Jeder vierte Arbeitsplatz vom Klimawandel betroffen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte sind weltweit mehr als 800 Millionen Arbeitsplätze vom Klimawandel und der Energiewende betroffen. Das Risiko sowie das Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze sei im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika am größten.

Vergangene Woche wurde die Deloitte-Studie „Work toward net zero“ auf der Weltklimakonferenz in Scharm El-Scheich vorgestellt. Ein Ergebnis: Mehr als 800 Millionen Arbeitsplätze weltweit – etwa ein Viertel der heutigen Erwerbsbevölkerung – sind durch die Auswirkungen des Klimawandels und der wirtschaftlichen Transformation zu Netto-Null-Emissionen betroffen.

Die Studie soll aufzeigen, wie eine Transformationspolitik den Weg für eine emissionsarme Wirtschaft mit mehr Arbeitsplätzen sowie neuen Tätigkeiten und Kompetenzen bereiten kann. Diese soll gleichzeitig die Folgen des Klimawandels abmildern. „Durch eine aktive Gestaltung der Transformation könnte die Dekarbonisierung bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze hervorbringen“, betont Prof. Dr. Bernhard Lorentz, globaler Leiter für Sustainability & Climate Strategy bei Deloitte.

Der Transformationsdruck erhöhe sich durch die gegenwärtigen multiplen Krisen. Politik und Wirtschaft seien zum Handeln gezwungen. Lorenz betont, Deutschland könne auch künftig eine Vorreiterrolle beim grünen Umbau der Wirtschaft übernehmen. „International braucht es eine koordinierte Dekarbonisierungspolitik, um neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, wirtschaftliche Disruption zu verringern und den Lebensstandard weltweit zu verbessern“, sagt er.

Transformation schafft Potenzial für Jobzuwachs, auch in vulnerablen Branchen

Mithilfe eines „Job Vulnerability Index“ wurden in der Studie die am meisten betroffenen Arbeitsplätze und Regionen ermittelt. Branchen wie Bergbau, Schwerindustrie sowie das Transport- und Bauwesen stehen aufgrund der hohen Emissionsintensität vor einer tiefgreifenden Disruption. Die Agrarwirtschaft ist besonders anfällig für Schäden durch Klimaextreme wie Überschwemmungen, Hitze oder starke Unwetter. Diese Aspekte haben der Studie zufolge Auswirkungen auf die Jobs. Die Studie prognostiziert die größten Auswirkungen für den asiatisch-pazifischen Raum und Afrika, da hier über 40 Prozent der Arbeitskräfte in vulnerablen Branchen beschäftigt seien.

Lorentz dazu: „Unsere Zahlen zeigen, dass ein schnellerer, geplanter Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zahlreiche Vorteile bringen würde: weltweit gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, mehr Arbeitsplatzsicherheit und eine höhere persönliche Job-Identifikation. Darüber hinaus haben wir damit die Chance auf Millionen zusätzliche Arbeitsplätze bis Mitte des Jahrhunderts – davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika – im Vergleich zu einer Transformation ohne zielgerichtete wirtschaftspolitische Maßnahmen.“

„Green Collar Workforce“ ist Voraussetzung für erfolgreiche Netto-Null-Transformation

Für eine gelingende Transformation sind Deloitte zufolge völlig neue Berufe nötig und auch ganze Branchen werden sich wandeln oder neu formieren. Deloitte-Partnerin Maren Hauptmann sagt „im Fokus dieser für Wirtschaft und Gesellschaft fundamentalen Transformation stehen die Menschen und ihre Arbeit. Die Green-Collar-Arbeitskräfte und ihre Fähigkeiten sind Treiber des nachhaltigen Wandels.“

Eine der zentralen Fragen werde es Hauptmann zufolge sein, wie die Teilhabe der Menschen an einer dekarbonisierten Zukunft gesichert werden könne. Investitionen in die Kompetenzförderung seien der Schlüssel dazu und müssten daher zu den Top-Prioritäten für Politik und Unternehmen gehören.

Nachhaltigkeits-Programme beeinflussen Personalplanung

Die ebenfalls frisch veröffentlichte Studie „ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer“ nimmt unter anderem den Zusammenhang von Nachhaltigkeitszielen und Personalentwicklung in den Blick. 80 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland geben an, Nachhaltigkeits- und ESG-Programme auf der Agenda zu haben. Der Studie zufolge plant etwa die Hälfte der Unternehmen in Deutschland (49 Prozent), ihre Beschäftigten in den Bereichen Environmental, Social und Governance weiterzubilden und zu schulen.

Hinsichtlich Neueinstellungen in den kommenden 12 Monaten gaben 37 Prozent der Unternehmen in Deutschland an, Talente mit Fokus auf den Umweltaspekt einzustellen. 31 Prozent legen hier den Schwerpunkt auf den sozialen Aspekt.

Großer Handlungsdruck für Politik und Wirtschaft

Beide Studien verdeutlichen den Druck, der auf Unternehmen lastet. Eine gezielte Personalpolitik ist gefragt, um neue Kompetenzen aufzubauen und für Zukunftsherausforderungen bereit zu sein. Qualifizierungspfade für hochwertige Arbeitsplätze können dabei Löhne, Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit steigern.

Gleichermaßen ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen für eine rasche Dekarbonisierung zu den geringsten Kosten für Wirtschaft und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu setzen.

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Die vollständige Studie „Work toward net zero“ von Deloitte finden Sie hier.

Das gesamte „Manpower Group Arbeitsmarktbarometer“ finden Sie hier.

Schlagworte zum Thema:  Klimawandel, Emission, Green HR