Die Qualität des Arbeitsschutzes eines Unternehmens mittels des in Abb. 4 skizzierten Modells zu bewerten, ist zwar sehr sinnvoll – insbesondere für Self Assessments – aber auch aufwändig. Für die tägliche Praxis reicht es häufig in einem ersten Schritt die betrieblichen Wirkungen (Arbeitsschutzleistungen) zu betrachten und zu bewerten. Die nachfolgenden Tabellen listen wesentlich Parameter und Kennzahlen für diese Indikatoren auf .

 
Praxis-Tipp

Individuelle Gestaltung

  • Die Auflistung der Kennzahlen zur Ermittlung und Bewertung der Arbeitsschutzleistungen stellt eine umfassende Sammlung dar.
  • Wählen Sie aus diesen Kennzahlen in Abhängigkeit von den Arbeitsschutzzielen und den Gegebenheiten Ihres Unternehmens die relevanten Indikatoren und für jeden Indikator die ermittelbaren Kennzahlen aus.
  • Mit zunehmendem Reifegrad Ihres AMS sind differenziertere Kennzahlen sinnvoll und auch erforderlich.

3.1 Indikator Wirkungen auf die Arbeitsbedingungen

 
Parameter Kennzahlen
a)

Risiko durch die Einwirkung einzelner Gefährdungsfaktoren auf den Menschen:

  • Risiko durch mechanische Gefährdungen
  • Risiko durch elektrische Gefährdungen
  • Risiko durch thermische Gefährdungen
  • Risiko durch physikalische Gefährdungen
  • Risiko durch chemische Gefährdungen
  • Risiko durch Brand- und Explosionsgefährdungen

Kennzahlen zur Bewertung des Risikos, wie z. B.:

  • Risikokennzahlen nach der Nohl'schen Systematik
  • Risikokennzahlen nach der Leitmerkmalmethode (Heben und Tragen)

Die Kennzahlen können bezogen werden auf

  • einzelne Mitarbeiter, Mitarbeitergruppen
  • Arbeitsvorgänge, Gruppen von Arbeitsvorgängen
  • Arbeitsplätze, Gruppen von Arbeitsplätzen, Betriebsstätten, Organisationen (Arbeitssysteme)

Als Kennzahlen sind neben dem jeweiligen Durchschnittswert auch immer die höchsten Risikowerte und deren Häufigkeit darstellbar.

  • Risiko durch biologische Gefährdungen
  • Risiko durch physische Gefährdungen
  • Risiko durch psychische Gefährdungen
b) Risiko durch die Einwirkung des am Arbeitsplatz vorhandenen Gesamtspektrums der Gefährdungsfaktoren auf den Menschen  

3.2 Indikator Wirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten

 
Parameter Kennzahlen
a)

Verletzungen

  • leichte Verletzungen ohne Arbeitsunterbrechung
  • leichte Verletzungen mit kurzer Arbeitsunterbrechung
  • Erste-Hilfe-Fälle mit Arbeitsunterbrechungen unter einem Arbeitstag (Aufnahme der Tätigkeit am nächsten Arbeitstag)
  • Verletzungen, die sofortige Arbeitsunterbrechung und ärztliche Behandlung/kurzen Krankenhausaufenthalt erfordern, Arbeitsunfähigkeit < 3 Arbeitstage
  • ambulante ärztliche Behandlung, Arbeitsunfähigkeit ≥ 3 Arbeitstage
  • längerer Krankenhausaufenthalt, Arbeitsunfähigkeit ≥ 3 Arbeitstage
  • Minderung der Erwerbsfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit < 20 %
  • entschädigungspflichtige Arbeitsunfälle, Erwerbsunfähigkeit ≥ 20 %
  • tödliche Arbeitsunfälle
  • Verletzungen

    • bei einer Haupttätigkeit
    • bei einer zusätzlichen Tätigkeit
    • bei einer Dienstreise
    • auf dem Weg von und zur Arbeit
  • Tausend-Mann-Quote: Zahl der Unfälle/Verletzungen mit Ausfallzeiten/Erste-Hilfe-Fälle etc. bezogen auf 1.000 Vollzeitbeschäftigte
  • Häufigkeit: Zahl der Unfälle/Verletzungen mit Ausfallzeiten/Erste-Hilfe-Fälle etc. bezogen auf 1 Million tatsächlich geleisteter Arbeitsstunden
  • Schwere (Leistungsausfall): durch Unfälle/Verletzungen mit Ausfallzeiten/Erste-Hilfe-Fälle etc. bedingte durchschnittliche Ausfallzeit pro Vollzeitbeschäftigtem
  • TRR (total recordable rate): Summe der Unfälle mit Ausfallzeit, eingeschränkter Arbeitsfähigkeit plus medizinischer Behandlungen pro 200.000 geleisteter Arbeitsstunden
  • Anteil der Verletzungen mit Arbeitsunterbrechungen bei zusätzlichen Tätigkeiten (bezogen auf die Gesamtzahl der Verletzungen mit Arbeitsunterbrechungen)

Generierung abgeleiteter Kennzahlen zum Stand und zur Entwicklung durch in Bezug setzen zu Vergleichsgrößen.

Generierung von Kennzahlen durch Differenzierung nach Arbeitsbereichen, Geschäftsprozessen, Tätigkeiten/Berufsgruppen
b)

Gesundheits-/Krankenstand

  • Fehlen infolge einer Verletzung bei der Arbeit
  • Fehlen infolge einer Erkrankung, die vermutlich durch die Arbeit (zumindest teilweise) verursacht ist
  • Fehlen infolge einer Krankheit
  • Fehlen infolge einer Reha-Maßnahme
  • Gesundheitsquote:

    • Anteil der gesunden (einsetzbaren) Mitarbeiter an der Gesamtbelegschaft
    • Ist-Einsatzzeit der(s) Mitarbeiter(s) zur Soll-Einsatzzeit
  • Arbeitsbedingter Krankenstand:

    • Fehlzeiten, die vermutlich durch die Arbeit zumindest mit verursacht sind, zur Soll-Einsatzzeit
    • Anteil der erkrankten Mitarbeiter, deren Erkrankung vermutlich durch die Arbeit zumindest mit verursacht wurde, an der Gesamtbelegschaft
  • Krankheitsbedingte Fehlquote:

    Anteil der krankheitsbedingt fehlenden Mitarbeiter an der Gesamtbelegschaft

  • Krankheitsbedingte Fehlzeitquote:

    Anteil der krankheitsbedingten Fehlstunden bezogen auf 1 Million tatsächlich geleisteter Arbeitsstunden

  • Durchschnittliche krankheitsbedingte Fehlquote:

    Anteil der krankheitsbedingten Fehlzeiten an der Soll-Einsatzzeit pro Mitarbeiter

Generierung abgeleiteter Kennzahlen zum Stand und zur Entwicklung durch in Bezug setzen zu Vergleichsgrößen.

Generierung von Kennzahlen durch Differenzierung nach Arbeitsbereichen, Geschäftsprozessen, Tätig...

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