In diesem Konzept wird die Handlungskompetenz als persönliche Ressource des Menschen betrachtet und steht als beeinflussende Variable im Mittelpunkt der Betrachtungen. Kognitive, emotionale, affektive, sensitive, körperliche und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten ermöglichen umfassende und gezielte Handlungskompetenzen, die helfen, Belastungen mit ihren individuell beanspruchenden Wirkmechanismen zu regulieren. In diesem Zusammenhang wirken Belastungen nicht direkt, sondern im Sinne eines subjektbezogenen Verhaltens.

Aus der Sicht des betrieblichen Gesundheitsmanagements erlangt die Anleitung zu einem situativ angemessenen und selbstverantwortlich gestalteten Bezug zwischen Arbeitnehmer und Arbeitsaufgabe eine zentrale Bedeutung. Es gilt die Ressourcen des Einzelnen so zu entwickeln und zu stärken, dass er eigenständig die Belastung steuern kann. Einerseits sollen die Arbeitsbelastungen an die Möglichkeiten des Individuums angepasst werden. Anderseits soll mit teils aufwendigen Assessments die Eignung von Menschen hinsichtlich Ihrer biologischen, psychischen und sozialen Ausgangsvoraussetzungen getestet werden.

Das in Abb. 3 dargestellte Modell zeigt, dass Einflüsse aus der Arbeit (z. B. Arbeitsaufgabe, Arbeitsmittel) auf den Menschen mit seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen und seinen Bewältigungsstrategien einwirken. Die Inanspruchnahme der Voraussetzungen des arbeitenden Menschen führt zu psychischer Beanspruchung. Diese äußert sich kurzfristig in unterschiedlicher Form auf psychischer und/oder körperlicher Ebene. Ob es dabei zu erwünschter oder beeinträchtigender Beanspruchung kommt, hängt ab von den von außen einwirkenden Einflüssen und von den persönlichen Voraussetzungen des Individuums (vgl. Tab. 1).

 
Anregung Beeinträchtigung (Fehlbeanspruchung)
Aufwärmung Aktivierung Psychische Ermüdung Ermüdungsähnliche Zustände Stress[1]
Eine häufige Folge psychischer Beanspruchung, die bald nach Beginn der Arbeitsaufnahme dazu führt, dass die Tätigkeit mit weniger Anstrengung als anfangs ausgeführt wird. Ein innerer Zustand mit unterschiedlich hoher psychischer und körperlicher Funktionstüchtigkeit. Je nach Dauer und Intensität kommt es zu unterschiedlichen Graden der Aktivierung. Dabei gibt es einen Bereich der optimalen, d. h. weder zu geringen noch zu hohen Aktivierung, der höchste Funktionstüchtigkeit ­sicherstellt. Eine plötzliche Erhöhung der Beanspruchung kann jedoch zu ­einer ungewünschten Überaktivierung führen.

Vorübergehende Beeinträchtigung der psychischen und körperlichen Leistungsfähigkeit eines Menschen, die von der Intensität, Dauer und Verlauf der vorangegangenen Beanspruchung abhängt.

Mögliche Folgen sind: Mehr Zeitbedarf für Handlungen, Bewegungsfehler wie Fehlgreifen, Fehltreten, Vergessen von wichtigen Informationen (Terminen, Zwischen­ergebnissen).

Erholung von psychischer Ermüdung kann besser durch eine zeitliche Unterbrechung der Tätigkeit statt durch deren Änderung erzielt werden.

Zustände des Menschen, die als Auswirkungen psychischer Beanspruchung in abwechslungsarmen Situationen ­auftreten.

Sie verschwinden schnell nach Eintreten eines Wechsels der Arbeitsaufgabe und/oder der Umgebung bzw. der äußeren Situation. Zu diesen Zuständen zählen: Monotonie, herabgesetzte Wachsamkeit, psychische Sättigung (vgl. Tab. 2).

Als unangenehm ­empfundener Zustand, der von der Person als ­bedrohlich, kritisch, ­wichtig und unausweichlich erlebt wird. Er entsteht besonders dann, wenn die Person einschätzt, dass sie ihre Aufgaben nicht bewältigen kann.

Mögliche Folgen sind: ­Befindlichkeitsstörungen, Angstzustände, hoher Blutdruck, nervöse ­Magenschmerzen, ­steigendes Herzinfarkt­risiko, sinkende Leistung, erhöhte Fehlerzahl.

Tab 1: Auswirkungen psychischer Belastung nach DIN EN ISO – 10075-1

 
Monotonie Herabgesetzte Wachsamkeit Psychische Sättigung
Ein langsam entstehender Zustand herabgesetzter Aktivierung, der bei lang andauernden, einförmigen und sich wiederholenden Arbeitsaufgaben oder Tätigkeiten auftreten kann. Hauptsächliche Folgen sind: Schläfrigkeit, Müdigkeit, Leistungsabnahme und Leistungsschwankungen, Verminderung der Umstellungs- und Reaktionsfähigkeit, Zunahme der Schwankungen der Herzschlagfrequenz. Ein bei abwechslungsarmen Beobachtungstätigkeiten langsam entstehender Zustand mit herabgesetzter Signalentdeckungsleistung (z. B. bei Radarschirm- und Intrumentalbeobachtungen), Monotonie und herabgesetzte Wachsamkeit unterscheiden sich zwar in den Entstehungsbedingungen, nicht aber in den Auswirkungen.

Ein Zustand der nervös-unruhevollen, stark ­affekt-betonten Ablehnung einer sich wiederholenden Tätigkeit oder Situation, bei der das Erleben des "Auf der Stelle Tretens" oder des "Nicht weiter Kommens" besteht. Zusätzliche Symptome psychischer Sättigung sind: Ärger, Leistungsabfall, Müdigkeitsempfinden, Tendenz, sich von der Aufgabe zurückzuziehen.

Die psychische Sättigung ist im Gegensatz zu Monotonie und herabgesetzter Wachsamkeit durch ein unverändertes oder sogar ge...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge