Laut dem OECD-Zuwanderungsranking lag Deutschland im Jahr 2015 hinter den USA auf Platz 2 der Staaten mit den höchsten Einwanderungsraten und innerhalb der Europäischen Union sogar auf Platz 1. Der Zustrom ausländischer Mitarbeiter fordert jedes Unternehmen grundlegend heraus, v. a. auf der kommunikativen Ebene. Sprachbarrieren sind nicht einfach zu überwinden. In der betrieblichen Praxis kann die Sprachbarriere schnell zu einer Vielzahl von praktischen und rechtlichen Problemen führen – z. B. wenn die Beschäftigten nicht in der Lage sind, wichtige Unterweisungen zu Sicherheitsvorkehrungen und zur richtigen Schutzkleidung zu verstehen.

Zudem haben viele Migranten in ihrem Heimatland bisher keine oder nur wenig praktische Erfahrungen im Umgang mit dem Arbeitsschutz gemacht. Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) sind es i. d. R. nicht die gut ausgebildeten Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund, die eine Herausforderung für die Prävention darstellen. Vielmehr sind es v. a. die schlecht ausgebildeten Migranten mit geringer Sprachkenntnis, die einer speziellen Ansprache bedürfen, um sie für den Arbeitsschutz zu sensibilisieren. Denn gerade diese Migranten arbeiten häufig in Branchen und an Orten, an denen sie besonderen Gefährdungen ausgesetzt sind.

Hinzu kommen kulturelle Probleme anderer Art: Menschen aus islamisch geprägten Gesellschaften beispielsweise haben ein ganz anderes Gesundheits- und Krankheitsverständnis, v. a. wenn sie aus sozial benachteiligten Schichten und Milieus stammen. Krankheit wird dort häufig als Prüfung Gottes oder sogar als Gnadenerweis verstanden. Allein schon aus diesem Grund haben Beschäftigte mit derartigem Hintergrund ein ganz anderes Verhältnis beispielsweise zu Präventivuntersuchungen bzw. -maßnahmen.

 
Praxis-Tipp

Vertrauensverhältnis zu fremdsprachigen Mitarbeitern

Auch hier kann der Sicherheitsbeauftragte wertvolle Hilfe leisten. Als Kollege des fremdsprachigen Mitarbeiters, der unmittelbar mit diesem zusammenarbeitet, kann er ein ganz anderes Vertrauensverhältnis aufbauen als eine Fachkraft für Sicherheit oder ein Vorgesetzter. V. a. aber gibt es bereits viele Sicherheitsbeauftragte mit ausländischen, auch außereuropäischen Wurzeln. Als Kenner des kulturellen Hintergrunds und aufgrund ihrer Sprachkompetenz finden sie schnell einen "persönlichen Draht" zum fremdsprachigen Beschäftigten, können so Probleme der sprachlich-kulturellen Art schnell aus dem Weg räumen und die Betroffenen kultursensibel in den betrieblichen Arbeitsschutz einführen.

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