Viel Zeit bleibt dafür in der akuten Phase nicht, weil die informellen Kommunikationswege im betrieblichen Umfeld oft kurz sind und die Angehörigen nicht zu lange offiziell im Ungewissen bleiben sollten bzw. sich dann ohnehin von sich aus melden. In schweren Fällen ist es sinnvoll, sich mit den Polizei-Vertretern abzustimmen. Diese sind meist als erste vor Ort und haben Erfahrung und oft auch für solche Situationen geschultes Personal.

 
Achtung

Verantwortung des Betriebs

Allerdings sollte sich der Betrieb nach Möglichkeit nicht ganz aus der Verantwortung zurückziehen. Schließlich macht die Arbeit einen erheblichen Teil des Lebens der Beschäftigten aus. Daher erwarten diese und auch ihre Angehörigen in Notlagen die Solidarität des Betriebs – und erleben ihr Fehlen als schwere Kränkung! Ungeschickter Umgang mit Angehörigen verursacht nicht nur unnötiges menschliches Leid und Aggressionen, sondern ist für den Betrieb auch Ruf schädigend.

Bei schweren Unfällen kann eine Unfallnachricht nur persönlich überbracht werden, nicht telefonisch. Man muss davon ausgehen, dass Angehörige der Situation nicht alleine gewachsen sind, schon gar nicht, wenn Kinder im betroffenen Haushalt leben.

Möglichst sollte in der ersten Phase keine direkt vom Unfall betroffene Person den Kontakt mit den Angehörigen aufnehmen – auch dann nicht, wenn er oder sie sich eigentlich zuständig fühlt (der enge Kollege, der direkte Chef). Jemand, der selbst unter Schock steht, ist in diesem Moment nicht geeignet, Schreck und Verzweiflung der Angehörigen aufzunehmen. Auf jeden Fall sollte eine vertrauenswürdige Person mit entsprechenden menschlichen Qualitäten und Lebenserfahrung diese Funktion (ggf. mit der Polizei) übernehmen.

Wichtig ist auch in der Folgezeit, dass sich die infrage kommenden Unternehmensvertreter darüber abstimmen, wer geeignet ist, den Kontakt zu den Angehörigen weiterzuführen. Im günstigen Fall kann das später auf kollegialer Ebene erfolgen, aber auch rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Betrieb und Angehörigen sind häufig und bedürfen dann einer angemessenen Kommunikationsstrategie.

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