(1) Für weitreichende Entscheidungen (z. B. betriebsübergreifende Substitutionsziele, Entwicklung neuer Produktlinien, konzernweite Beschränkungen reichen die oben beschriebenen betriebsbezogenen Kriterien nicht aus.

 

(2) Vor der Nutzung von Expertenmethoden sollte geprüft werden, ob und wie die Modelle ökonomische, ökologische und soziale Kriterien erfassen, in Kenngrößen überführen und bewerten. Um nachhaltige Entscheidungen treffen zu können, ist es von großer Bedeutung, dass diese Kriterien auf alle relevanten Stufen des Lebenszyklus eines Stoffes angewendet werden.

 

(3) Die Modelle sollten folgende Stufen des Lebenszyklus berücksichtigen:

 

1.

Herstellung, Gewinnung und Transport des Rohstoffs,

 

2.

Weiterverarbeitung des Rohstoffs zu Produkten,

 

3.

Verwendung bzw. Verbrauch der Produkte einschließlich des Pflege- und Instandhaltungsaufwands,

 

4.

Recycling, Verwertung bzw. Entsorgung von Stoff oder Produkten.

 

(4) Grundsätzlich relevante Kriterien sind zum Beispiel das toxikologische Profil der Einsatzstoffe und/oder Zwischenprodukte, der Energieverbrauch, Emissionen, das ökotoxikologische Profil, die Verfügbarkeit der Stoffe, und je nach Problem weitere spezifischere Kriterien.

 

(5) Je nach Anzahl der untersuchten Phasen im Lebenszyklus des Stoffes und den verfügbaren bzw. verwendeten Daten werden unterschiedlich weitreichende Beschreibungen des Stoffes und der mit seiner Nutzung verbundenen Chancen und Risiken möglich.

 

(6) Expertenmodelle können Entscheidungen zur Substitution oder zum Aufbau einer Produktlinie auf den Feldern Marketing, Forschung, Strategie und auch Politik unterstützen.

Tabelle 6: Abwägungsgründe für den betrieblichen Einsatz von Substitutionslösungen

Soweit möglich sollten alle Einflussfaktoren betrachtet und zutreffende Unterpunkte ausgewählt werden. Für jeden Einflussfaktor, ggf. gegliedert nach Unterpunkten soll zumindest qualitativ dokumentiert werden, ob sich die Substitutionslösung positiv (+), negativ (-) oder neutral (0) auswirkt. Bei mehreren denkbaren Substitutionslösungen kann die Tabelle erweitert oder mehrfach angelegt werden.

Einflussfaktoren

Veränderung durch die Substitutionslösung

++/+/0/-/-- oder

Kostenschätzung
Bemerkungen
variable Kosten:
1.

Einsatzstoffkosten

Ggf. Kosten für Hilfs- und Verbrauchsstoffe berücksichtigen.
   
2. Lagerkosten    
3.

Transportkosten

z. B. Kosten für Verpackungen, Frachttarife, etc.
   
4.

Entsorgungskosten

z. B. Kosten zur stofflichen Wiederverwertung, zur Abfall-, Abwasser- und Abluftbehandlung
   
5. Energiekosten    
6. Versicherungskosten etc.    
fixe Kosten:
7.

Kosten für Forschung und Entwicklung

Entwicklung und Anpassung der Substitutionslösung in der Wertschöpfungskette
   
8.

Anlagekosten

Investitionen in die Produktionsanlage
   
9.

Personalkosten

z. B. Gehälter, Kosten für Weiterbildung, etc.
   
10. Kosten für das Risikomanagement:    
  technische Maßnahmen,    
  organisatorische Maßnahmen    
  persönliche Maßnahmen    
  z. B. bauliche Maßnahmen, Lüftungsmaßnahmen, ggf. Bedarf an zusätzlichem Personal, Arbeitsplatzmessungen, persönliche Schutzausrüstung, etc.    
11. Kosten für arbeitsmedizinische Vorsorge    
12.

Kosten für Arbeitsmanagementsysteme und zur Erfüllung rechtlicher Auflagen

z. B. ISO-Zertifizierung, Gefahrstoffverzeichnis, Registrierungen, Zulassungen, Genehmigungen, etc.
   
13. Vertriebskosten etc.    

weitere Einflussfaktoren

(ggf. nicht in Kosten zu beschreibende, betriebsbezogene Faktoren):
14. öffentliche Wahrnehmung, Firmenimage, etc.    
15. Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation, etc.    
16. vorteilhafte Produktkennzeichnung, Gütesiegel, etc.    
17. Ökobilanz etc.    
weitere relevante Faktoren (falls erforderlich betriebs- und fallbezogen ergänzen)
 
abschließende Bewertung:
Ersatzlösung betrieblich nicht geeignet, weil, …
Substitutionslösung eingeleitet, …
erneute Prüfung bis ....
oder Freitext

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