Organspende: Spenderherzen überwiegend an Hochdringlichkeitsfälle

Bei der Verteilung von Spenderorganen gibt es neue Auffälligkeiten: 9 von 10 Spenderherzen würden inzwischen an Patienten mit dem intransparenter geregelten Hochdringlichkeitsstatus vergeben.

Über diese Auffälligkeit berichtet die «Frankfurter Rundschau» am 25.8.2012. Sie beruft sich auf Zahlen der europäischen Organvermittlungsstelle Eurotransplant.

Ist das Vergabeverfahren manipulationssicher?

Der Hochdringlichkeitsstatus gilt für Patienten in akuter Lebensgefahr. Die Kriterien seien jedoch nicht einheitlich, die Einstufung liege weitgehend im Ermessen des Arztes, schreibt das Blatt. Die Vergabe nach diesem Status stieg demnach innerhalb von 10 Jahren von 43,5 auf 88,5 % (2011). Krankenkassen und Bundesärztekammer hätten jedoch bereits in einer Studie von 2009 die Manipulationsanfälligkeit dieses Verfahrens beklagt.

Ärztekammer stellte in der Vergangenheit keine Unregelmäßigkeiten fest

Die Bundesärztekammer erklärte der Zeitung die Entwicklung mit der abnehmenden Zahl von Spenderorganen. Die Prüfungskommission von Kassen, Ärzteschaft und Kliniken habe zudem bei Kontrollen in Herz-Transplantationszentren 2009/10 nur 2 und 2010/11 keine Unregelmäßigkeiten bei den gemeldeten Patientendaten festgestellt.

Der Grünen-Politiker Harald Terpe verlangte: "Die Regierung muss endlich selbst aufklären, ob bei der Vergabe von Organspenden manipuliert wird, anstatt immer nur die Selbstverwaltung vorzuschicken." Die Bundesärztekammer solle die Berichte der Prüfungskommission veröffentlichen.

Bessere Kontrollen bei Organspende

Der Transplantationsskandal könnte die ohnehin geringe Bereitschaft der Deutschen zur Organspende weiter sinken lassen. Deswegen sollen Konsequenzen gezogen werden. Am 27.8.2012 ist ein Spitzentreffen bei Bundesgesundheitsminister Bahr geplant. Der fordert schärfere Kontrollen.

"Wir brauchen ein Mehr-Augen-Prinzip bei der Vergabe von Spender-Organen, damit noch eine unabhängige Person, die nicht Teil der Abläufe der Transplantation ist, alles prüft", sagte Bahr am 25.8.2012. Diese Person solle unmittelbar der Klinikleitung unterstellt sein, damit auch diese direkt Verantwortung trage.

Bahr forderte zudem, das Personal in den Prüfkommissionen aufzustocken, damit die "gesetzlich vorgesehenen unangemeldeten Prüfungen nun auch in den Krankenhäusern beginnen".

dpa
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