Öfter als man glaubt wird sicherheitswidriges Verhalten sehenden Auges vom Vorgesetzten geduldet, da er sich in einem Interessenkonflikt befindet. Auf der einen Seite ist er für die Arbeitssicherheit verantwortlich, andererseits muss er Sorge dafür tragen, dass "der Laden läuft". Das bedeutet i. d. R. schnelle Arbeitsausführung, reibungslose Abläufe und keine Komplikationen. So wird schnell mal ein Auge zugedrückt, wenn ein Mitarbeiter schneller als erlaubt mit dem Gabelstapler unterwegs ist oder die vorgeschriebene Schutzkleidung erst umständlich besorgt werden müsste. Auch Aussagen von Führungskräften oder Kollegen wie "Aber beeil dich" oder "Mach schnell" sind zu vermeiden, denn wörtlich genommen, verführen sie die Beschäftigten dazu, sicherheitsrelevante Aspekte außer Acht zu lassen.

In diesem Zusammenhang sei auf das "Modelllernen" hingewiesen. Vorgesetzte und Arbeitsschutzakteure müssen sich bewusst sein, dass auch ihr eigenes Verhalten von den Mitarbeitern und Kollegen wahrgenommen wird. Verhalten sich die Vorgesetzten sicherheitskonform, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Mitarbeiter dies tun. Wird der Helm immer getragen, wird dies bemerkt, wird der Helm vom Vorgesetzten öfter vergessen, "weil man eben mal schnell…", wird dies ebenfalls bemerkt. Kümmert er sich nicht um sicherheitsrelevante Fragen, werden dies die Mitarbeiter auch nicht tun.

Eine gelebte Sicherheitskultur von oben nach unten wirkt unterstützend und ist Zeugnis, wie ernst Arbeits- und Gesundheitsschutz genommen werden. Werden Maschinen und Anlagen gewartet, gibt es ergonomische Arbeitsmittel, wird auf gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen geachtet, werden Missstände im vertretbaren Rahmen abgestellt, ist man offen für Anregungen und Kritik der Mitarbeiter, dann wird sich mittel- bis langfristig eine Sicherheitskultur ausbilden und im Verhalten festigen.

 
Praxis-Tipp

Sicherheitsbeauftragte benennen

Mitarbeitern, die sich öfter sicherheitswidrig verhalten, aber einen großen Einfluss auf die Kollegen haben, sollte man anbieten, Sicherheitsbeauftragter zu werden. Die Vorteile, die mit der Position verknüpft sind, kann man herausstellen: Einfluss haben, Gestaltungsmöglichkeiten wahrnehmen, Seminare besuchen. Vielleicht werden sicherheitsrenitente Mitarbeiter durch diesen "Job" zum Umdenken gebracht.

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