger. Durch einen längeren Hebelarm entsteht bei gleichem Lastgewicht ein größeres Drehmoment, was zu einer höheren Belastung führt. Deshalb sollten Lasten prinzipiell körpernah und mit aufrechtem Oberkörper getragen werden.

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Abb 10

Ungünstige und empfohlene Technik zum Anheben von schweren Lasten

Wie stark die Beschäftigten durch das Heben, Halten, Tragen und Umsetzen belastet werden, ist insbesondere abhängig von der Masse der Last, der eingenommenen Körperhaltung (z. B. Rücken aufrecht, gebeugt oder verdreht), der Art der Lastenhandhabung (z. B. ein- oder beidhändig), den Greifbedingungen (z. B. ergonomische Griffe oder glatte Oberflächen) sowie der Lastposition (z. B. auf der Schulter oder weit vor dem Körper). Weiterhin spielen auch Faktoren wie Bewegungsgeschwindigkeit, Wegstrecke, eingeschränkter Bewegungsraum oder Lastverteilung (symmetrisch/asymmetrisch) eine Rolle.

Sind die Lasten schwer oder müssen sie oft, weit oder in ungünstiger Haltung bewegt werden, kann dies zur Ermüdung der beanspruchten Muskulatur und zu Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems im Bereich des unteren Rückens sowie der oberen und unteren Extremitäten führen. Bei sehr hoher Belastung sind auch Herz-Kreislauf-Beanspruchungen möglich. Dabei spielen individuelle Faktoren wie Konstitution und Trainingszustand eine große Rolle.

Je nach Dauer und Intensität der genannten Belastungen können akute Beschwerden, aber auch chronische Erkrankungen entstehen. Akute Beschwerden können dabei insbesondere durch Überbeanspruchung der Muskeln und Bänder ausgelöst werden. Allgemein wird davon ausgegangen, dass ein hoher Anteil der Rückenbeschwerden muskulär bedingt ist. Aber auch Sehnen oder Schleimbeutel der Gelenke können akut betroffen sein und beispielsweise Beschwerden an den Händen und Armen hervorrufen.

Folgen einer dauerhaft erhöhten Belastung durch Heben, Halten, Tragen oder Umsetzen von Lasten können auch bleibende Gesundheitsschädigungen sein. Hier sind in erster Linie bandscheibenbedingte Erkrankungen des unteren Rückens oder der Halswirbelsäule zu nennen.

Das Heben, Halten, Tragen oder Umsetzen von Lasten ist allgegenwärtig, in den meisten beruflichen Tätigkeiten müssen Maschinen, Arbeitsmittel, Werkzeuge und Waren manuell transportiert werden. Typische Beispiele sind Tätigkeiten beim Be- und Entladen, Kommissionieren, in der Produktion und Montage, auf der Baustelle, in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Pflege und Betreuung von Menschen und beim Krankentransport.

Lastgewichte

Die Lastenhandhabungsverordnung enthält keine konkreten Grenzwerte, wie schwer Lasten maximal sein dürfen, sondern verweist auf die Durchführung einer geeigneten Gefährdungsbeurteilung. Zur Beurteilung von Lastenhandhabungen müssen das Gewicht der Last, die Körperhaltung und die Position der Last, die Ausführungsbedingungen (z. B. Bewegungsfreiheit, Standsicherheit, Griffbedingungen) sowie die Häufigkeit und Dauer betrachtet werden. Diese Kriterien sind in Abhängigkeit von der individuellen Leistungsfähigkeit einer beschäftigten Person zu beurteilen.

Werdende Mütter dürfen nach dem Mutterschutzgesetz keine Arbeiten ausführen, bei denen regelmäßig Lasten von mehr als 5 kg oder gelegentlich Lasten von mehr als 10 kg manuell zu heben oder zu tragen sind.

Richtig Heben und Tragen

Zu den rückenschonenden Hebe- und Tragetechniken von schweren Lasten zählen folgende Verhaltensweisen:

  • nah an die Last herantreten
  • Anheben, Tragen und Absetzen der Last mit geradem und aufrechtem Rücken
  • aus der Hocke heben (aber nur so tief wie nötig in die Knie gehen)
  • Last dicht am Körper tragen
  • einseitiges Tragen von Lasten vermeiden
  • Verdrehungen und ruckartige Bewegungen vermeiden
  • kleinere Mengen transportieren und dafür mehrmals gehen
Präventionsempfehlungen für die Praxis

Um zu hohe ...

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