Eckart von Hirschhausen: Moderne Betriebe nehmen den Humor ernst

Eckart von Hirschhausen ist bundesweit als Comedian bekannt. Als Mediziner setzt er sich aber auch ernsthaft mit der positiven Psychologie auseinander. Im Interview mit dem Personalmagazin erklärt er, warum Unternehmen den Humor ernst nehmen sollten und wo der Spaß doch aufhört.

Personalmagazin: Sie propagieren, dass positive Psychologie die Arbeitswelt verändern könnte. Was bedeutet "positive Psychologie"?

Eckart von Hirschhausen: Historisch haben sich Medizin und Psychologie lange damit beschäftigt, was Menschen krank macht. Mindestens genauso spannend ist doch Frage, warum Menschen nicht krank werden, und vielleicht sogar glücklich sind. Diese Forschung ist erst rund 20 Jahre alt, international eine große Revolution im Denken, was aber in Deutschland noch nicht richtig angekommen ist. Es gibt bis heute keinen Lehrstuhl dafür. Wenn mein Buch "Glück kommt selten allein..." Millionen Leser erreicht, bestärkt mich das sehr: die Zeit ist reif.

Personalmagazin: Kann Humor den Krankenstand im Unternehmen tatsächlich beeinflussen?

von Hirschhausen: Humor ist einer der zentralen Widerstandskräfte gegen das Verzweifeln. In der Psychologie nennt man die Fähigkeit mit Belastungen umzugehen "Resilienz", und die kann man stärken und trainieren. Humor ist ein Gradmesser, denn lange bevor ich krank werde, verliere ich den Spaß an den Dingen. Die Deutschen sagen gerne: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das mag im Bergwerk gelten, aber keiner der das Personalmagazin liest, verdient sein Geld durch körperliche Anstrengung, sondern für geistige Leistung. "The Brain Runs On Fun." Wer beim Arbeiten kein Vergnügen hat, macht etwas Grundsätzliches falsch. Moderne Unternehmen versuchen gezielt, die kreative und spielerische Ader ihrer Mitarbeiter zu fördern und auch den Humor ernst zu nehmen, so paradox das klingt.

Personalmagazin: Können  Unternehmen  also mit Feelgood-Managern und Pausenclowns gegen Burnout vorgehen?

von Hirschhausen: Die Freude kann nur von innen kommen, aber Unternehmen können sehr wohl Rahmen schaffen, in denen sich Menschen wohler und freier fühlen und eine bestimmte Kultur von Vertrauen möglich ist. Oft arbeiten Unternehmen mit Angst und Druck. Daher wäre viel schon gewonnen, wenn man mal anfängt die Demotivation wegzulassen.

Personalmagazin: Wie bringen Unternehmen positive Psychologie in den Unternehmensalltag?

von Hirschhausen: Zusammen mit den Gesundheitswissenschaftlern der Uni Coburg haben wir untersucht, ob ein Online-Training mit kleinen Videos und Impulsen aus der positiven Psychologie bei gestressten Mitarbeitern eines Call-Centers etwas an der Stimmung und dem Stress ändern kann. Die Arbeit wird hoffentlich bis zum Haward-Kongress, bei dem ich einen Vortrag dazu halten werde, publiziert sein - aber schon jetzt darf ich verraten: Es wirkt.

Personalmagazin: Wo hat der Spaß ein Ende?  

von Hirschhausen: Oft hört man: "Wo gelacht wird, gibt es noch Reserven." Das ist zynisch, Menschen wie Zitronen auspressen zu wollen, bis alle sauer sind. Humor beginnt da, wo der Spaß aufhört!

Personalmagazin: Und was macht man mit dem humorlosen Mitarbeiter?

von Hirschhausen: Gegenfrage: Warum haben Sie die überhaupt eingestellt?

Das Interview führte Katharina Schmitt, Redakteurin Personalmagazin.

Eckart von Hirschhausen stellt am beim 3. Haward Fürstenberg Symposium, das am 12. und 13. November im Steigenberger Grandhotel Petersberg in Königswinter bei Bonn stattfindet, in einem Vortrag zum Thema "Humor hilft heilen - Wie positive Psychologie Medizin und  Arbeitswelt verändern kann" die Ergebnisse seiner Studie vor.

Schlagworte zum Thema:  Unternehmenskultur, Mitarbeitermotivation