Rund ein Viertel aller Ausfallzeiten werden durch Rückenbeschwerden verursacht. Die Ausgaben für Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege im Zusammenhang mit Muskel- und Skeletterkrankungen betragen fast 30 Milliarden Euro pro Jahr. Sie liegen in Deutschland damit auf Rang vier der Ausgaben für die Krankheitskosten.

Es ist ausreichend nachgewiesen, dass eine ganze Reihe von körperlich belastenden Arbeitsbedingungen zu Rückenschmerzen führt. Zum einen sind dies Tätigkeiten mit viel körperlichem Einsatz (z. B. Bau-, Pflegeberufe), zum anderen Tätigkeiten, bei denen Bewegungsmangel vorherrscht.

Tätigkeitsbezogene Einflussfaktoren, die besonders auf den Bewegungsapparat wirken sind:

  • schweres Heben und Tragen, Ziehen und Schieben
  • sich ständig wiederholende Arbeitsabläufe
  • Zwangshaltungen
  • Bewegungsmangel
  • Überlastung, Fehlbelastung bei intensiver Ganzkörperbewegung (z. B. durch Steigen, Klettern, häufige Rumpfbeugen oder Oberkörperdrehungen)
  • Vibration (z. B. durch Baumaschinen)

Auch bei den psychischen und sozialen Arbeitsbedingungen gibt es Erkenntnisse über Zusammenhänge mit Rückenschmerzen. Folgende Faktoren stehen hierbei im Fokus:

  • hohe Belastungen/Arbeitsstress
  • geringe Arbeitszufriedenheit
  • Monotonie
  • Konflikte am Arbeitsplatz
  • mangelnde Rückmeldung
  • Arbeitsplatzunsicherheit
Stress
Stress bedeutet Ausnahmezustand. Entsprechend seiner Entwicklungsgeschichte über Jahrtausende reagiert der Mensch auf Gefahren mit Flucht oder Angriff. Dabei werden Körper und Gehirn Energie zur Verfügung gestellt, um mit einer bedrohlichen Situation umgehen zu können. Daraus ergibt sich aber auch, dass Stresserleben eine (belastende) Wirkung auf die Muskulatur hat. Bei länger anhaltendem Stress ohne ausreichende Bewegungs- und Erholungsphasen, besteht die Gefahr, dass die Körperfunktionen aus dem Gleichgewicht geraten.

Arbeitsbedingungen sind jedoch oft nicht der alleinige Auslöser für Rückenschmerzen. Lebensbedingungen (Lebensstil, soziales Umfeld, Bildung) spielen ebenso eine Rolle wie persönliche Faktoren (Alter, Geschlecht und Persönlichkeit) und Belastungen im Privatleben. Darüber hinaus wirken physische und psychische Faktoren auch in Kombination (z. B. bei Zwangshaltungen und Zeitdruck).

Wenn psychische Belastung und Stress auf den Rücken einwirken, wie kann man sich das vorstellen? Es ist seit Längerem bekannt, dass Stress beispielsweise zu Kopfschmerzen führen kann. Da die Muskulatur sich unter Stress immer wieder, meist unbewusst und unbemerkt anspannt, entsteht ein erhöhter Muskeltonus, der die sogenannten "Spannungskopfschmerzen" hervorrufen kann. Bei der Rückenmuskulatur scheint insbesondere der Trapezmuskel im oberen Rückenbereich empfänglich zu sein für "psychische Signale". Sehr leicht kann man das erkennen, wenn man sich erschreckt, zusammenzuckt und die Schultern nach oben zieht, um dadurch reflexartig den Nackenbereich zu schützen. Im Arbeitsalltag ist es zum Glück zumeist nicht der große panikartige Schreck, den wir zu bewältigen haben, wohl aber viele kleinere Ereignisse und Situationen, die zu einer, von uns zunächst sehr oft unbemerkten erhöhten Anspannung führen. Dennoch kann dieser Dauerdruck längerfristig zu Beschwerden und Schmerzen führen durch:

  • mangelnde Durchblutung aufgrund des erhöhten Muskeltonus
  • Müdigkeits- und Schwächezustände
  • muskuläre Verhärtungen
  • Einschränkung der Stoffwechselversorgung durch den Dauerdruck

Im Endeffekt ist es entscheidend, das richtige Gleichgewicht zwischen Bewegung und Entspannung (wieder) zu finden.

Medizinischer Hinweis

Schmerzen können an verschiedenen Stellen des Rückens auftreten und auch in benachbarte Regionen ausstrahlen. Dabei kann es zu Nacken-, Schulter- Armbeschwerden, Schmerzen in der Brust, in den Leisten oder Beinen kommen. Daher wird bei vielen Problemen zunächst nicht unbedingt an den Rücken als eigentliche Ursache gedacht; beispielsweise bei Kribbeln oder einem Taubheitsgefühl in den Händen oder Beinen. Diese Symptome können plötzlich und akut auftreten oder sich auch hartnäckig chronisch halten.

Eine ärztliche Untersuchung ist sinnvoll, um die Ursache herauszufinden, schwerwiegende Erkrankungen zu erkennen und die weitere Behandlung abzuklären.

Organische Ursachen, wie z. B. ein Bandscheibenvorfall mit Nervenschädigung, "Verschleiß" oder Entzündung, lassen sich in vielen Fällen nicht finden. In solchen Fällen spricht man von "unspezifischen Rückenbeschwerden".

Werden Verspannungen, Fehlhaltungen oder Fehlbeanspruchungen frühzeitig wahrgenommen und erkannt, kann ein chronischer Verlauf der Beschwerden eventuell vermieden werden.

"Rückenbeschwerden" sind zunächst einmal ein Symptom. Auch das Schmerzerleben und Schmerzerfahrungen sind in Zusammenhang mit Rückenbeschwerden wichtig.

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