Nicht nur die persönliche Selbstführungskompetenz, sondern auch die individuelle Lebenssituation und die Rahmenbedingungen von Arbeitnehmern sind sehr unterschiedlich und führen dazu, dass das Homeoffice für den einen eher Fluch und für den anderen eher Segen ist ... und dass verschiedene Arbeitsmodelle präferiert werden.

Die Rahmenbedingungen und Umstände sind so unterschiedlich, dass ein "One-size-fits-all-Ansatz" nicht hilfreich sein kann. Die Arbeit mit sog. Personae hilft dabei zu verstehen, mit welchen Herausforderungen einzelne Mitarbeitende konfrontiert sind.[1] Personae sind Idealtypen von Personengruppen, die deren jeweilige Eigenschaften, Verhaltensweisen, Präferenzen etc. beschreiben. Anhand des folgenden Beispiels wird deutlich, wie unterschiedlich die Chancen und Hürden bezüglich der Homeoffice-Tätigkeit sein können:

 
Praxis-Beispiel

Personae

Persona 1: Jung, alleinstehend, wohnhaft in der Stadt

Persona 2: Familie, wohnhaft in kleiner Wohnung (Stadt)

Persona 3: Familie, wohnhaft in Haus (ländliche Gegend)[2]

Mithilfe von Interviews mit Unternehmensvertretern 14 verschiedener Unternehmen untersuchte die ConMendo-Studie[3] während des Lockdowns in der Corona-Pandemie typische Herausforderungen und Präferenzen bezüglich des Arbeitsmodells dieser 3 Personae und verdeutlicht, wie individuell Unterstützungsbedarfe auch nach der Krise ausfallen können.

Persona 1 wurde im Lockdown typischerweise mit den Herausforderungen der sozialen Isolation, der Entgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben und bei kurzer Firmenzugehörigkeit vielleicht auch mit der unzureichenden Integration ins Team konfrontiert. Fehlende Ansprechpartner bei fachlichen Fragen stellten häufig ein Problem dar und man war von Zukunftsängsten geplagt. Völlig nachvollziehbar, dass Persona 1 sich während der Pandemie wünschte, schnellstmöglich – zumindest teilweise – wieder ins Büro zurückzukehren. Persona 1 präferierte entsprechend nach der Krise eine flexible Lösung mit mehreren Tagen im Büro.

Zukunftsängste sind eine Herausforderung, die auch Persona 2 während des Lockdowns umtrieben. Darüber hinaus kam bei Persona 2 noch ein Ungleichgewicht in privaten Beziehungen hinzu aufgrund fehlender Kontaktpersonen außerhalb des eigenen Haushalts. Weiterhin war Persona 2 typischerweise damit belastet, keinen eigenen Arbeitsraum/-platz zu haben, in dem ungestört und zurückgezogen vom privaten Alltag gearbeitet werden kann. Ähnlich wie Persona 1 wünschte sich auch Persona 2 eine teilweise Rückkehr ins Büro und präferiert nun eine flexible Lösung mit ein paar Tagen im Büro.

Persona 3 sah sich eher mit instabiler Kinderbetreuung konfrontiert und wurde von Sorgen um die eigene Gesundheit umgetrieben. Der Umgang mit Hard- und Software sowie die ggf. limitierte Internetverbindung stellten eine zusätzliche Herausforderung dar. Darüber hinaus berichtete Persona 3 über ein deutlich erhöhtes Aufkommen an Telefonaten und Meetings und damit verbundene körperliche Beschwerden. Nichtsdestotrotz wollte Persona 3 während der Krise ungern ins Büro kommen und schätzt auch nach der Krise die wesentlichen Vorteile des Homeoffice (keine Anfahrtswege, mehr Flexibilität und Zeit mit der Familie).

 
Praxis-Tipp

Verschiedenste Rahmenbedingungen erfordern passgenaue Beratung

Erfragen Sie im Falle von Unterstützungsbedarfen aufgrund des Arbeitsmodells sehr genau und ausführlich die individuelle Situation und die Präferenzen und berücksichtigen Sie diese für Ihre Empfehlungen. Vielleicht ist es auch möglich, die Personae, die im Unternehmen zu finden sind, in einem Workshop gemeinsam zu erarbeiten.

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