Inzwischen gibt es einige Tools, die das Scaling erleichtern sollen. Eine Übersicht hierzu enthält die Scaling-Handlungsanleitung des Umweltbundesamts.[1]

 
Praxis-Tipp

Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale" verwenden

Ein Vergleich der Instrumente zeigt, dass sie unterschiedlich strukturiert sind und außerdem für die gleichen expositionsbestimmenden Größen oft unterschiedliche Bezeichnungen verwendet werden. Dies kann bei den Anwendern zur Verunsicherung führen. Daher empfehlen wir, für das umweltbezogene Scaling durch die Anwender von Chemikalien eine einheitliche Form zu verwenden: das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale". Das Tool ist im Internet frei verfügbar.[2]

Abb. 1 zeigt, wie das Kalkulationsblatt "REACH Scale" für das Beispielprodukt "Lederplex 900" aussieht.

Abb. 1: Das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale"

Für dieses Produkt hat der Lieferant die max. mögliche Einsatzmenge pro Tag unter festgelegten Bedingungen bestimmt. Sie beträgt 570 kg/Tag.

Im Instrument "REACH Scale" kann der Anwender jetzt die folgenden Scaling-Größen eingeben:

  • Den Volumenstrom des Vorfluters. Verwendet wird hier der mittlere Niedrigwasserabfluss MNQ. Er kann bei der zuständigen Behörde erfragt werden, z. B. bei der unteren Wasserbehörde.
  • Den Volumenstrom der Kläranlage. Er kann vom Kläranlagenbetreiber erfragt werden.
  • Die Wirksamkeit der betrieblichen Emissionsminderungsmaßnahmen.
  • Den Anteil der Einsatzmenge des Stoffes, der im Prozess verbraucht wird. Dies wird mitbestimmt vom "Fixiergrad" bzw. der "Auszehrung".
  • Die Verringerung des Stoffeintrags in der Kläranlage. Dies kann durch mechanische Entfernung, durch Abbau, durch Adsorption an den Klärschlamm oder durch Freisetzung in die Luft erfolgen.
 
Achtung

"Versteckte Emissionen"

Wenn Restflotten ins Abwasser gelangen oder Stoffeinträge bei der Anlagenreinigung auftreten, kann es auch bei Stoffen mit hohem Fixiergrad zu größeren Einträgen ins Abwasser kommen! Die im Prozess verbrauchte Menge ist dann niedriger, als es der Fixiergrad erwarten lässt. Hierzu sollten in den Scaling-Hilfen Angaben zur Verfügung stehen.

Als Ergebnis erhält der nachgeschaltete Anwender die Information, welche Menge des Produktes er pro Tag max. einsetzen kann. Bei seltenen Anwendungen kann eine 10-fach höhere Menge eingesetzt werden. "Selten" bedeutet: weniger als 1 x/Monat, für weniger als 24 Stunden. Bei allen hier genannten Parametern kann davon ausgegangen werden, dass zumindest in einem bestimmten Umfang ein linearer Zusammenhang zwischen dem Parameter und der später zu erwartenden Umweltkonzentration gegeben ist.

 
Wichtig

Obergrenzen für Scaling-Parameter

Das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale" zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Es sind Obergrenzen eingezogen. Hierdurch ist sichergestellt, dass für die Scaling-Parameter nicht beliebige Werte eingesetzt werden können.

In Tab. 1 werden die Obergrenzen genannt.

 
  Parameter Obergrenze
1 Verbrauch des Stoffes im Prozess 99,9 %
2 Wirksamkeit betrieblicher Risikominderungsmaßnahmen 99,5 %
3 Stoffreduktion in der Kläranlage 99,9 %
4 Abwasservolumen des Vorfluters (mittlerer Niedrigwasserabfluss MNQ) max. 2.000.000 m3/Tag

Tab. 1: Obergrenzen für die Eingabewerte im Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale"

Wenn bei der Eingabe eine Obergrenze überschritten wird, erfolgt ein Hinweis auf Grenzüberschreitung. In diesem Fall ist eine Neueingabe des Wertes erforderlich.

 
Wichtig

Ausgangspunkt sind die produktspezifischen Werte

Ausgangspunkt für das Kalkulationsblatt "REACH Scale" sind die produktspezifischen Werte, die der Registrierer des Stoffes bzw. der Formulierer für das jeweilige Produkt ermittelt hat. Er setzt diese Werte für sein Produkt in "REACH Scale" ein und bekommt so eine produktspezifische Tabelle für den Anwender. In Abb. 1 wurde die Tabelle für Lederplex 900 gezeigt. Für ein Produkt mit anderen Inhaltsstoffen sind die Werte in der Tabelle anders. Aber die Tabelle hat dieselbe Struktur.

"REACH Scale" ist speziell für das Scaling durch nachgeschaltete Anwender von Chemikalien vorgesehen. Scaling kann hier auch zur Abschätzung der Umweltexposition eingesetzt werden. Es sind auch Scaling-Hilfen für die Abschätzung der inhalativen Exposition und der dermalen Exposition des Menschen am Arbeitsplatz entwickelt worden. Ausgangspunkt des Scalings sind in jedem Fall die Ergebnisse der Expositionsabschätzungen, die vom Registrierer durchgeführt worden sind. Die oben dargestellte Ausführung von "REACH Scale" für das Produkt "Lederplex 900" ist öffentlich kostenfrei verfügbar.[3]

Damit Registrierer und Formulierer ihren Kunden produktspezifische Ausführungen von "REACH Scale" zur Verfügung stellen können, steht eine Formatvorlage zur Verfügung ("REACH Scale" Vorlage). Diese Excel-Datei enthält zusätzliche Registerblätter für die automatische Erstellung spezifischer Scaling-Hilfen.

 
Praxis-Tipp

Scaling-Hilfe für Gemische

Es gibt beim Umweltbundesamt außerdem eine erweiterte Fassung der Formatvorlage (REACH Scale F Umwelt Vorlage). Sie führt zu einer S...

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