Digitalisierung: Arbeitszeitgesetz passt nicht mehr

Eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und des Karrierenetzwerks XING zeigen, dass das Arbeitszeitgesetz an vielen Punkten nicht mehr passt. So verbringen Arbeitnehmer beispielsweise mehr als 5 Stunden pro Woche in ihrer Freizeit mit beruflichen Aktivitäten.

Für die repräsentative Umfrage wurden 1.809 Beschäftigte zwischen 25 und 54 Jahren sowie weitere 1.967 Mitglieder des sozialen Netzwerkes für berufliche Kontakte, XING, zum Arbeiten in Deutschland befragt. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das aktuelle Arbeitsrecht und besonders das Arbeitszeitgesetz im beruflichen Alltag auf eine Realität treffen, in der die Vorgaben nicht mehr passen.  

Wie soll man Arbeitszeit erfassen ohne festen Arbeitsplatz?

Nur 66 % der befragten Arbeitnehmer geben an, feste Arbeitszeiten zu haben. Von den XING-Mitgliedern arbeiten sogar nur 45 % zu festen Zeiten. Zudem sagen 54 % der Beschäftigten und 67 % der XING-Befragten, dass sie mindestens die Hälfte ihrer Tätigkeiten auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erledigen könnten. Vor allem die Digitalisierung ermöglicht es Arbeitsort und Arbeitszeiten flexibel an die jeweiligen Anforderungen anzupassen.

Laut Arbeitszeitgesetz lässt sich Arbeitszeit eindeutig messen. Doch umso weniger die Beschäftigten an einem festen Arbeitsplatz tätig sind, umso schwerer lassen sich Arbeitszeit als auch Arbeitszeitüberschreitungen erfassen. Doch wie können Arbeitnehmer dann vor Überlastungen geschützt werden?

Arbeitszeit in Zeiten der Digitalisierung

In der IZA/XING-Studie geben über 41 % der Arbeitnehmer an, in ihrer Freizeit mehr als 2 Stunden pro Woche berufliche Dinge zu erledigen. Dabei lesen oder beantworten sie dienstliche E-Mails oder beschäftigen sich mit beruflichen Informationen und Fachliteratur. Bei den XING-Mitgliedern sind es sogar mehr als 58 %.

Berücksichtigt man alle Antworten auf die Frage „Wie viele Stunden pro Woche verbringen Sie in Ihrer Freizeit mit Tätigkeiten, die eigentlich Ihrer regulären Arbeitszeit zuzuordnen sind?“, kommt man je Arbeitnehmer auf durchschnittlich 5 Stunden.

Ein Unterschied ist übrigens zwischen den Geschlechtern zu erkennen. Von den befragten Männern verbringen 67 %, aber nur 50 % der Frauen einen Teil ihrer Freizeit mit beruflichen Aktivitäten. Die Forscher gehen davon aus, dass dies am jeweiligen Tätigkeitsprofil liegt, aber auch daran, dass Frauen durch die zusätzliche Hausarbeit daheim weniger Zeit für Berufliches haben.

Arbeitszeiten in Zeiten der Digitalisierung

Die Auswertung der Studie zeigt auch,

  • dass flexible Arbeitszeitregelungen, wie sie durch das bestehende Gesetz möglich wären, bei weitem nicht ausgeschöpft werden,
  • dass selbständige Arbeit und abhängige Beschäftigung einander immer ähnlicher werden.

Wenig zeitgemäß und hilfreich sei, so IZA-Chef Prof. Hilmar Schneider, z. B. das Verbot, E-Mails außerhalb der offiziellen Bürozeiten zu bearbeiten. Das sei weder angemessen noch führt es dazu, dass Arbeitnehmerschutz ernst genommen wird. Außerdem verlocken Verbote immer zum Brechen.