Für eine nachhaltige Burnout-Prävention müssen folgende Fragen gestellt werden:

  1. Was macht krank? Pathogenese – welches sind die Belastungsfaktoren?
  2. Was macht gesund? Salutogenese – was erhält die Mitarbeiter gesund?

Das bedeutet: Beanspruchungen reduzieren und förderliche Bedingungen schaffen.

Abb. 3 fasst die Probleme und die Handlungsoptionen kompakt zusammen.

Abb. 3: Belastungen reduzieren und Ressourcen fördern

Worum geht es bei der Burnout-Prävention? Es geht um psychische Gesundheit im Unternehmen (Abb. 4).

Abb. 4: Die zentrale Bedeutung der psychischen Gesundheit

Im einfachsten Kausalmodell gemäß Prof. Badura bilden psychische Belastungen Risiken für psychische Beeinträchtigungen. Und: Psychische Beeinträchtigungen bilden Risiken sowohl für psychische als auch für physische Krankheiten. Abb. 5 verdeutlicht die Zusammenhänge an der Stressprozesskette: Ursache – Erleben – Folgen für die Arbeitswelt.

Abb. 5: Das Kausalmodell – Ursache – Erleben – Folgen in der Arbeitswelt

Die physischen und psychischen Energien des Menschen sind begrenzt. Wenn durch hausgemachte Probleme in Form von Querschnittsaufgaben, Prozess- und Zahlendokumentationen weniger Zeit für die Kernprozesse bleibt, wird die Organisation zum Risikofaktor. Bei abnehmendem Personalbestand führt dies zwangsläufig zu Qualitätsmängeln, Absentismus, Präsentismus, Verlust unzufriedener Kunden und letztlich zum "Burnout" des Unternehmens an sich. Auf den Punkt gebracht heißt Burnout-Prävention also Förderung der psychischen Gesundheit.

Psychische Gesundheit spielt in folgenden Bereichen eine Rolle:

  • Kommunikation – mit sich und anderen,
  • Mitarbeiter und Führungskräfte – wertschätzender Umgang,
  • Arbeitsorganisation und Prozesse – in Kernprozesse investieren statt Energien für hausinterne Prozesse zu vergeuden,
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement – ursachen- und mitarbeiterorientiert,
  • Unternehmenskultur und Werte – Wertschöpfung durch Wertschätzung.
 
Wichtig

Burnout-Prävention – eine ganzheitliche, systematische Definition

Burnout-Prävention ist die Vorbeugung und Verhinderung des Burnout-Syndroms durch die Reduktion der Beanspruchungen/Belastungen (Pathogenese) und Förderung der Ressourcen (Salutogenese) mit Maßnahmen im Bereich der Verhältnis-, Verhaltens- und Systemprävention. Eine erfolgreiche Umsetzung ist sowohl primär-, sekundär und tertiär ausgerichtet, um den jeweiligen Mitarbeiter da abzuholen, wo er sich befindet. Die Maßnahmen sollten also gezielt an den entsprechenden Lebensphasen orientiert sein und die psychische Gesundheit des Einzelnen, des Teams, der Führungskraft und des Unternehmens fördern.

Blicken wir auf die Kernprozesse im Unternehmen, dann bedeutet Burnout-Prävention, den Pflichtteil des Arbeitsschutzes mit der Kür des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu einem ganzheitlichen die Gesundheit berücksichtigenden integrierten Qualitätsmanagement zu verbinden.

Es ist die strategische Verknüpfung von Maßnahmen des

  • Arbeitsschutzes,
  • Betrieblichen Gesundheitsmanagements,
  • Personalmanagements,
  • Qualitätsmanagements.

Die einzelnen Akteure agieren i. S. der psychischen Gesundheit mit dem Bewusstsein, in einem Boot zu sitzen.

 
Praxis-Tipp

Für den Gesamtprozess könnte die Besetzung des Bootes wie folgt aussehen:

  1. Erster Ruderer – Sicherheitsfachkraft und Betriebsmediziner

    • Pflicht mit Arbeitsschutz (präventiver Arbeitsschutz)
    • Instrument: Mitarbeiterorientierte Gefährdungsbeurteilung
  2. Zweiter Ruderer – interner/externe betrieblicher Gesundheitsmanager

    • Kür mit Gesundheitsmanagement (Ressourcen)
    • Instrument: Mitarbeiterorientierte Planung und KVP-Prozess mit AKs
  3. Dritter Ruderer – Personalwesen (Human Resources)

    • Kür mit Personalentwicklung (Gesundheits- und Resilienz-Kompetenz)
    • Instrument: betriebliche Aus- und Weiterentwicklung und EAP
  4. Vierter Ruderer – integriertes Qualitätsmanagement (IMS) bzw. Unternehmensführung

    • Kür mit betrieblicher Gesundheitspolitik/ganzheitliches Qualitätsmanagement
    • Instrument: integrierte Managementsysteme

Das Ergebnis ist

  • eine neue Arbeitsqualität (Verhältnisse),
  • eine neue Qualität der Arbeit (Verhältnis und Verhalten),
  • ein gesünderes Unternehmens (System – für alle mehr Lebensqualität).

Burnout-Prävention ist präventiver Arbeitsschutz zusammen mit einem systematischen Betrieblichen Gesundheitsmanagement: Von der Pflicht des Arbeitsschutzes über ein systematisches BGM zur Burnout-Prävention Fassen wir die gesamten Maßnahmen zusammen, dann wird deutlich, dass wir es mit einem multifaktoriellen Ansatz zu tun haben.

Von zentraler Bedeutung ist, integrativ innerhalb der vorhandenen Strukturen zu agieren, statt neue alleinstehende Parallelsysteme aufzubauen, die keine Bindung zum Unternehmen haben.

 
Wichtig

Agieren statt reagieren

Nur eine bewusste Entscheidung für ein gesundes Unternehmen, ein gesundes Team und ein gesundes Leben verhindert eine unbewusste Entscheidung für ein ungesundes oder gefährdetes Unternehmen, Team oder Mitarbeiter.

Lösen Sie sich von der Einstellung: Wer nichts tut, macht auch keine Fehler. Wer hier nichts tut, macht ein...

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