Im Gegensatz zur Inlandstätigkeit sind mit dem Export enorme Risiken verbunden. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Geschäftspartner in der Regel nicht gegenseitig kennen, im Ausland unterschiedliche politische und wirtschaftliche Situationen herrschen und sich auch die Rechtsordnungen oftmals erheblich voneinander unterscheiden. Hinzu kommen unterschiedliche Währungen, kulturelle Besonderheiten und andere Geschäftsbräuche.

Die Exportrisiken werden üblicherweise in Länderrisiken und ökonomische Risiken, die auf unternehmerischen Fehleinschätzungen beruhen oder ihre Ursache in den wirtschaftlichen Verhältnissen ausländischer Geschäftspartner haben, unterteilt.

Länderrisiken

Die Länderrisiken umfassen die Gefahr, dass ausländische Abnehmer und somit Schuldner aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen des jeweiligen Staates nicht zahlen können, obwohl sie selbst zahlungsfähig wären. Beispiele für Forderungsausfälle aufgrund politischer Risiken sind Kriege, Revolutionen, Verstaatlichungen, Enteignungen, Bürgerunruhen oder Embargos. Derartige Ereignisse können aber auch zur Beschlagnahmung, zum Verlust oder Beschädigung einer Ware führen. Infolge politischer Ereignisse können zudem folgende Gefahren entstehen:

  • Konvertierungsrisiko: Hier ist die Konvertibilität, also der Umtausch einer Währung in die vertraglich vereinbarte Währung eingeschränkt oder wurde gar vollständig unterbunden. Wenn also der Euro die Vertragswährung ist, die lokale Währung aber nicht in Euro umgetauscht werden kann, kann der Importeur trotz eigentlich ausreichender Mittel an den Exporteur nicht zahlen.
  • Transferrisiko: Dieses Risiko umfasst die Gefahr, dass für die Begleichung einer Forderung ein Geldbetrag nicht in der vereinbarten Währung ins Ausland transferiert werden kann.
  • Moratorium: In diesem Fall darf der Importeur angesichts eines durch Gesetz oder staatlichen Hoheitsakt veranlasstes Verbot keine Zahlungen an den Exporteur leisten.

Länderrisiken einschätzen

Kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Waren weltweit anbieten möchten, kommen um die Quantifizierung der Länderrisiken nicht herum. In der heutigen Zeit sind zudem Anzeichen für neue globale Krisen im Blick zu behalten. Der nicht endende Handelskrieg zwischen China und den USA, der Krieg in der Ukraine und der Nahost-Konflikt, dürften die Risiken in vielen Schwellenländern, aber auch in hoch entwickelten Industrieländern deutlich erhöhen.

Einschätzungen zu den jeweiligen Länderrisiken geben die Analysen der Ratingagenturen. Mit seiner Country Risk Map versucht etwa die Ratingagentur Allianz Trade (früher Euler Hermes) das jeweilige Länderrisiko und damit das Risiko der Nichtzahlung von Unternehmen in einem bestimmten Land anhand von quantitativen und qualitativen Wirtschaftsindikatoren zu beurteilen und damit mittelständischen Unternehmen dabei zu helfen, richtige Entscheidungen im Rahmen ihrer internationalen Geschäftstätigkeit zu treffen. Nach Angaben der Ratingagentur sollten Exporteure aktuell zahlreiche Länder besonders im Auge behalten. Dazu zählen Russland, der Iran, Argentinien, Tunesien, Lybien und etliche weitere afrikanische Staaten. Ein etwas geringeres Risiko wird den Ländern Brasilien, Südafrika und Angola zugesprochen.

 
Wichtig

Herabstufung auf das schlechteste Rating

Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist das Länderrisiko für Russland, Belarus und die Ukraine massiv gestiegen. Die Ratingagentur Allianz Trade hat dementsprechend alle Länder auf das schlechteste Rating "D" heruntergestuft.

Ökonomische Risiken

Zu den ökonomischen Risiken zählen

  • güterwirtschaftliche Risiken, die Absatz-, Abnahme- und Transportrisiken umfassen,
  • rechtliche Risiken wie Produkthaftungsrisiken oder Verstöße gegen Export- und Importbestimmungen,
  • Forderungsrisiken, die die Gefahr beschreiben, dass der Importeur zahlungsunfähig oder zahlungsunwillig wird und seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann,
  • Währungsrisiken, die bei Wechselkursschwankungen schlagend werden.

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