Die Befürchtung vieler Arbeitnehmer, ein "gläserner Beschäftigter" zu werden oder bereits zu sein, ist nicht unbegründet. In einer digitalen Arbeitswelt gibt es viele Möglichkeiten der Steuerung von Arbeitsprozessen und natürlich der Überwachung derselben.

Das Dilemma der Überwachung: Für den Arbeitgeber kann ein Monitoring der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtige Informationen über Arbeitsverrichtungen und Arbeitsprozesse liefern, Hinweise für Geschäftsmodelle in der Zukunft geben, die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Mitarbeiter beleuchten oder zur ergonomischen Gesundheitsfürsorge der Beschäftigten beitragen – dieselben fühlen sich dadurch i. d. R. kontrolliert, entmündigt, ausgeliefert und bedroht.

Zu bedenken ist, dass durch Überwachung immer auch ein latent bis offen empfundenes Misstrauen in die Loyalität der Beschäftigten signalisiert wird. "Monitoring kann als konstruktives Feedback, Absicherung, Verunsicherung oder purer Stressor empfunden werden – die Grenzen sind fließend", so Professor Hagemann[1]: "Ob Überwachungsmaßnahmen von den Beschäftigten akzeptiert werden, hängt wesentlich von der Unternehmenskultur und dem Verhältnis zwischen Führungsverantwortlichen und Mitarbeitern ab".[2]

Es erfordert viel Sensibilität und es sollte gute Gründe geben, Mitarbeiter – auch vor dem Hintergrund einer gestiegenen Datenschutzempfindlichkeit – zu überwachen. Fingerspitzengefühl und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Daten ist Voraussetzung für eine konstruktive Nutzung von Überwachung und den Betriebsfrieden.

Ob die Installation von Überwachungsmaßnahmen den entsprechenden Zweck rechtfertigen, muss jeder Arbeitgeber selbst entscheiden.

[1] Tim Hagemann, Professor für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der Fachhochschule für Diakonie in Bielefeld.
[2] Hagemann, Tim (2017): Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesundheit der Mitarbeitenden. In Gestaltung des Sozial- und Gesundheitswesens im Zeitalter von Digitalisierung und technischer Assistenz, Hrsg. Tim Hagemann, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

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