Die Pflege von einem Angehörigen ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch körperlich und psychisch sehr belastend. Erschwerend kommt hinzu, dass das Thema Pflege in vielen Kreisen immer noch tabuisiert wird. Häufig wagen es die Betroffenen nicht, an ihrer Arbeitsstelle von den Belastungen z. B. durch einen demenzkranken Angehörigen zu erzählen. Der Pflegende versucht stattdessen, weiterhin hundertprozentig am Arbeitsplatz zu funktionieren und vollen Einsatz zu bringen.

Häufig quälen den Mitarbeiter auch Existenzängste, weil eine Pflegesituation oft auch eine finanzielle Mehrbelastung mit sich bringt. Eine weitere Belastungssituation entsteht, wenn der pflegebedürftige Angehörige nicht in der gleichen Stadt wohnt und die Pflege damit aus der Ferne organisiert werden muss. Die Tatsache, dass man nicht in der Nähe eines lieben Angehörigen sein kann, belastet neben den strukturellen Gegebenheiten auch die Nerven und das Gemüt.

Die Folgen für die Gesundheit der pflegenden Angehörigen sind enorm:

  • 17 % der pflegenden Angehörigen leiden an Depressionen (bei Demenzerkrankungen bis zu 35 %).
  • Die Zahl der chronischen und schwerwiegenden Krankheiten bei pflegenden Angehörigen ist bis zu 51 % höher als bei einer Vergleichsgruppe.
  • Pflegende Angehörige leiden häufig unter dem Burnout-Syndrom.[1]

Auch Arbeitgeber spüren die Auswirkungen der Doppelbelastung durch Pflege und Beruf auf Ihre Mitarbeiter:

  • Der Arbeitgeber leidet häufig unter einer reduzierten Leistungsfähigkeit und hohen Fehlzeiten seines Mitarbeiters. Oftmals gehen wichtige Mitarbeiter dem Unternehmen ganz verloren.
  • Es entstehen hohe betriebliche Folgekosten von über 14.000 EUR pro Jahr für jeden pflegenden Mitarbeiter (Abb. 4).[2]

    Abb. 4: Betriebliche Folgekosten aufgrund mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

  • 71 % der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt – häufig von erwerbstätigen Angehörigen neben der Arbeit.[3]
  • Mehr als 75 % der pflegenden Angehörigen geben an, dass sie die Pflege eher stark oder sogar sehr stark belastet.[4]
[1] SBK: Studie: Pflegende Angehörige sind häufiger krank …, 2011.
[2] FFP: Betriebliche Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, 2011.
[3] Institut für Demoskopie Allensbach: Studie Frauen der Sandwich-Generation, 2015.
[4] WSI: GenderDatenPortal, 2013.

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