Der Begriff Prävention wird zwischenzeitlich wie Ergonomie für vieles verwendet, aber ist auch Prävention drin, wenn Prävention draufsteht?

Wie bei der Burnout-Prävention wird meist ein Fachwort an den Anfang gestellt (z. B. Stressprävention), das das Fachthema oder den Problembereich beschreibt, dem vorgebeugt werden soll (z. B. Rücken). Es umfasst damit auch den Handlungsbereich, an dem angesetzt werden soll, z. B. Verhaltens-, Verhältnis- oder Systemprävention.

 
Wichtig

Prävention

Unter Prävention versteht man im Arbeits- und Gesundheitsschutz die Verhütung von Gesundheitsbeeinträchtigungen, Krankheiten bzw. deren Verschlimmerung und die Verhütung von Folgeerscheinungen von Krankheit und Behinderung sowie deren Fortschreiten. Prävention zielt darauf ab, Menschen zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen und zugleich ihre gesundheitsrelevanten Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Im Rahmen der Prävention werden folgende zeitliche Arten der Prävention unterschieden:

  • primär
  • sekundär
  • tertiär

2.1 Vorbeugen ist besser als heilen – Primärprävention

Primärprävention beseitigt oder verringert Risiken/Gefahren am Arbeitsplatz, bevor die Gefährdungen bzw. Belastungen wirksam werden. Sie soll eine Erkrankung des Mitarbeiters verhindern (Pathogenese) und sorgt für sichere und gesundheitsgerechte Verhältnisse am Arbeitsplatz. Sie stärkt aber auch die Ressourcen im Blick auf das, was uns gesund erhält. Das gilt für die Verhältnisse am Arbeitsplatz, aber auch für das Verhalten der Mitarbeiter und das System an sich.

 
Praxis-Beispiel

Primärprävention bei Burnout: Früh Ressourcen entwickeln statt Belastungen minimieren

Das Thema "lebensphasenorientierte Prävention" wird an Bedeutung gewinnen. In der Burnout-Prävention bedeutet das "Prävention von klein auf", d. h., den Potenzialen zur Stärkung der Ressourcen zuerst einmal den Raum zu geben, damit sich diese überhaupt entwickeln können. Gleichzeitig gilt es bekannte Gefährdungen – z. B. Alkohol, Rauchen und Stress – zu reduzieren und das werdende Leben durch ein gesundes Verhalten der Eltern zu fördern.

Rein rechtlich ist unser Bildungssystem bereits verpflichtet, sich dem Thema anzunehmen. Die wichtigsten Ressourcen oder Anlagen werden jedoch bereits in der frühkindlichen und kindlichen Entwicklung angelegt, z. B. im Kinderhort und Kindergarten. Hier sind allerdings die Eltern als erste Instanz gefragt, denn was zu Hause im Elternhaus versäumt wird, kann in oftmals überforderten Bildungseinrichtungen (Hort, Kindergarten, Schule) nur selten aufgefangen werden.

Betrieblich beginnt es mit der richtigen Auswahl von Azubis, Mitarbeitern und Führungskräften im Einstellungsprozess, z. B. sollten bei einer Führungskraft neben den fachlichen auch die Führungsqualitäten abgefragt werden, z. B. welche Fehlzeiten sie bei ihren Mitarbeitern in der vorherigen Führungsposition hatte.

Bei der Steuerung der Aus- und Weiterbildung sind die Personalabteilungen und Führungskräfte gefragt. Hier müssen klassische Themen mit einem neuen präventiven Blickwinkel betrachtet werden, z. B. die Themen Zeit-, Ziel- und Selbstmanagement im Hinblick auf die Ressourcen des Einzelnen (Resilienz) und seine Gesundheitskompetenzen erweitert werden, statt nur Arbeitstechniken zu vermitteln.

2.2 Die ersten Warnschüsse ernst nehmen – Sekundärprävention

Sekundärprävention versucht bestehende Gefährdungen/Belastungen durch ausgleichende/unterstützende Maßnahmen für den Mitarbeiter zu verringern und damit einer bestehenden gesundheitlichen Beeinträchtigung entgegenzuwirken – entweder durch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit oder durch Schaffung eines Ausgleiches zur Minderung der Belastung für den Mitarbeiter.

 
Praxis-Beispiel

Erste Zeichen erkennen und ursachenbezogen reagieren

  • Rückenprobleme sind nicht nur das Ergebnis von zu langen Sitz- oder Stehphasen, sondern gehen auch auf psychische Belastungen zurück. Hier muss nicht nur mit Verhältnisprävention in Form von Sitz-Steh- oder Steh-Sitz-Dynamik reagiert werden. Die psychischen Beanspruchungen und Belastungen müssen gezielt betrachtet und auch hier Veränderungen eingeleitet werden.
  • Natürliche Beschränkungen, z. B. die demografische Entwicklung, gilt es proaktiv anzugehen, statt zu warten bis ein Problem entsteht, z. B. durch den gezielten Einsatz von Arbeitszeitmodellen.
  • Die Mitarbeiter ansprechen und mit ihnen in einen positiven Präventionsdialog gehen, z. B. mit dem Thema Beruf und Familie. Der gezielte Einsatz von Employee-Assistance-Programmen (EAP) kann hier ein probates Mittel sein, um dem Mitarbeiter professionelle Hilfe zu Teil werden zu lassen.

Ein fast schon wie ein Zauberwort für das Thema benutzter Begriff ist Resilienz. Was in der Primärprävention noch der Aufbau von Ressourcen ist, wird in der sekundären und tertiären Prävention mit der Ausbildung der Resilienz beschrieben.

2.2.1 Betriebsklima

Das Betriebsklima ist ein wichtiger Indikator und bestens geeignet als Frühwarnsystem. Oft sind es die Zwischentöne, die die Musik machen: die Kommentare hinter vorgehaltener Hand und die Stimmen der kritischen Mitarbeiter. Es gilt diese zu hören, einfach in ihrer Existenz zu akzeptieren un...

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