Wenn durch die Automatisierung häufig automatische Systeme Routinetätigkeiten übernehmen, führt das zu einer kognitiven Entlastung des Menschen. Es ist unbestritten, dass technische Systeme oder Roboter Routinetätigkeiten ohne Fehler und Ermüdungserscheinungen besser ausführen können als Menschen. Bei unvorhergesehenen und unvorhersehbaren Systemstörungen ist der Operateur aber wieder gefragt und muss sich in kürzester Zeit einen Überblick verschaffen und die richtigen Entscheidungen treffen.

 
Praxis-Beispiel

Moderne Flugzeuge

Die technische Entwicklung der Verkehrsfliegerei vollzog sich von Propeller- über Düsenantrieb und Steuerung via elektromechanischer Systeme hin zu computergesteuerten High-Tech-Flugzeugen, deren Synonym der Airbus (A 320-Familie) ist. Bei dieser 3. Generation von Fluggeräten überwachen Computer alle wesentlichen Systeme des Flugzeugs und sind in der Lage, das Flugzeug nach Eingabe der entsprechenden Navigationsdaten auch ohne Pilot zu fliegen und zu landen (Autopilot). Ermöglicht wird das durch das sog. Flight Management System (FMS), welches zentrale Aufgaben der Navigation, der Flugzeugführung und der Systemüberwachung übernimmt. Die Aufgabe der Piloten besteht dann nur noch in der Überwachung des Systems. Trotz der hochgradigen Automatisierung und damit einer Reduzierung menschlichen Fehlverhaltens kommt es zu Flugzeugunglücken, die nach Unfallanalyse oft auf eine verhängnisvolle Mensch-Maschine-Interaktion zurückzuführen sind.

Systemmeldungen sind für die Piloten nicht immer transparent und verständlich. In dieser intransparenten und ambivalenten Gefahrenlage müssen sie aber sehr schnelle (und richtige) Entscheidungen treffen. Sie müssen sich auf ihre korrekte Einschätzung bei der Beurteilung der Situation verlassen und die Steuerung des Fluggerätes übernehmen (vgl. situation awareness).

Lösungsansatz:

Es wird diskutiert, wie tief die Systemkenntnis von Piloten in Zeiten der Automatisierung sein muss, um in kritischen Situationen die Kontrolle über das Fluggeschehen zu behalten. Prof. Gerhard Faber fordert eine Pilotenausbildung an Hochschulen, damit Piloten Systemkenntnisse erlangen, die über das reine Bedienen der Fluggeräte hinausgehen. Dieser Ansatz führt zur generellen Frage, bis zu welcher Tiefe Operateure Kenntnis über das System haben sollten oder müssen, um es sicher zu beherrschen. Dabei stellt sich die Frage Aufwand-Kosten-Nutzen-Relation. Ein Autofahrer muss kein Automechaniker sein, um ein Fahrzeug sicher steuern zu können, muss aber wissen, was die Anzeigen und Warnhinweise zu bedeuten haben.

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