Schlechte Arbeitsbedingungen in der Türkei fordern viele Tote

Im internationalen Vergleich ist die Türkei eines der gefährlichsten Länder, was die Arbeitsbedingungen angeht. Nur in Algerien und El Salvador ereignen sich mehr tödliche Arbeitsunfälle. Allein im Juli starben 110 Menschen bei der Arbeit.

Im September findet in Istanbul der 19. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz statt. Da schlägt die Meldung von über Hundert toten Arbeitern in einem Monat wie ein Donnerschlag ein. Schon in den Monaten und Jahren davor waren die Zahlen erschreckend hoch. In den vergangenen zwölf Jahren starben in der Türkei 12.286 Menschen bei Arbeitsunfällen. Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) fordert deshalb, dass das Recht der Arbeitnehmer auf ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld als grundlegendes Menschenrecht anerkannt wird.

Wenn es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen geht, tut sich die Türkei schwer

Die türkische Sozialversicherungsanstalt (SGK) nennt eine weitere erschreckende Zahl: täglich ereignen sich 172 Arbeitsunfälle mit durchschnittlich drei Toten. Die Türkei ist das gefährlichste Land in Europa, was die Arbeitsbedingungen angeht. Und Gefahren am Arbeitsplatz lauern überall. Besondere Knackpunkte sind immer wieder mangelhafte Hygiene- und Sicherheitsbedingungen.

Soziales Gefälle erhöht Risiko zusätzlich

Da das Land ein starkes soziales Gefälle aufweist, sind viele Anwohner aus dem unterentwickelten Südosten auf Saisoneinsätze in der Schwarzmeer-Region angewiesen. Während der vier Sommermonate ziehen sie mit ihren Familien dorthin. Die Bedingungen bei diesen Einsätzen sind vor allem in folgenden Bereichen schlecht:

  • Die Reise ist anstrengend und birgt ein hohes Risiko an Verkehrsunfällen.
  • Die Ansteckungsgefahr von übertragbaren Krankheiten ist hoch.
  • Die Unterkünfte sind fast immer ungesund und unsicher.
  • Für die Kinder bedeutet die Zeit keine Schule, sondern häufig Kinderarbeit.
  • Gegen Kontamination etwa mit Pestiziden stehen in den seltensten Fällen Schutzausrüstungen zur Verfügung.
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