Forderungen: Kleinunternehmen leiden unter Zahlungsmoral

Verspätete Zahlungen und kompletter Forderungsausfall – davon sind Kleinunternehmen in Deutschland überdurchschnittlich oft betroffen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Kreditversicherers Atradius. Auch für die kommenden sechs Monate finden sich unter den Kleinen die meisten Pessimisten.

90 Tage auf die Begleichung von Rechnungen warten – von griechischen Verhältnissen, sind deutsche Unternehmen glücklicherweise noch weit entfernt. Doch auch in Deutschland haben Unternehmen mit der schlechten Zahlungsmoral ihrer Kunden zu kämpfen.

Am meisten Schwierigkeiten, ihre Forderungen bei Firmenkunden einzutreiben, haben kleine und mittelständische Unternehmen. 3,1 Prozent ihrer Forderungen mussten Kleinunternehmen in den letzten sechs Monaten komplett abschreiben. Bei Kleinstunternehmen lag die Quote dagegen nur bei 2,0 Prozent. Diese Zahlen hat der Kreditversicherer Atradius in seiner aktuellen 11. Ausgabe des Zahlungsmoralbarometers ermittelt.

Besonders betroffen von uneinbringbaren Forderungen sind die Branchen Groß- und Einzelhandel, in denen die Ausfallrate bei durchschnittlich 3,3 (Inland) bzw. 3,4 Prozent lag. Im Dienstleistungssektor fiel die Quote am niedrigsten aus. Nur 2,4 Prozent der inländischen und 1,6 Prozent der ausländischen Forderungen mussten abgeschrieben werden.

Ein Drittel der Kleinunternehmer blickt pessimistisch in die Zukunft

Was die Entwicklung der nächsten sechs Monate angeht, erwartet die Mehrheit der befragten Unternehmen eine stabile Entwicklung (66,8 Prozent). Die meisten Pessimisten sind bei den kleinen Unternehmen zu finden, die mit zunehmenden Schwierigkeiten rechnen. Knapp ein Drittel von ihnen (30,9 Prozent) erwartet eine schlechtere Zahlungsmoral und die Zunahme eines kompletten Zahlungsausfalls bei ihren Kunden.

Kleine Unternehmen mussten auch besonders lange warten, bis Kunden ihre Rechnungen beglichen. 43,9 Tage betrugen die Forderungslaufzeiten bei ihnen im Durchschnitt. Das sind 15,6 Tage mehr als bei mittelständischen Unternehmen. Noch besser sieht die Kennzahl bei Kleinstunternehmen aus, bei denen die Firmenkunden ihre Rechnungen durchschnittlich innerhalb von 19,1 Tagen bezahlten.

Gründe für Zahlungsverzögerungen

Die meist genannte Begründung für verzögerte Zahlungen sind Liquiditätsengpässe bei den Kunden. 69,3 Prozent der inländischen und 46,2 Prozent der ausländischen Firmenkunden begründeten ihre verzögerten Zahlungen damit. An zweiter Stelle wird die Komplexität der Zahlungsmodalitäten genannt, gefolgt von Streitigkeiten bezüglich der Qualität der gelieferten Produkte.

Die rote Laterne bei den Zahlungsverzögerungen haben Kleinstunternehmen. 88,1 Prozent haben mit verspäteten Zahlungen ihrer Kunden zu kämpfen. Bei den kleinen Unternehmen liegt die Quote mit 69,4 Prozent praktisch genau im Durchschnitt aller Unternehmensgrößen.

Unternehmen wollen Kreditwürdigkeit verstärkt prüfen

Was wollen Unternehmen tun, um ihre Zahlungsverzögerungen und Forderungsausfälle besser in den Griff zu bekommen? Die sorgfältigere Überprüfung der Kreditwürdigkeit steht auf der Maßnahmenliste ganz oben. Drei Viertel der mittelständischen Unternehmen will hier verstärkt tätig werden. An zweiter Stelle der beabsichtigen Maßnahmen steht die Forcierung eines aktiven Kredit-Managements.

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