Rainer Jung, Dr. Andreas Suter
3.3.1 Plankostensätze als Basis für die prozessorientierte Kostenrechnung
Kostenstellensatz als Teilprozesskosten
Auf Basis dieser Prozessabgrenzung kann anschließend mit dem Innenausbau – der weiteren Detaillierung der Prozesse in Teilprozesse – begonnen werden. Jeder Teilprozess führt in der betrieblichen Praxis zu Ressourceneinsatz, wie etwa Maschinenzeiten, Arbeitsstunden und Rohstoffverbrauch. Der Ansatz des prozessorientierten Kostenmodells verfolgt nun das Ziel, jeden Teilprozess innerhalb der jeweiligen Prozesskaskade monetär mit den jeweiligen Ressourceneinsätzen zu bewerten und die Plankostensätze zu ermitteln. Diese setzen sich aus dem direkt zuweisbaren Aufwand, den Umlagen gemäß Plan sowie den kalkulatorischen Kapitalkosten zusammen. Die Kapitalkosten orientieren sich an den Refinanzierungskosten des Unternehmens und berücksichtigen ggf. die speziellen Verlustrisiken. In diesem Sinne kann die Berücksichtigung der Kapitalkosten auch als Ansatz verwendet werden, Plangewinne in einem Wertschöpfungsverbund verursachungsgerecht zu allozieren (vgl. Abb. 6).
Abb. 6: Plankostensätze als Basis für die prozessorientierte Kostenrechnung
Auf Basis der errechneten Plankostensätze lassen sich anschließend die prozessorientierten Kosten ermitteln. Diese ergeben sich aus der Summe der zur Wertschöpfung erforderlichen Teilprozesse und deren Teilkostensätzen (vgl. Abb. 7).
Abb. 7: Prozessorientierte Kosten als Produkt aus der für die Wertschöpfung nötigen Anzahl Teilprozesse und deren Teilprozesskosten
Konsistenz von Prozess- und Wertefluss
Somit lassen sich mithilfe transparenter und einfacher Prozesskaskaden der Prozess- und der Wertefluss konsistent aufeinander abstimmen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die entstandenen Prozesskaskaden als Profitcenter zu definieren. Dies bringt 2 Vorteile mit sich: Zum einen kann der Controller die Plankostenabweichungen den jeweiligen Kaskaden klar zuweisen. Zum anderen lässt sich aus der Konsolidierung der Profitcenter-Rechnungen die Erfolgsrechnung für das Unternehmen einfach ermitteln.
3.3.2 Umsetzung im Praxisbeispiel
Differenzierte Kostenstellen für Prozesssegmente
Auch der Maschinenbauer detaillierte die Prozesskaskaden in Teilprozesse sowie in die entsprechenden Werteflüsse. Insbesondere die Unterscheidung der Prozesssegmente "Auftragsabwickler" und "Lösungslieferant" versetzte das Unternehmen in die Lage, die beiden Geschäftsfälle – Katalogprodukt und kundenindividuelle Lösung – kostenrechnerisch auseinander zu halten und verursachungsgerecht die Leistungen auf den Auftrag zu verrechnen (vgl. Abb. 8).
Abb. 8: Prozessorientierte Kostenrechnung beim Maschinenbauer
Durch die Definition der Prozesskaskaden als Profitcenter war der Mittelständler zudem in der Lage, Abweichungen bei den Plankosten klar zuzuordnen und nach Gründen zu suchen. Zudem ermöglichten die eindeutigen Prozesskaskaden, dass die Ergebnisrechnung dem Prozessmodell folgt und lokalen Gewinnausweis ermöglicht.