Frage 11:

Warum ist gerade im Winter die Luft in Innenräumen trocken?

Warme Luft kann wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Die maximal mögliche Menge an Wasserdampf in der Luft (Wasserdampfsättigung) nimmt mit steigender Temperatur zu.

Wird winterlich kalte Außenluft nach dem Lüften im Gebäude durch die Heizung im Raum erwärmt, sinkt dort die sogenannte relative Luftfeuchte. Sie gibt den tatsächlichen Gehalt an Wasserdampf in der Luft im Verhältnis zum maximal physikalisch möglichen Gehalt an Wasserdampf an. Die erwärmte Raumluft könnte jetzt wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als in der zugeführten kalten Außenluft enthalten ist. Deshalb verringert sich die relative Luftfeuchte der Raumluft, sofern kein Ausgleich geschaffen wird.

Wenn im Winter kalte Außenluft ohnehin schon wenig Feuchtigkeit enthält, erniedrigt sich die relative Luftfeuchte durch das Erwärmen auf Raumtemperatur, wie das folgende Beispiel (Abbildungen 5 und 6) zeigt:

Abb. 5

Luftfeuchte vor dem Lüften

Abb. 6

Luftfeuchte nach dem Lüften (Beispiel Austausch 1/2 Raumvolumen)

Frage 12:

Welche Auswirkungen hat trockene Luft auf die Gesundheit?

Üblicherweise braucht die Raumluft nicht befeuchtet zu werden, da eine zu geringe Luftfeuchte keine nachweisliche gesundheitliche Gefährdung darstellt. In der ASR A3.6 wird klargestellt, dass witterungsbedingte Feuchteschwankungen unberücksichtigt bleiben, das betrifft auch trockene Raumluft im Winter. Auf Schleimhäute, Haut, Augen und die Übertragung krankheitserregender Keime, z. B. Grippe-Viren, kann trockene Luft bestimmte Effekte haben, die aber im Zusammenhang mit weiteren Faktoren bewertet werden müssen.

Die landläufige Vorstellung, dass durch zu trockene Luft die Schleimhäute austrocknen und sich dadurch Krankheitserreger leichter ansiedeln können, ist nicht eindeutig bewiesen. Eine allgemeine Annahme ist, dass durch eine geringe relative Luftfeuchte die Schleimhäute trockener werden und dadurch Erkältungskrankheiten begünstigt würden. Diese Annahme konnte durch Untersuchungen an gesunden Probanden nicht bestätigt werden. So zeigten Laboruntersuchungen keine Veränderung der Schleimviskosität in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte. Bei gesunden Menschen, die durch die Nasen atmen, wird die eingeatmete Luft durch die Nasenschleimhäute ausreichend befeuchtet, so dass auch unter winterlichen Klimabedingungen keine gesundheitlichen Risiken resultieren. Grundsätzlich scheint die nasale Trockenheit mit zunehmendem Alter ein Problem darzustellen, wobei weniger die Umgebungsluftfeuchte als anatomische Veränderungen eine Rolle spielen. Bei einigen Atemwegserkrankungen kann eine niedrige Luftfeuchte (in Verbindung mit niedrigen Lufttemperaturen) zu einer Verschlimmerung führen.

Häufig werden die Ursachen für Probleme mit der Haut im Winter einer niedrigen Luftfeuchte zugeschrieben. Tatsächlich klagen Beschäftigte oft über trockene, teils juckende Haut insbesondere an Händen und Gesicht. Das ist völlig normal, da in der kalten Jahreszeit die Hornschicht der Haut trockener wird und diese Symptome verursacht. Zudem wirken Faktoren wie winterliche Kleidung und verminderte UV-Strahlung. Mit geeigneten Hautpflegemitteln kann dem entgegengewirkt werden. Bekannt ist die Verschlechterung des Hautzustandes bei bestimmten chronischen Hauterkrankungen, wie z. B. bei Neurodermitis.

Klagen über trockene Augen müssen nicht unbedingt mit einer niedrigen Luftfeuchte zusammenhängen. Neben einer geringen Luftfeuchte stellen Lufttemperaturen über 22 °C, Zugluft und Schadstoffe in der Luft Risikofaktoren für Beschwerden über trockene Augen dar. Darüber hinaus haben das Geschlecht, eingenommene Medikamente, verwendete Kosmetika, die Ernährung sowie das Tragen von Kontaktlinsen Einfluss auf die Gesundheit der Augen. Mit zunehmendem Alter verändert sich zudem die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit, wodurch die Tränenfilmstabilität abnimmt.

Aus Labor- und Feldstudien ist bekannt, dass Grippe-Viren in trockener Umgebung länger aktiv bleiben können und daher länger infektiös sind. Werte für die Luftfeuchtigkeit, ab denen diese Effekte wirksam auftreten, können aber derzeit noch nicht sicher angegeben werden. Insofern ist unklar, ob die Erhöhung der Luftfeuchte in Arbeitsräumen ein wirksames Mittel ist, um das Risiko an einer Grippe zu erkranken, deutlich zu senken. Das hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer aktuell veröffentlichten Studie festgestellt. Hier wirken zahlreiche weitere Faktoren, insbesondere die im Vergleich zur Arbeitszeit deutlich längere Aufenthaltsdauer an anderen Orten mit erhöhter Infektionsgefahr, insbesondere in öffentlichen Räumen (z. B. Kaufhäuser, Banken, Theater, Restaurants ...) oder Verkehrsmitteln, wo in der Regel keine Luftbefeuchtung erfolgt.

Frage 13:

Was ist zu bedenken, wenn Beschäftigte über trockene Luft klagen?

Klagen über ein unbehagliches Raumklima – auch über trockene Luft – können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Der Mensch hat kein Sinnesorgan zur direkten...

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