Zusammenfassung

 
Überblick

In einer zunehmend technikdominierten Arbeitswelt, die auf der einen Seite die Arbeitsausführung erleichtern soll, auf der anderen Seite aber auch hohe Anforderungen an die Ausführenden stellt, muss neben der Arbeits- und Organisationsgestaltung insbesondere dem arbeitenden Menschen Rechnung getragen werden. Dies betrifft sowohl die Interaktion eines Mitarbeitenden mit einem technischen System als auch die Kooperation zwischen Menschen, sobald ein technisches System als "Kollege" mit im Arbeitskontext zu finden ist.

In diesem Überblicksartikel wird zunächst kurz auf den Faktor Mensch in Bezug auf Arbeiten an der Nahtstelle zu technischen Systemen und Anlagen eingegangen. Anschließend wird an einer Vielzahl von Beispielen aufgezeigt, wie Menschen im Kontext mit der Arbeit an und in technischen Systemen zu Fehlerquellen werden. Wo dies möglich ist, wird auf Beispiele und konkrete Lösungsansätze eingegangen.

1 Die Zukunft der Arbeit heißt 4.0

Arbeiten 4.0 und damit einhergehend auch Industrie 4.0 bedeuten, dass ein Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt im Hinblick auf Arbeitsweisen, Fertigungsverfahren und Produktionsprozesse stattfindet. Dieser Paradigmenwechsel wird ermöglicht durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt, die wiederum mit der beständigen Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien zusammenhängen. Arbeitsprozesse werden vernetzt mit Maschinen, Robotern, Laptops, Smartphones und Tablets, die neue Anforderungen an den arbeitenden Menschen stellen. Verfügt dieser über keine oder unzureichende Digital-, Informations-, Problemlöse- und Entscheidungskompetenz, wird er im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt.

2 Der Mensch in automatisierten Systemen

Infolge zunehmender Automatisierung und Digitalisierung von Arbeitstätigkeiten verändert sich natürlich auch die Rolle des Menschen im System Mensch-Maschine oder im System Mensch-Computer. Er wird vom Bediener zum Überwacher oder Supervisor und plant, was geschehen soll, teilt seine Entscheidungen dem System mit, überwacht die Ausführung und greift ein, wenn die Umsetzung nicht wie gewünscht erfolgt. Damit übernimmt der Mensch in automatisierten Systemen eine völlig neue Rolle, derer er sich bewusst sein muss und die mit physischen und psychischen Herausforderungen und Begrenzungen einhergeht.

3 Der limitierende Faktor

3.1 Neue Herausforderungen für den Menschen

Ambiente Technologien, Wearables, Augmented Reality, Assistenzsysteme, Datenbrillen, Drohnen, die Pakete und Post ausliefern, tragbare Computer und nicht zuletzt der Roboterkollege in der Produktion vereinfachen das Arbeitsleben und nehmen dem Menschen insbesondere monotone und Routinearbeiten ab. Auf der anderen Seite stellt genau dieser Umgang mit den neuen Technologien den Arbeitnehmer auch vor neue Herausforderungen. Die Zusammenarbeit mit technischen Systemen erfordert neben den bereits erwähnten Kompetenzen weitere Voraussetzungen, die über den Erwerb von Wissen hinausgehen.

Der Mensch mit seinen physischen und psychischen Möglichkeiten wird immer der limitierende Faktor aller technologischen Entwicklungen sein. Seine Begrenzungen beziehen sich zum einen auf das biologische Vermögen, die angebotenen Möglichkeiten zu nutzen, und zum anderen auf die psychischen Voraussetzungen, die Angebote für sich nutzbar zu machen. Ersteres bezieht sich auf die menschliche Informationsverarbeitung, letzteres auf Einflüsse aus den Arbeitsbedingungen.

3.2 Exkurs: Disziplinen, die sich mit dem arbeitenden Menschen befassen

Mit dem limitierenden Faktor Mensch haben sich u. a. die Kognitionspsychologie, die kognitive Ergonomie als Teilgebiet der Arbeitswissenschaften, die Fehlerforschung und die Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigt.

Kognitionspsychologie

Die Kognitionspsychologie beschäftigt sich mit Prozessen der Informationsverarbeitung. Im Einzelnen betrifft das die Wahrnehmung, Erinnerung, Beurteilung, Bewertung und Vorstellung von Situations- und Umweltmerkmalen.

Kognitive Ergonomie

Generell befasst sich Ergonomie mit der Gestaltung von Arbeitssystemen inklusive Arbeitsplätzen, Arbeitsmitteln und Arbeitsumgebungen im Hinblick auf das menschliche Leistungsvermögen und die Bedürfnisse des Menschen. Dabei ist der Mensch der Ausgangspunkt aller ergonomischen Überlegungen. Die kognitive Ergonomie ist eine Teildisziplin der Ergonomie, welche explizit menschliche Informationsverarbeitungsprozesse in der Mensch-Maschine-Interaktion und bei der Gestaltung von Arbeitssystemen einbezieht und berücksichtigt. Die heutigen durch Digitalisierung gekennzeichneten Interaktionssituationen zwischen Mensch und Technik verlangen verstärkt die Berücksichtigung kognitiver Prozesse.

Fehlerforschung

Die Fehlerforschung befasst sich mit der Erforschung von Denk-, Planungs- und Handlungsfehlern, aus denen Fehlhandlungen resultieren können. Fehlhandlungen können u. a. resultieren aus:

  • Überforderung, Unterforderung,
  • Ermüdung,
  • Umgebungseinflüssen, wie Lärm, Licht, Blendung, Hitze, Kälte,
  • unklaren Zielanforderungen und
  • unangepassten Mensch-Maschine-Schnittstellen.

Arbeits- und Organisationspsychologie

Die Arbeits- und Organisationspsychologie befasst sich mit dem arbeitsbezogenen Erleben ...

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