Integration: Am liebsten per Aus- und Weiterbildung

Integration von Zuwanderern: Dieser Aufgabe werden sich künftig nicht nur Politik und Gesellschaft, sondern auch Unternehmen gegenübersehen. Inwieweit Unternehmen ausländische Arbeitnehmer bereits integriert haben und welche Methoden sie dabei einsetzen, hat der DIHK untersucht.

Für ihr "Unternehmensbarometer Integration" haben die Studienautoren vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Mai dieses Jahres Vertreter aus 1.866 Unternehmen in Deutschland befragt. Die große Mehrheit der Befragungsteilnehmer gibt an, bereits ausländische Mitarbeiter zu beschäftigen oder beschäftigt zu haben. Davon haben 90 Prozent Erfahrung mit der Beschäftigung mittel oder hoch qualifizierter und 79 Prozent mit der Beschäftigung gering qualifizierter Ausländer gemacht.

Beschäftigung von Ausländern: Tendenz steigend

Im Vergleich zur Vorgängererhebung aus dem Jahr 2011 bedeutet dies einen Zuwachs; zudem stellen die Studienautoren eine steigende Tendenz für die Zukunft fest.

Die meisten der Befragten, die bereits ausländische Mitarbeiter beschäftigt haben, geben an, gute Erfahrungen mit deren Integration gemacht zu haben. Im Einzelnen schätzen die Befragten die Integration von mittel und höher Qualifizierten zu rund 90 Prozent als "gelungen" oder "in aller Regel gelungen" ein. Bei ausländischen Mitarbeitern mit geringerer Qualifikation bewerten etwas weniger, nämlich rund zwei Drittel, die Integration als "gelungen" oder "in aller Regel gelungen".

Jeder Zweite bildet aus oder bietet spezielle Weiterbildungen

Bei der Frage danach, was sie tun, um ausländische Mitarbeiter zu integrieren, antworten prozentual die meisten (50 Prozent): "Jugendliche mit Migrationshintergrund ausbilden" – auch wenn die Berufsausbildung an sich kein spezielles Integrationsinstrument darstellt. Bei den Umfrageergebnissen sei zu berücksichtigen, dass es sich bei den befragten Unternehmen aus dem IHK-Ehrenamt zu einem großen Teil um Ausbildungsbetriebe handle, kommentiert der DIHK die große Zahl der Ausbilder.

Fast genauso beliebt ist die spezifische Integrationsmaßnahme, den ausländischen Arbeitnehmern gezielte berufliche Weiterbildungsangebote zur Verfügung zu stellen (46 Prozent). Jeweils rund ein Drittel bietet den Migranten darüber hinaus spezielle Ansprechpartner im Unternehmen (36 Prozent) und nutzt Kenntnisse über deren Herkunftsländer.

Deutlich weniger Befragte nutzen Diversity-Maßnahmen wie den Einsatz interkultureller Teams (16 Prozent) oder den Service von Welcome-Centern zur Unterstützung des Onboardings (drei Prozent).

Nur die wenigsten beschäftigen Asylbewerber und Flüchtlinge

Ein weiteres, ernüchterndes Ergebnis der Umfrage: Nur eine kleine Minderheit von acht Prozent stellt bislang Asylbewerber oder Flüchtlinge ein oder bildet diese aus.

Um diese Zahl zu erhöhen und auch anderen Menschen ausländischer Herkunft bessere Chancen auf Integration in die Unternehmen zu bieten, hat der DIHK einige offene Aufgaben für Politik und Unternehmen zusammengetragen – inklusive Anregungen dafür, wie sich die Integration von ausländischen Beschäftigten künftig verbessern ließe.


  • Integration von Flüchtlingen verbessern: Junge Flüchtlinge mit Bleibeperspektive sollten für die Zeit einer Ausbildung und einer anschließenden mindestens zweijährigen Beschäftigung sicher vor Abschiebung sein, so der Wunsch des DIHK. Auszubildende und Unternehmen bräuchten Rechts- und Planungssicherheit. Insgesamt sollten Asylverfahren weiter beschleunigt werden, um Wartezeiten und dadurch Unsicherheit zu vermeiden. Zudem sei eine frühe Erfassung der Qualifikationen notwendig.
  • Anerkennung von Qualifikationen optimieren: Bei der Qualifikationsanerkennung bestünde insgesamt noch Nachholbedarf beim Verwaltungsvollzug, so der DIHK. Darüber hinaus gelte es, das Anerkennungsgesetz und dessen Möglichkeiten gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen noch bekannter zu machen.
  • Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern erleichtern: Die Liste der Mangelberufe, bei denen eine Zuwanderung aus Drittstaaten erforderlich wäre, soll nach Vorstellungen der DIHK für weitere Berufsgruppen geöffnet werden und zukünftig stärker den regional unterschiedlichen Fachkräfteengpässen Rechnung tragen. Für Hochschulabsolventen sei es etwa sinnvoll, die Gehaltsgrenze der Blue Card von 48.400 auf 40.000 Euro pro Jahr abzusenken.
  • Im Ausland werben und informieren: Die Möglichkeiten der qualifizierten Zuwanderung, die duale Berufsausbildung, das Anerkennungsverfahren, aber auch Berufsperspektiven in Deutschland sollten im Ausland noch stärker kommuniziert werden, so ein weiterer Vorschlag des DIHK.
  • Die Willkommenskultur ausbauen: Es sollten insbesondere vermehrt kommunale Welcome-Center als Erstanlaufstelle für Zugewanderte eingerichtet werden, wie dies mancherorts – auch mit IHK-Beteiligung – bereits geschehen sei, so der DIHK. Diese könnten als "One-Stop-Shop" die Neubürger bei Fragen rund um das Leben und Arbeiten in Deutschland begleiten und die gesellschaftliche und betriebliche Integration unterstützen.
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