Fünf Thesen zur erfolgreichen Digitalisierung in Unternehmen

Wie gelingt es Unternehmen, ihren eigenen Weg in der vernetzten Wirtschaft zu finden? Für die Studie "Hands-on Digital" hat das Zukunftsinstitut fünf zentrale Thesen zur erfolgreichen Digitalisierung in Unternehmen formuliert.

1. Amazon ist nicht alles: Digitalisierung braucht die Orientierung an der eigenen Identität. 

Alle reden von digitaler Transformation, Automatisierung, Künstlicher Intelligenz – aber nur wenige können daraus ein sauberes Verständnis für das eigene Unternehmen entwickeln. „Die Kunst besteht darin, in einer Zeit der Überschüsse an Optionen nicht dem allgemeinen Tenor zu folgen, sondern den eigenen Pfad zu erkennen“, sagt Harry Gatterer, Trendforscher und Geschäftsführer des Zukunftsinstituts. Denn was gut für Amazon ist, muss nicht gut sein für einen modernen Mittelständler. Was richtig für Google ist, muss nicht richtig sein für einen klassischen Produktionsbetrieb. Und was sinnvoll für Facebook ist, muss nicht sinnvoll für einen kundennahen Dienstleister sein. Nur wer den „Future Code“ seines eigenen Unternehmens, die eigenen Stärken und Herausforderungen kennt und sich vom Managen aufs Beobachten verlagert, kann vermeiden, den großen Playern hinterher zu laufen – und so in der digitalen Sackgasse zu landen.

2. Beziehungen statt Bytes: Digitale Transformation ist eine Frage der Führung, nicht der Technologie.

Die Digitalisierung eines Unternehmens steht und fällt mit seiner Unternehmenskultur. Eine digitale Kultur kann aber nur gedeihen, wenn sie auch überzeugend vorgelebt wird. „Nicht die Implementierung digitaler Technologien, sondern ein neues Verständnis von Führung steht deshalb im Kern der digitalen Transformation“, sagt Leadership-Experte Franz Kühmayer. Allzu oft besteht zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was passiert, eine große Diskrepanz. Führungskräfte proklamieren digitale Kulturen oder Strategien, ohne sie wirklich zu praktizieren – und frustrieren damit ausgerechnet jene Mitarbeiter, die wirklich digitalaffin und kompetent sind.Deshalb braucht Digitalisierung auch einen Wandel der Führungskultur. Es gilt, Veränderung zu erlauben und zu gestalten, digitalaffine Mitarbeiter zu bestärken und ihnen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Und nicht zuletzt auch: die Fähigkeit, eigene Unsicherheiten einzugestehen.

3. Playful Innovation: Wirklich neues entsteht durch Spielräume, nicht durch Aktionismus.

„Innovation“ ist in vernetzten Zeiten zu einem Muss geworden. Um dem Innovationsdruck gerecht zu werden, wird das Thema heute gern an isolierte Abteilungen oder Positionen delegiert, die dann aktionistische Digitalisierungspläne austüfteln. Doch in digitalisierten Zeiten kann Innovation kein planbares oder abschließbares Projekt mehr sein. Um die Dynamik der Digitalökonomie kreativ zu nutzen und mitzugestalten, brauchen Unternehmen einen kulturellen Shift in Richtung Beweglichkeit, Achtsamkeit – und Spielfreude.

„Erst wenn im Unternehmen Spielräume für exploratives und achtsames Denken und Handeln vorhanden sind, kann Innovation mehr sein als nur ein Punkt auf der digitalen To-do-Liste. Nämlich eine neue kreative Qualität“, erläutert Christian Schuldt, Leiter der Studie "Hands-on digital". Innovation wird dann nicht mehr als Zwang erlebt, sondern als Chance zur kreativen Mitgestaltung. Und es können echte Lernkulturen wachsen, in denen Neues gedeihen kann. Digitale Innovation braucht Beweglichkeit: Wer gewinnen will, muss spielen lernen.

4. Das Hafen-Prinzip: Ein Digitalisiertes Unternehmen ist ein Knotenpunkt, keine geschlossene Einheit.

In der vernetzten Wirtschaft können Unternehmen nicht mehr als autonome Einheiten verstanden werden, sondern nur noch als Teil verschiedener Ökosysteme. Die Kompetenzvernetzung mit anderen Unternehmen und externen Experten wird deshalb elementar. Entscheidend ist hierbei ein neues, offeneres Verständnis des Unternehmens. Organisationen stehen deshalb vor der Aufgabe, ihre interne und externe Anschlussfähigkeit zu erhöhen. „Es gilt, das eigene Unternehmen dezentraler aufzustellen, die Schnittstellen zur Umwelt zu vervielfältigen und Beziehungen zu pflegen – insbesondere die Kooperation mit denjenigen, die über das Wissen verfügen, das einem selbst fehlt“, sagt Studien-Co-Autorin Verena Muntschick und fügt hinzu: „Einzelkämpfer haben in digitalisierten Zeiten ausgedient.“ Erfolgreich in einer vernetzten Wirtschaft werden nur jene Unternehmen sein, die selbst gut vernetzt sind.

5. Teamplay mit Technologie: Die Zukunft gehört der Allianz von Mensch und Maschine.

Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine wird unsere Zukunft bestimmen. Eine erfolgreiche digitale Transformation bedeutet für ein Unternehmen daher immer auch die Integration reibungsloser Schnittstellen zwischen Mensch und Technologie. Hardware und Software werden zum zentralen Teil des unternehmerischen Alltags, die Auseinandersetzung mit der Technologie ist ein nie endender Prozess. Besonders wichtig ist es, ständig Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit neuen Services und Devices. Und die Kompetenzen, die dabei erlernt werden, der gesamten Organisation zugutekommen lassen. Auch hier bestimmt die Identität des Unternehmens das digitale Programm, meint Lena Papasabbas: „Nur Organisationen, die Mensch und Maschine nicht als Konkurrenz sehen, sondern als Partner mit komplementären Stärken, sind auch in der Lage, technologische Potenziale zu erkennen und zu nutzen.“ Die Studien-Co-Autorin und Digitalisierungs-Expertin ist sich sicher: „Die digitale Welt kann nicht beherrscht werden. Aber der bewusste Einsatz digitaler Technologien kann helfen, ihre Möglichkeiten zu nutzen und außergewöhnliche User Experiences zu kreieren.

Die Studie "Hands-on digital" kann über www.zukunftsinstitut.de kostenpflichtig bestellt werden.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Innovation