Eine erste zentrale Aufgabe des Nachhaltigkeitscontrollings liegt zunächst hierin, den Business Case zu identifizieren, der mit der (besseren) Berücksichtigung von Aspekten des nachhaltigen Wirtschaftens in das Geschäftsmodell des Unternehmens einhergeht.

Dies erfordert eine Verknüpfung finanzieller und nachhaltigkeitsbezogener Erfolgsmaßstäbe i. S. eines Werttreibermodells: Finanzielle Größen werden als "lagging indicators" häufig von qualitativen Aspekten ("leading indicators") bestimmt, weswegen für Letztere auch von "pre-financials" gesprochen wird. Abb. 3 veranschaulicht beispielhaft die Zusammenhänge, die dabei herzustellen sind, die die Akzeptanz sowie das Erfordernis der Befassung mit dem Thema der Nachhaltigkeit in Unternehmen maßgeblich erhöhen.

Dies stellt zugleich die Grundlage für die Formulierung einer weiteren Nachhaltigkeitsstrategie und deren Implementierung in die allgemeine Unternehmensstrategie dar:

Abb. 3: Nachhaltigkeitsaspekte als Werttreiber in Unternehmen[1]

Ebenso hat das Nachhaltigkeitscontrolling seine Beiträge dafür zu leisten, dass das Unternehmen aus der Vielzahl an relevanten Nachhaltigkeitsthemen jene herausfiltert, die von wesentlicher Bedeutung sind. Der Prozess dieser sog. "Wesentlichkeitsanalyse" erfordert die Festlegung klar strukturierter Abläufe (z. B. für den Dialog mit den Stakeholdern), aber auch den Einsatz möglichst objektiver Methoden für die Identifikation und Beurteilung von Auswirkungen.

Darüber hinaus stellt die Identifikation geeigneter Kennzahlen für die laufende Steuerung der Unternehmensaktivitäten einen weiteren Ansatzpunkt dar – inklusive deren standardisierte Erhebung über alle Unternehmensbereiche hinweg sowie Implementierung in ein laufendes Berichtswesen.

In der EU ist hierbei die Berichtspflicht der sog. "Taxonomie-Verordnung" von besonderer Bedeutung, die ab dem Geschäftsjahr 2022 zahlreiche Unternehmen dazu verpflichtet, den Anteil nachhaltiger Aktivitäten an den von ihnen erzielten Umsatzerlösen, Investitionsausgaben und Betriebskosten zu ermitteln und im Rahmen der Unternehmensberichterstattung nach außen zu kommunizieren.

Diese Kennzahlen werden sich voraussichtlich in den kommenden Jahren zu besonders wichtigen Erfolgsmaßstäben z. B. für die Unternehmensfinanzierung entwickeln – und sind daher auch entsprechend gewichtig in den Entscheidungsfindungsprozessen in Unternehmen zu verankern.

Ein weiterer Aspekt, der in Bezug zum Thema der Nachhaltigkeit besondere Aufmerksamkeit erhält, ist der Umgang mit Risiken negativer Auswirkungen von Wirtschaftsaktivitäten. Auch hier können die Grundsätze des Risikomanagements zur Anwendung gebracht werden, wobei v.a. eine Quantifizierung der relevanten Nachhaltigkeitsrisiken immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Das Nachhaltigkeitscontrolling kann hier weiteren Nutzen durch die Entwicklung neuer Methoden für eine solche Quantifizierung schaffen; darüber hinaus sind Maßnahmen zur Gegensteuerung zu identifizieren und entsprechende Due-Diligence-Prozesse möglichst frühzeitig zu implementieren.

[1] Modifiziert und übersetzt entnommen aus CSR Europe, 2008, S. 2.

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