1. Teil des Energiemanagements

Die Energiebeschaffung ist die Schnittstelle zur Außenwelt. Bei der Energiebeschaffung kann das Unternehmen bereits damit beginnen, Kosten zu sparen, Nachhaltigkeit zu leben und Risiken zu minimieren.

Für die Energiebeschaffung ist es äußerst wichtig, die sich ständig verändernden Marktparameter im Blick zu haben und entsprechend darauf zu reagieren. Da sich gerade im Energiesektor diese Parameter sehr kurzfristig verändern, sind ausgeprägte analytische Fähigkeiten und Werkzeuge sowie schnelle Entscheidungswege hilfreich.

2.1.1 Beschaffungsmodelle

Die Energiepreise unterliegen teilweise sehr starken Schwankungen. Das Beispiel des Strompreises Phelix-Base Year Future Year+1[1] verdeutlicht diese Entwicklung (vgl. Abb. 2). Die starken Schwankungen, auch Volatilitäten genannt, führen oftmals zu erheblichen Beschaffungsrisiken.

Abb. 2: Marktpreisentwicklung am Beispiel des Strompreises Phelix-Base Year Future

Jedes Unternehmen muss sich in diesem Zusammenhang überlegen, wie es diese Beschaffungsrisiken sinnvoll minimieren kann. Das kann durch die Wahl eines geeigneten Beschaffungsmodells gewährleistet werden. Mögliche Beschaffungsmodelle sind:

  • Stichtagsbeschaffung: Der gesamte Energiebedarf für eine fest definierte Laufzeit wird vor Lieferbeginn zu einem fest definierten Preis eingekauft. Eine Stichtagsbeschaffung ist vor allem empfehlenswert, wenn das Preisniveau der Energieform auffällig niedrig ist und mit steigenden Preisen gerechnet wird. Das bedeutet: keine unterjährigen Budgetschwankungen im Lieferzeitraum und geteiltes Preisrisiko zwischen Abnehmer und Anbieter.
  • Gleitender Durchschnitt über einen festgelegten Beschaffungszeitraum: Der gesamte Energiebedarf für eine fest definierte Laufzeit wird vor Lieferbeginn zum kumulierten arithmetischen Mittelwert des Beschaffungszeitraums eingekauft und daraus ein fest definierter Preis ermittelt. Das bedeutet: keine unterjährigen Budgetschwankungen im Lieferzeitraum aber steigendes Preisrisiko für den Abnehmer.
  • Tranchenbeschaffung: Der gesamte Energiebedarf für eine fest definierte Laufzeit wird vor Lieferbeginn in möglichst günstigen Teilmengen (sog. Tranchen) beschafft. Aus ihrem arithmetischen Mittelwert ergibt sich der Gesamtpreis. Die Beschaffung der einzelnen Tranchen bietet eine hohe Flexibilität. Das bedeutet: keine unterjährigen Budgetschwankungen im Lieferzeitraum und geteiltes Preisrisiko zwischen Abnehmer und Anbieter.
  • Tranchenbeschaffung mit kombinierten Spotmarktprodukten: Ein Teil des Energiebedarfs für eine fest definierte Laufzeit wird vor Lieferbeginn in möglichst günstigen Teilmengen (sog. Tranchen) beschafft. Aus ihrem arithmetischen Mittelwert ergibt sich ein temporärer Gesamtpreis. Die Beschaffung der einzelnen Tranchen bietet eine hohe Flexibilität. Ein weiterer Teil des Energiebedarfs wird im Lieferzeitraum über den Spotmarkt bepreist. Das bedeutet: unterjährige Budgetschwankungen im Lieferzeitraum und steigendes Preisrisiko für den Abnehmer.
  • Portfoliomanagement mit Standardprodukten: Der gesamte Energiebedarf für eine fest definierte Laufzeit wird sowohl vor Lieferbeginn als auch während des Lieferzeitraums mit sogenannten Standardprodukten strukturiert. Das bedeutet: unterjährige Budgetschwankungen im Lieferzeitraum und weiter steigendes Preisrisiko für den Abnehmer

Neben den genannten Beschaffungsmodellen gibt es eine Vielzahl abgewandelter bzw. auch kombinierter Modellvarianten.

[1] European Energy Exchange AG: Phelix-Base Year Future.

2.1.2 Risikocontrolling bei der Energiebeschaffung

Um das Beschaffungsrisiko zu minimieren und Chancen besser nutzen zu können, ist eine permanente Marktbeobachtung der einzelnen Handelsplattformen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen unerlässlich. Innerhalb der Energiebeschaffung gibt es deshalb 2 Arten des Controllings: das Energiecontrolling und das Risikocontrolling.

Das Energiecontrolling in der Energiebeschaffung beinhaltet einerseits eine Prüfung und Auswertung der eingehenden Rechnungen vom Energielieferanten. Aus dem Energiecontrolling können andererseits auch gewisse Erwartungshaltungen an künftige Entwicklungen abgeleitet werden. Diese Erwartungshaltungen fordern ein geeignetes Risikocontrolling, damit sich die gewünschte Situation in Zukunft ergeben kann.

In diesem Zusammenhang ist es meist sinnvoll, ein Risikomanagementhandbuch zu erstellen, in dem Verantwortlichkeiten, Befugnisse, Vorgehensweisen und Rahmenbedingungen festgelegt werden. Gemäß der Thematik der Nachhaltigkeit gilt es im Risikomanagement, Prozessabläufe zu Ende zu denken. In diesem Bewusstsein wird auch deutlich, dass es kein reines Risikomanagement gibt, sondern vielmehr ein Chancen- und Risikomanagement, weil darin Chancen und Risiken als Abweichungen vom Plan aufgezeigt werden.

Die zu bewertenden Risiken sind beispielsweise:

  • Marktpreisänderungsrisiken,
  • gesetzliche Risiken,
  • politische Risiken,
  • personelle Risiken,
  • Modellrisiken,
  • operationelle Risiken,
  • Währungs- und Wechselkursrisiken,
  • Liquiditäts- und Kreditrisiken,
  • Lieferantenausfall- bzw. Gegenparteienrisiken,
  • Mengenänderungs- bzw....

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