Der Stütz- und Bewegungsapparat des Menschen besteht aus Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern. Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Blutergüsse sind die häufigsten Verletzungen in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Muskel- und Gelenkverletzungen

Zu den typischen Verletzungen dieser Art zählen: Prellungen, Zerrungen, Muskelfaserrisse, Muskelrisse, Bänderdehnungen, Bänderrisse, Blutergüsse.

Symptome

  • Betroffene Person bzw. Augenzeugen schildern den Unfallhergang.
  • Im Vordergrund steht der unmittelbar eintretende, oft starke Schmerz.
  • Es kommt zu Kraftlosigkeit der betroffenen Muskelregion mit Bewegungseinschränkungen oder Bewegungsunfähigkeit.
  • Durch Blutungen ins Gewebe entsteht eine Schwellung, die druckempfindlich sein kann.

 
Fast alle genannten Verletzungsmuster sind von Blutungen ins betroffene Gewebe bzw. Gelenk begleitet. Es entsteht ein Bluterguss (Hämatom) im Gewebe oder im Bereich der Gelenkkapsel, erkennbar an der Schwellung und später auch einer Blaufärbung des Gewebes. An Armen und Beinen ist ein Seitenvergleich hilfreich.
 

Eine genauere und differenzierte Diagnose ist durch die Ersthelferin bzw. den Ersthelfer meist nicht möglich und auch nicht notwendig. Sie wird später durch eine Ärztin oder einen Arzt getroffen. Bedeutsam ist die sofortige richtige Erste Hilfe. Sie lindert die Schmerzen und kann den gesamten Heilungsverlauf günstig beeinflussen und weitergehende Schädigungen verhindern.

Dafür gibt es eine einfache Formel, die "PECH-Regel", sie bedeutet:

Pause

Eis

Compression

Hochlagerung

So helfen Sie richtig

  • Zunächst sollte man jede Aktivität (Bewegung) sofort einstellen. Dazu die betroffene Körperregion nicht mehr bewegen (Pause).
  • Zur Kühlung legen Sie z. B. Kältesofortkompressen, Eisbeutel oder einfach kalte Umschläge auf die verletzten Bereiche auf. Unterlage nicht vergessen (siehe Infokasten).
  • Befestigen Sie die Kühlpackung mittels eines leichten Kompressionsverbandes (Compression) mit einer Fixierbinde.
  • Zur Unterstützung der Blutstillung sollte die betroffene Körperregion - wenn möglich - lang anhaltend erhöht gelagert (Hochlagerung) und möglichst wenig, höchstens behutsam bewegt werden.
  • Anschließend muss die betroffene Person zur genauen Diagnose in ärztliche Behandlung.
  • Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Verbandbuch.

Praktisch sind Kältesofortkompressen. Sie werden im Bedarfsfall aktiviert und kühlen sofort. Sie werden am besten mit einer Fixierbinde befestigt.

 
Von Vereisungssprays muss abgeraten werden, diese eignen sich nicht für eine tiefenwirksame und anhaltende Kühlung von Muskel- und Gelenkverletzungen. Bei falscher Anwendung können sogar Erfrierungen verursacht werden.
 
Großen Einfluss auf den gesamten weiteren Behandlungs- und Heilungsverlauf hat die sofortige Kälteanwendung. Kältepackungen oder Eisbeutel dürfen Sie nie direkt auf die Haut legen. Immer erst ein Tuch oder ein paar Bindengänge einer Fixierbinde auf der Hautfläche platzieren und darauf die Kältepackung geben. Die Kühlung muss anhaltend und tiefenwirksam sein. Die erste Kühlphase sollte daher ca. 20 bis 30 Minuten (bis zur Arztbehandlung) dauern. Auch danach kann noch einige Zeit weiter gekühlt werden. Die Kühlung soll das Einbluten ins Gewebe unterbinden und sie lindert die Schmerzen.

Bei einer Verstauchung (Distorsion) werden die Gelenkteile mit Gewalt gegeneinander verschoben. Dabei werden die Bänder der Gelenkkapsel überdehnt oder sie zerreißen sogar. Blutgefäße können verletzt werden.

Symptome

  • Die betroffene Person bzw. Beobachtende schildern den Unfallhergang.
  • Im Vordergrund steht der unmittelbar eintretende, oft starke Schmerz.
  • Das Gelenk kann nicht mehr bzw. nur stark eingeschränkt und unter Schmerzen bewegt werden.
  • Das Gelenk schwillt - manchmal beträchtlich - an.

So helfen Sie richtig

  • Betroffenen Körperbereich ruhigstellen und ggf. erhöht lagern.
  • Gegen das Einbluten wenden Sie die "PECH-Regel" (siehe Seite 58) an.
  • Bewegungen/Belastungen möglichst vermeiden.
  • Notruf.

    Die betroffene Person muss zwingend zur ärztlichen Diagnose und Behandlung.

  • Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Verbandbuch.

Die Verrenkung (Luxation) ist eine Trennung und Verschiebung der Gelenkanteile. Die gegeneinander verschobenen Gelenkteile nehmen ihre ursprüngliche Stellung nicht wieder ein.

Symptome

  • Betroffene Person bzw. Beobachtende schildern den Unfallhergang.
  • Betroffene haben meist stärkste Schmerzen.
  • Die Gelenkanteile sind in einer abnormen, meist unbeweglichen Zwangshaltung.

So helfen Sie richtig

  • Betroffene Person beruhigen und psychisch betreuen.
  • Keinesfalls dürfen Einrenkversuche unternommen werden!
  • Betroffene Gelenkbereiche wie vorgefunden ruhigstellen, z. B. polstern.
  • Notruf. Die betroffene Person muss zwingend in ärztliche Behandlung. Verrenkte Gelenke dürfen nur durch ärztliche Behandlung eingerenkt werden!
  • Dokumentation der Ersten Hilfe, z. B. Eintrag im Verbandbuch.

Knochenbrüche

Grundsätzlich muss zunäc...

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