Betriebliche Entscheidungsträger und Mitarbeiter beklagen immer wieder, dass es im Arbeits- und Gesundheitsschutz scheinbar in erster Linie um das bloße Erfüllen viel zu vieler externer Vorgaben geht. Diese Einschätzung hat viel damit zu tun, wie diese Personen den Arbeits- und Gesundheitsschutz im betrieblichen Alltag erleben. Überspitzt könnte man sagen, diese Personen fühlen sich "beglückt", d. h. sie haben den Eindruck, dass andere (die Arbeits- und Gesundheitsschützer) meinen zu wissen, was für sie gut ist, was sie zu tun und was zu unterlassen haben. Widerstände sind damit vorprogrammiert. Wie lässt sich der Kreislauf aus begrenzter Einsicht in die Notwendigkeit vorgegebener Schutzmaßnahmen, reserviertem Verhalten (ist ja auch bequemer), äußerst seltenen Konsequenzen unsicherer Handlungen und Bestätigung der eigenen Einschätzung "Wer aufpasst, dem passiert schon nichts" (Illusion der eigenen Unverletzbarkeit) durchbrechen?

Bei vielen betrieblichen Aufgaben, z. B. Erfüllung von Qualitäts- oder Hygienestandards, stellt sich diese Frage in modifizierter Form auch. Erfolgreiche Lösungswege stellen dem skizzierten Kreislauf ein betriebliches Führungssystem gegenüber, bestehend aus einem Bündel von Maßnahmen, die professionell organisiert und angewendet werden. Dies geschieht im Arbeitsschutz durch die Einführung eines Arbeitsschutz-Managementsystems auch.

Ein Kernelement dieser Führungssysteme ist, dass sie die Wirkungen von Prozessen als Steuerungsgröße verwenden. Bereits bei der Zielfestlegung geht es um die Bestimmung und Beschreibung der angestrebten Wirkungen (Was soll erreicht werden? Wie soll der zu erreichende Zustand aussehen?). Von Zielen (zukünftigen Zuständen), die für die Betroffenen einen Nutzen darstellen, geht natürlich eine höhere Antriebskraft aus, als von Zielen, die die Betroffenen als unwichtig erachten oder deren Nutzen sie nicht erkennen können (siehe Beispiele).

 
Praxis-Beispiel

Ziele einer Betriebseinheit

Ziele hinsichtlich Sicherheit und Gesundheitsschutz eines Unternehmens/einer Betriebseinheit:

  • "Durch gemeinsame Anstrengungen tragen wir dazu bei, dass jeder Mitarbeiter seine und unsere Partner und Gäste ihre Gesundheit bewahren."
  • "Abweichungen von uns auferlegten rechtlichen Vorgaben im Arbeitsschutz werden nicht geduldet."

Bei der Planung der Umsetzung setzt sich die Orientierung an den Wirkungen fort. Das heißt beispielsweise, dass bei der Auswahl der zu ergreifenden Maßnahmen zuerst die zu erwartenden Wirkungen und dann erst die Kosten herangezogen werden. Und auch bei der Umsetzung dient die Wirksamkeit als Bezugsgröße. Für eine zielorientierte Steuerung wird möglichst zeitnah die Wirksamkeit von Maßnahmen ermittelt oder abgeschätzt und bei einer unzureichenden Wirksamkeit durch das Ableiten und Einleiten von Verbesserungsmaßnahmen nachgesteuert. Nach Abschluss einer Maßnahme bzw. bei fortlaufenden Prozessen in regelmäßigen Abständen erfolgt eine Überprüfung der Wirksamkeit. Dieser kann im einfachsten Fall eine Abschätzung der Effektivität und Effizienz oder eine Bewertung anhand zuvor definierter Kennzahlen folgen. Wichtig ist, dass die Wirksamkeit zum Thema gemacht wird und erforderlichenfalls Verbesserungen abgeleitet und eingeleitet werden. Diesen einfachen Regelkreis, der allen Führungssystemen zugrunde liegt, zeigt Abb. 1. Seine Anwendung stellt ein kontinuierliches Verbessern der Effektivität und Effizienz von Sicherheit und Gesundheitsschutz sicher.

Das Regelkreismodell liegt auch dem aus dem Qualitätsmanagement bekannten PDCA-Zyklus (Plan – Do – Check – Act, auch als Deming-Kreis bekannt), der das Grundprinzip jedes kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) darstellt, zugrunde.

Abb. 1: Führungssystemen zugrunde liegender Regelkreis

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