Rz. 171

Der Cashflow stellt ein Maß dafür dar, in welcher Höhe das Unternehmen finanzielle Mittel aus eigener Kraft erwirtschaften konnte, ohne auf dritte Geldgeber zurückgreifen zu müssen.[1] Zum Teil wird der Cashflow nicht nur als Indikator für die Finanzkraft, sondern auch als Erfolgsindikator herangezogen.[2] Stets steht dabei die Kapitalflussrechnung im Mittelpunkt der Betrachtung. Mittlerweile sind eine Reihe von Cashflow-Kennzahlen entwickelt worden, die das Informationspotenzial der Kapitalflussrechnung ausschöpfen. Es ist theoretisch möglich, jeden Zahlenwert der Kapitalflussrechnung zu einer beliebigen Verursachungsgröße in Beziehung zu setzen. Ein direkter Vergleich der beschriebenen Kennzahlen mit den aus der Erfolgsanalyse ermittelten Kennzahlen ermöglicht die Überprüfung des Einflusses bilanzpolitischer Maßnahmen auf das Jahresergebnis und zeigt so die Jahresergebnisqualität auf. Zudem lassen sich aus einer Veränderung der absoluten Höhe des Cashflows und der beschriebenen Kennzahlen im zeitlichen Vergleich Schlüsse auf Entwicklungen der erfolgs- und finanzwirtschaftlichen Lage von Unternehmen ziehen.

[1] Vgl. zur Herleitung einer Kapitalflussrechnung und der verschiedenen Cashflow-Berechnungen "Kapitalflussrechnung/Cashflow Statement"; Eiselt/Müller, Kapitalflussrechnung nach IFRS und DRS 21, 2. Aufl. 2014, S. 109 ff.
[2] Vgl. z. B. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 298.

6.3.5.1 Cashflow-Rentabilitäten

 

Rz. 172

Mit Rentabilitätsanalysen kann die Profitabilität des untersuchten Unternehmens beurteilt werden, d. h., ob und inwieweit die unternehmerische Betätigung als Erfolg oder Misserfolg zu werten ist. Bei der Analyse von Kapitalflussrechnungen wird dazu eine Cashflow-Größe ins Verhältnis zu ihrer Verursachungsgröße gesetzt. In Anlehnung an die Erfolgsanalyse lässt sich entweder die Cashflow-Eigenkapitalrentabilität oder die Cashflow-Gesamtkapitalrentabilität ermitteln. Um die Gesamtkapitalrentabilität frei von Verzerrungen durch die Kapitalstruktur zu messen, müssen sowohl die gezahlten Ertragsteuern als auch die gezahlten Zinsen aus der Zählergröße – dem Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit – herausgerechnet werden:

 
Cashflow-GK-Rentabilität = Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit
vor Steuern u. Zinsen
Gesamtkapital

6.3.5.2 Innenfinanzierungsgrad

 

Rz. 173

Der Innenfinanzierungsgrad, z. T. findet sich die Bezeichnung "Cashflow-Investitionsdeckung", ist der Indikator für die Investitionskraft, d. h. die Fähigkeit des Unternehmens, Investitionen durchführen zu können, ohne den Geld- oder Kapitalmarkt in Anspruch nehmen zu müssen. Die Kennzahl wird wie folgt errechnet:

 
Innenfinanzierungsgrad = Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit
Cashflow aus Investitionstätigkeit
 

Rz. 174

Ein Innenfinanzierungsgrad von 100 % sagt aus, dass das Unternehmen seine gesamten Investitionen durch die Generierung liquider Mittel aus dem operativen Bereich finanzieren konnte. Bei einem Mehrjahresvergleich ist darauf zu achten, ob bei der Erwirtschaftung eines durchschnittlichen Cashflows aus sachverhaltsgestaltenden Erwägungen auf Investitionen verzichtet worden ist oder überdurchschnittlich hohe Investitionen getätigt wurden.

6.3.5.3 Wachstumsrate

 

Rz. 175

Unsicherheiten bezüglich eines hohen Innenfinanzierungsgrades können beseitigt werden, indem zusätzlich die Wachstumsrate betrachtet wird. Ein hoher Innenfinanzierungsgrad bei gleichzeitig hoher Wachstumsrate deutet auf ausreichend selbst finanzierte Investitionen hin. Die Wachstumsrate gibt an, ob ein Unternehmen wächst, stagniert oder an Substanz verliert. Demzufolge ist echtes Wachstum erst dann gegeben, wenn neben Ersatzinvestitionen auch Erweiterungsinvestitionen durchgeführt werden (Kennzahlenwert größer 1).[1] Zu beachten sind wieder unterschiedliche Investitionszyklen.

 
Wachstumsrate = Nettoinvestitionen in Sachanlagevermögen und immaterielle ­Vermögenswerte (ohne Geschäftseinheiten)
planmäßige Abschreibungen auf Sachanlagevermögen und ­immaterielle Vermögenswerte (ohne Goodwill)
[1] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 275 ff.

6.3.5.4 Dynamischer Verschuldungsgrad

 

Rz. 176

Der dynamische Verschuldungsgrad, auch z. T. als Cashflow-Tilgungszeit bezeichnet, drückt die theoretische Dauer der vollständigen Schuldentilgung in Jahren unter der Voraussetzung aus, dass ein gleichbleibender Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit in den Folgejahren in voller Höhe zur Rückzahlung genutzt wird.[1]

6.3.5.5 Cashflow-Marge

 

Rz. 177

Der Anteil der selbst erwirtschafteten Zahlungsmittel, der vom Umsatz übrig geblieben ist und für Finanzierung, Schuldentilgung und Ausschüttungen zur Verfügung steht, wird durch die Cashflow-Marge oder auch Cashflow-Umsatzrate ermittelt:[1]

 
Cashflow-Marge = Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit
Umsatz
 

Rz. 178

Durch den Cashflow aus Umsatz wird die Liquiditätskraft des Umsatzes zum Ausdruck gebracht. Er verdeutlicht, wie viel dem Unternehmen pro Einheit Umsatz an zahlungswirksamem Überschuss verbleiben. Die Cashflow-Umsatzrate weist alle Vorzüge der Umsatzrendite bei der Erfolgsanalyse au...

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