2.1 Ausgangslage und Zielsetzung

Einheitliche Strukturen schaffen

Ein Hersteller für Industrie-Lackharze, Spezialbeschichtungen und Druckfarben mit einem Gesamtumsatz von rund 2 Mrd. EUR beschäftigt weltweit mehrere tausend Mitarbeiter. Nach der Fusion mit einem etwa gleich großen Konkurrenten aus Übersee ist das neue Unternehmen nunmehr mit rund 30 Produktionsstandorten, einigen Forschungs- und Technologie-Supportzentren und Joint Ventures in über 100 Ländern der Erde tätig.

Nach dem Zusammenschluss beider Gesellschaften galt es, die vorhandenen konkurrierenden Konzepte, Instrumente und Systemlandschaften in gemeinsame Strukturen zu überführen. Insbesondere den Disziplinen Controlling und Finanzen ist dabei eine besondere Bedeutung beizumessen, da nach der Verschmelzung zweier Gesellschaften das Management mehr denn je auf steuerungsrelevante Informationen und Berichte in Echtzeit angewiesen ist.

Neben den unterschiedlichen Steuerungsansätzen einzelner Abteilungen sind die wesentlichen Herausforderungen des unternehmensweiten Reportings speziell die Verfügbarkeit von Informationen, die verschiedenen Arten der erforderlichen Daten, mehr noch aber die rasant wachsende Datenmasse, die gewonnen, verarbeitet, aufbereitet und nach Relevanz gefiltert werden soll, um sie anschließend zielgerichtet den Entscheidern ad hoc und intuitiv verständlich zur Verfügung zu stellen. Damit soll ermöglicht werden, die richtigen Entscheidungen jederzeit an jedem Ort schnell und zuverlässig treffen zu können.

Im Idealfall existiert hierfür eine Datenquelle, die sich als sog. Single Point of Truth über alle Unternehmensteile hinweg auszeichnet. Dazu bedarf es einer Lösung, die sowohl die Unternehmenssteuerung anhand einer Top-down-Integration von den wesentlichen erfolgskritischen Kennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) hin zu den einzelnen Operational Reports und Transaktionen des ERP-Systems auf niedrigster Granularitätsebene realisiert als auch die Bottom-up-Planung im finanziellen und operativen Bereich ermöglicht und darüber hinaus eine aussagekräftige Berichterstattung sicherstellt.

Zum Zeitpunkt der Fusion hatte die übernehmende Gesellschaft bereits ein SAP-ERP-System eingeführt und entsprechende Reporting Tools implementiert; der fusionierte Konkurrent hingegen hatte bis dato Microsoft-AX-Plattformen und Drittsysteme verwendet. Im Folgenden betrachten wir die Harmonisierung der ERP-Systeme mit Fokus auf die Managementberichterstattung, wobei hierzu die unternehmensweite Implementierung von SAP BusinessObjects Planning and Consolidation (SAP BPC) unter SAP S/4HANA angestrebt wurde.

2.2 Herangehensweise

Viele Wege führen nach Rom

Die Data-Warehousing-Landschaft der übernehmenden Gesellschaft basierte auf SAP NetWeaver Business Intelligence 2.0 (SAP BI bzw. SAP BW), das Reporting des Konkurrenten stützte sich auf eine SQL-Datenbank mit angeschlossenem Microsoft-Dynamics-AX-System, wobei die Supportverträge der AX-Systeme in absehbarer Zeit ausliefen. Die folgenden Varianten zur schrittweisen Harmonisierung der Systemlandschaften kamen daher in Betracht:

  • Upgrade des vorhandenen SAP-BI-Systems auf SAP BW/4HANA, Bereitstellung von ETL-Tools für alle Nicht-SAP-Datenquellen in der Übergangsphase, langfristige Migration aller Systeme auf SAP S/4HANA.
  • Unternehmensweite Einführung einer Reporting-SQL-Datenbank mit ETL-Tools für alle Datenquellen, anschließend regelmäßige Datentransfers in das vorhandene SAP-BI-System.
  • Unmittelbare SAP-Einführung bei den neuen Unternehmensteilen des Konkurrenten und anschließende Harmonisierung mit der vorhandenen SAP-Systemlandschaft.

Da eine SAP-Einführung nach Variante 3 einen erheblichen Zeitaufwand mit sich gebracht hätte und damit mittelfristig kein gemeinsames Reporting über alte und neue Unternehmensteile möglich gewesen wäre, wurde dieser Ansatz schnell verworfen.

Abgesehen von den erforderlichen SAP-BI-Schnittstellen wäre eine unternehmensweite SQL-Datenbank nach Variante 2 schnell und einfach umsetzbar gewesen. Der Einsatz von ETL-Tools (engl. "Extract, Transform, Load") – das sind Programme zum Datentransfer zwischen Datenbanken oder zur Einbindung beliebiger Datenquellen – lässt Lösungen dieser Art zudem sehr flexibel und anpassungsfähig erscheinen. Die in den neuen Unternehmensteilen in der SQL-Datenbank gesammelten Daten wären durch regelmäßiges Spiegeln der Datenbank in das vorhandene SAP-System für SAP BI bzw. das Reporting zugänglich gemacht worden. Jedoch hätten die zunehmend größeren Datenmengen zu enormen Instabilitätsrisiken und Performanceeinbußen bei Ladevorgängen von Daten in klassischen Umgebungen geführt. Daher kam diese kostengünstigere Alternative ebenso wenig in Betracht.

Der Fokus wurde auf die Konstruktion einer ganzheitlichen Lösung nach Variante 1 gelegt, welche die Vorzüge performanceorientierter Datenbankspeicher und -strukturen, wie sie SAP S/4HANA bietet, mit der Flexibilität einer offenen Architektur vereint, die in der Lage ist, auch Nicht-SAP-Datenquellen und Auswertungs- bzw. Visualisierungstools von Drittanbietern ...

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