Die EnSikuMaV verlangt im Winter 2022/2023 nur von Betrieben im öffentlichen Dienst die Absenkung der Temperaturen in Arbeitsräumen verbindlich. Für andere Unternehmen handelt es sich lediglich um eine Option.

Diese Energiesparmaßnahme ist zudem abhängig von der Gebäudetechnik gar nicht so einfach umzusetzen und v. a. nachzuvollziehen, weil viele Heizungsanlagen eine gradgenaue Regelung gar nicht darstellen können. Es handelt sich für viele Unternehmen also eher um eine Zielrichtung als eine verbindliche Pflicht.

Wohl aber stellt die Energiesituation sehr viele Unternehmen und auch die Privathaushalte vor zum Teil sehr hohe finanzielle Belastungen, die hohen Handlungsdruck erzeugen. Dem kann allerdings nicht allein durch abgesenkte Raumtemperaturen begegnet werden; eher schon durch die Stilllegung von größeren Gebäudeabschnitten oder ganzen Gebäuden, z. B. durch Regelungen zur mobilen Arbeit.

Es sollte daher einerseits vermieden werden, dass die punktgenaue Umsetzung der Vorgaben der EnSikuMaV in der Bedeutung überhöht wird. Die dafür erforderlichen Regelungs- und Kontrollmaßnahmen werden in vielen Fällen (auch wiederum abhängig von den gebäudetechnischen Möglichkeiten) den Nutzen der Maßnahme übersteigen und wirken sich so eher negativ auf die Unternehmenskultur aus.

Anderseits macht es keinen Sinn zu verschweigen, dass kritische globale Situationen sich auf den Alltag auswirken und vermutlich noch weiter auswirken werden. Dem können Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt nur begegnen, wenn sie nötige Veränderungen agil und gelassen gleichermaßen angehen. Dafür sollte jede, auch diese Gelegenheit genutzt werden, um klarzumachen, dass überschaubare Anpassungen keine unüberwindlichen Hürden darstellen und Veränderungen Chancen bieten – in diesem Fall vermutlich mehr als Risiken.

 
Wichtig

Aktivierende Kommunikation

Betriebliche Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs sollten möglichst nicht negativ verknüpft und über Gebühr problematisiert werden:

  • Deutlich machen, dass eine so geringe Anpassung der Raumtemperatur zwar durchaus wahrnehmbar ist, aber sich in einem Bereich abspielt, der mit Bekleidung leicht kompensiert werden kann.
  • Ein schnelles "Ziehen Sie sich einfach was über!" nimmt Bedenken zu wenig wahr. Wirksamer ist gezieltes Nachfragen "Wie kommen Sie zurecht?", um ins Gespräch zu kommen, und v. a. das alltägliche Vorbild derer, die den Prozess steuern und weitertragen. Wer sich wie kleidet, wird von vielen Beschäftigten sehr bewusst wahrgenommen.
  • Deutlich machen, dass Umgewöhnung nie ein ganz kurzer Prozess ist. Menschen müssen dabei Geduld mit sich selbst haben und sollten verstehen, dass Anpassungsfähigkeit eine Kunst ist, die die persönliche Lebensqualität spürbar erhöht – nicht zuletzt, weil im privaten Bereich ebenfalls gespart werden muss.
  • Forum für Winterwohlfühltipps im Büro einrichten (s. o. Tipp unter Abschn. 2).
  • Kleine Aktions- und Bewegungsangebote in Pausen oder an bestimmten Tagen wirken aktivierend.
  • Plattform einrichten, auf der Probleme mit der Heizungsregelung oder mit dem Raumklima insgesamt rückgemeldet werden können. Das kann zwar zu gelegentlich mühsamen Kommunikationsprozessen führen, aber ohne solche Rückmeldungen kann die Heizungsanlage eines größeren Gebäudes kaum effizient betrieben werden.

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